
Die Steinbocktour führt uns von der Fellhornbahn über die Fiderepasshütte, die Mindelheimer Hütte, die Widdersteinhütte und die Rappenseehütte zurück nach Oberstdorf.
1. Etappe
Start: Fellhorn Bergstation (1.967m)
Ziel: Fiderepasshütte (2.070m)
Die Tour beginnt! Um 13.30 Uhr erreichen wir die Talstation der Fellhornbahn und gondeln rauf. Von unten wäre die Gehzeit ca. 6 Stunden, das ist für heute nicht machbar. Vom Fellhorn aus sind es ca. 3,5 Stunden, das sollte als Auftakt machbar sein!
Das Wetter ist traumhaft und wir sind voller Vorfreude 😁

Um Punkt 14.00 Uhr sind wir startklar und laufen bei sonnigen Wetter leicht bergab Richtung
Fellhorn. Auf diesem Teil sind noch viele Gondel-Touristen unterwegs, das wird sich aber sicher bald ändern. Nach 20 Minuten erreichen wir die Teilsohle, geradeaus geht's hoch Richtung Kanzelwand, links zweigt der Weg zur Fiderepasshütte ab. Wir folgen dem schmalen Pfad der sich schön über den bewachsenen Hang schlängelt und immer wieder etwas Schatten spendet.

Nach einer guten Stunde erreichen wir ein kleines Hochtal, welches wir komplett umrunden müssen. Der Aufstiegsweg zur Hütte führt hinter einer Kuppe weiter hinauf, wir haben jetzt ca. die Hälfte des Weges geschafft und machen eine kurze Rast im Schatten.


Nach kurzer Rast brechen wir zum letzten Anstieg für heute auf. Der Weg führt um den Hang in einen Talkessel. Hier steilt das Gelände deutlich auf und wir kommen ordentlich ins schwitzen. Die
Nachmittagssonne hat noch ordentlich Kraft aber wir genießen hier das gute Wetter, dies soll sich die nächsten Tage deutlich verschlechtern.



Wir erreichen die Hütte, beziehen unser Lager und nehmen eine schnelle Dusche. Das Wetter ist noch mega und wir setzen uns zum Essen auf die Terrasse in die Sonne - so lässt es sich aushalten. Das Essen ist super, der Ausblick herrlich, so lassen wir den Abend ausklingen. Zeitig geht's ins Bett, wir sind
schon erschöpft von der Länge Anreise und der ersten Etappe und morgen steht ein langer Tag bevor: der Übergang ins Kleinwalsertal zur Widdersteinhütte!
2. Etappe
Start: Fiderepasshütte (2.070m)
Ziel: Widdersteinhütte (2.009m)
Nach einer relativ ruhigen Nacht im Lager sind wir um 6.45 Uhr beim Frühstück. Es gibt leckeres und vor allem großes Hüttenmüsli und einen Pott Kaffee. Wir sind noch etwas verschlafen, brechen dann aber um 7.15 Uhr auf. Noch ist das Wetter traumhaft, ab Mittag soll es aber regnerisch werden.


Wir müssen direkt in eine relativ steile Flanke einsteigen, in steilen Serpentinen geht der Pfad hinauf zur Fiderescharte. Nach einer guten halben Stunde sind wir oben, uns erwartet ein traumhafter Blick auf die andere Talseite und zurück zur Hütte. Die Sonne scheint jetzt aus fast
wolkenlosen Himmel und wir genießen die Aussicht.


Wir verweilen nur kurz und schlagen dann den Weg hinunter ein. Dieser führt zunächst relativ steil über den sogenannten Saubuckel hinunter. Wir kommen zügig voran und erreichen nach einer weiteren halben Stunde eine kleine Senke. Hier gibt's einen beeindruckenden Blick zurück auf die hohen Felswände. Der Weg zweigt dann scharf rechts ab und wir begeben uns auf den Krumbacher Höhenweg, der uns direkt zu unserem Etappenziel der Mindelheimer Hütte führt.

Nach zügigen 2.45 Stunden erreichen wir die Mindelheimer Hütte, hier machen wir erstmal Pause. Es gibt Bergsteigergetränk und Nüsse und wir genießen die wärmende Sonne. Unser Tagesziel die
Widdersteinhütte liegt noch 3 Stunden entfernt, wir überlegen auf dem Weg noch das Gaishorn zu besteigen, dies würde lediglich 30 Minuten Umweg bedeuten...


Wir brechen nach kurzer Rast wieder auf, wir haben noch einige Meter zu gehen. Oberhalb der Hütte führt der Weg zunächst bergan auf eine kleine Anhöhe und quert dann in ein lang gezogenes Tal unterhalb des wuchtigen Liechelkopf. Das Wetter hält nach wie vor und wir sind guter Dinge.

Der Weg steilt nun noch einmal merklich auf und wir erreichen nach kurzem, knackigen Aufstieg einen Sattel, wo wir eine kurze Trinkpause einlegen. Von hier sind es dann doch noch 50 Minuten bis auf das Gaishorn, vielleicht doch ein zu großer Umweg? Immerhin müssen wir ab hier noch
gut 2,5 Stunden bis zu unserem Tagesziel der Widdersteinhütte. Wir beschließen, noch ein Stück vorzulaufen und am nächsten Abzweig zu entscheiden. Der Himmel zieht mittlerweile doch etwas zu, für den Nachmittag sind starke Regenschauer angekündigt.

Irgendwie