
Langes Fronleichnamswochenende im Mai 2018 und eine Schwester, die spontan (und mutig ;-) genug ist, mich für 5 Tage nach Oberstdorf zu begleiten. Es ist noch früh im Jahr und wir wollen ein paar einfache und vor allem kürzere Touren machen. Geplant ist für den ersten Tag das Fellhorn und die Kanzelwand, die weiteren Tage sind noch nicht festgelegt. Rubinhorn und hoher Ifen sind denkbare Ziele, vielleicht ja auch der große Widderstein...
1. Tag
Donnerstag, 31.05.2018
Die spinnen die Bayern! Um 6.10 Uhr spielt in der Nähe eine Blaskapelle auf! Fronleichnamsprozession? Schützenfest? Egal, wir sind wach und können dann eigentlich auch zur ersten Wanderung aufbrechen 😀. Nach einem kurzen Frühstück sind wir um 7.00 Uhr bereit zum Aufbruch (7.00 Uhr).

Pünktlich um 7.30 Uhr starten wir am Parkplatz Renksteig, Ziel heute ist das Fellhorn. Wir wählen die Route über den Freibergsee und das Söllereck. Das Wetter ist derzeit noch traumhaft! Nach ca. 30 Minuten erreichen wir den Freibergsee. Die Skiflugschanze und die schneebedeckten Berge machen das Panorama perfekt!

Oberhalb des Sees geht es in den Wald, der Weg steigt steil an und wir kommen das erste mal ins
schwitzen. Nach gut einer Stunde erreichen wir die Alm Hochleite, laufen aber weiter (8.30 Uhr).
Nach einer weiteren Stunde erreichen wir die Sölleralpe auf 1.500m. Hier genehmigen wir uns eine
Schorle und rasten kurz in der Sonne. Diese scheint mittlerweile aus wolkenlosem Himmel. (9.30 Uhr). Ab hier steht uns ein weiter steilerer Aufstieg bevor, den wir in der prallen Sonne angehen. Auf Hälfte der Strecke auf den Fellhorngrat löst sich bei Annas Bergstiefel die rechte Sohle! Zum Glück ist noch eine zweite Untersohle vorhanden, sodass es erstmal weiter geht...

Der Weg auf dem Fellhorn Grat ist traumhaft mit herrlichen Blicken auf die umliegenden Gipfel. Mittlerweile löst sich bei Anna auch die andere Sohle, abenteuerlich! Die Gondel ist in Betrieb und es kommen uns viele anderer "Wanderer" entgegen, teilweise mit Turnschuhen oder Sandalen! Nach schnellen 4.25 Stunden erreichen wir etwas erschöpft den Gipfel des Fellhorn auf 2.050m. Hier gibt's erstmal eine ordentliche Brotzeit in der Sonne 12.00 Uhr).




Nach kurzer Rast entscheiden wir doch noch weiterzugehen Richtung Kanzelwand. Der Weg ist
relativ eben und wir hoffen, dass Annas Schuhe irgendwie halten. Nach einer knappen Stunde erreichen wir die Bergstation der Kanzelwand-Bahn am Fuß der Kanzelwand (13.00 Uhr).

Eigentlich wollte Anna sich in der Bergstation der Kanzelwand-Bahn bei Kaiserschmarrn und Weizen von den Strapazen erholen, aber der Gipfel ist einfach zum Greifen nah. "Was soll Schlimmeres passieren als das die Schuhe ganz auseinander fallen?" Stimmt eigentlich, und so lenken wir unsere Schritte Richtung Gipfel (13.00 Uhr)

Summit! Es ist tatsächlich geschafft! Nach kurzem aber knackigen Anstieg erreichen wir den
Gipfel der Kanzelwand. Wir sind froh, unser Tagesziel trotz dieser widrigen Umstände erreicht zu haben und bleiben eine Weile am Kreuz sitzen und genießen die Aussicht (13.30 Uhr).

Wir erreichen gegen 14.00 Uhr das Bergrestaurant der Kanzelwand-Bahn und holen uns erstmal ein paar kühle Drinks. Es war ein perfekter erster Tag mit genialem Wetter und zwei erreichten Gipfeln. Es zieht merklich zu und fängt wohl bald an zu regnen, wir gondeln ab und sind um 15.00 Uhr unten im Tal in Riezlern (Österreich). Jetzt geht's mit dem Bus zurück nach Oberstdorf (15.00 Uhr).
Back in town! Es hat angefangen zu regnen und zu donnern, das Gewitter war auch für den Nachmittag angekündigt. Wir holen unser Auto am Parkplatz Renksteig ab, wo wir heute morgen um 7.30 Uhr gestartet sind und erreichen um 16.00 Uhr wieder unsere Bude. Jetzt gibt's nen frühes Abendessen und wohl auch eine frühe Bettruhe, morgen früh wollen wir auf den großen Daumen
(2.280m).
2. Tag
Freitag, 01.06.2018
Wir sind um 06.00 Uhr auf den Beinen, der Blick nach draußen bringt viele Wolken. Heute müssen wir uns wohl auch auf Regen einstellen. Da Anna jetzt nur noch leichte Trekkingschuhe hat und auf dem großen Daumen noch viele Schneefelder sind, wollen wir heute auf den Oberstdorfer Hausberg Rubinhorn steigen.

Oberhalb der Skiflugschanze steigen wir in den Tobelweg ein. Der Weg führt wunderbar am
Faltenbach entlang und wir kommen zügig voran. Nach einer guten Stunde erreichen wir bereits die Station Seealpe auf 1.235m und sind froh, für die 450 Höhenmeter nicht die Gondel genommen zu haben, wir hätten einiges verpasst! Wir rasten kurz und brechen dann Richtung Gipfel auf, von hier aus sind es noch gut 2,5 Stunden (8.20 Uhr).

Nach 45 Minuten treten wir aus dem Wald und stehen schon fast unterhalb des Gipfel, allerdings sind es sicherlich noch über 500 Höhenmeter. Wir stärken uns kurz für den ab hier knackigen Anstieg und genießen die erste blicke ins Tal (9.00 Uhr).


Der Weg schlängelt sich in relativ steilen und unzähligen Serpentinen bergan. Wir bleiben immer
wieder kurz stehen um Luft zu holen. Im letzten Teil wird es nochmal kraxelig, aber gerade diese Passagen machen einfach richtig Spaß!

Wir kraxeln über den Grat und erreichen um 10.15 Uhr nach 3.25 Stunden den Gipfel. Das Panorama ist traumhaft in alle Richtungen, der Blick auf Oberstdorf gigantisch. Uns empfangenen drei junge Burschen, die uns erst einmal Ritter Sport Marzipan anbieten - ein Traum!


Auf dem Rubinhorn steht das Kreuz übrigens auf dem 15m niedrigeren Nebengipfel. Natürlich müssen wir den höchsten Punkt auch besuchen und brechen dann um 11.00 Uhr zum Abstieg
auf. Wir nehmen allerdings einen anderen Weg zurück, der Abstieg erfolgt über den Gaisalpsee und die Gaisalpe, wo wir später einkehren wollen (11.00 Uhr).

Nach kurzer Kraxelei geht der Weg in einen schmalen Pfad über, der sich in langen Serpentinen den Hang hinunter schlängelt. Uns kommen noch einige Wanderer entgegen die offensichtlich erst deutlich später aufgebrochen sind. Nach ca. 1 Stunde erreichen wir den wunderbar gelegenen Gaisalpsee, an dem wir eine kurzer Rast einlegen. Von dieser Seite sieht das Rubinhorn deutlich schroffer und steiler aus.

Nach zwei Stunden Abstieg erreichen wir die Gaisalpe. Hier genehmigen wir uns erstmal ein Weizen und Käsebrot, von hier ist es nicht mehr weit! Eigentlich wollten wir nur bis Reichenbach und dann mit dem Bus zurück nach Oberstdorf. Jetzt überlegen wir, den Weg über den Wallraffsweg doch zu Fuß zurück zu legen, was eine zusätzliche Stunde bedeuten würde (13.15 Uhr).

Wir haben uns gestärkt und fühlen uns noch fit! Wir entscheiden uns die Tour komplett zu laufen und auf den Bus zu verzichten. Der Weg zweigt kurz unterhalb der Hütte Richtung Oberstdorf ab und nennt sich Wallraffsweg. Zunächst geht es allerdings zu unserer Verwunderung leicht bergan, bevor es dann auf einem komfortablen und breiten Weg durch den Wald geht.

Unterwegs treffen wir die drei Jungs vom Gipfel wieder, die offensichtlich eine ähnliche Tour wie wir gemacht haben und in die entgegengesetzte Richtung gelaufen sind - witzig. Wir begrüßen uns freundlich und quatschen kurz, bevor wir uns auf die letzten Meter ins Tal machen. Zwischendurch gibt der Wald immer wieder den Blick frei auf Oberstdorf.

Nach insgesamt 8.25 Stunden erreichen wir wieder unser Quartier. Uns Schmerzen die Füße und wir sind jetzt doch ziemlich geschafft. Mit Blick auf unser Höhenprofil allerdings auch verständlich!
3. Tag
Samstag, 02.06.2018
Der große Daumen ist aktuell noch nicht erreichbar, zu viel Schnee auf dem Übergang "Koblat". Wir fahren ins Kleinwalsertal nach Mittelberg und wollen dort das Grünhorn über einen 4km langen Gratweg besteigen. Das Wetter ist perfekt, blauer Himmel und Sonne. Wir starten um 8.30 Uhr an der Talstation in Mittelberg.

Wir starten an der Gipfelstation der Bahn und entscheiden uns für die Grat über die Ochsenfurter
Köpfe rüber zum Grünhorn. Die Schilder "nur für Geübte" weisen uns den Weg.

Was für ein wunderbarer Weg! Gegen 10.45 Uhr erreichen wir den erster der beiden Ochsenfurter Köpfe und rasten. Unten auf dem einfacheren Wanderweg ziehen die Karawanen von Menschen entlang, hier oben sind wir fast alleine.


Nach ca. 2 Stunden erreichen wir das Ende des insgesamt 4km langen Grats. Hier Zweigen die Wege in verschiedene Richtungen ab, wir wollen noch das Grünhorn besteigen und lenken unsere Schritte Richtung Gipfel. Wir müssen einige Schneefelder queren und erreichen dann einen schmalen, sehr steilen Pfad der auf den Gipfel führt. Um Punkt 12 erreichen wir den Gipfel auf 2.039m.

Wir entscheiden uns, auf einem anderen Weg zurück zu gehen und laufen über den Grat weiter Richtung Starzeljoch. Dieser Abschnitt ist nochmal etwas spektakulärer als heute Vormittag, der Weg ist äußert schmal und ausgesetzt, die Aussicht dafür ideal. Zudem kreuzen wir noch einmal ein großes Schneefeld, welches uns aber vor keine großen Probleme stellt.

Auf dem letzten Abschnitt des Grats fängt es an zu regnen und zu hageln. Wir legen schnell unsere Regenjacken an und laufen zügig weiter. Bei Nässe ist dieser Teil nochmal etwas komplizierter zu gehen, die Steine sind glatt und wir müssen uns nochmal voll konzentrieren. Nach kurzer Zeit wird es aber wieder trocken und wir verlassen den Grat am Starzeljoch und laufen in kleinen Serpentinen bergan. Der Weg ist durch Lawinenabgänge in einem schlechten Zustand und schwierig zu gehen, nach weiteren 20 Minuten erreichen wir die Alpe Stierhof, an der wir eine Rast einlegen.

Unmittelbar hinter der Hütte zweigt der Weg rechts nach Baad ab. Zunächst geht es über eine breite Wiese und dann in einen schönen Wald. Der Pfad schlängelt sich wunderbar durch
den Wald, der an einigen Stellen aber noch deutliche Spuren von Winter aufweist. Hier haben Lawinen und Geröll einiges an Schaden angerichtet.

Wir treten aus dem Wald heraus und wandern durch Blumenwiesen in den kleinen Talort Baad. Ab hier führt der Baader Höhenweg zurück nach Mittelberg, unser heutiges Endziel.

Nach insgesamt 6,5 Stunden erreichen wir doch wieder ziemlich erschöpft unser Auto in Mittelberg. Es war eine fabelhafte Tour, die zwischendurch auch einiges an Spannung bot. Im
Nachhinein sind wir doch froh, dass der große Daumen aufgrund des Schnees nicht möglich war, so haben wir einen wunderbaren Tag gehabt (16.00 Uhr).
Bei traumhaftem Wetter verlassen wir etwas wehmütig Oberstdorf. Es war definitiv nicht das letzte mal hier, es ist einfach zu wunderschön hier und zu viele Berge sind noch nicht bestiegen. Vielleicht klappt es ja in diesem Jahr nochmal...
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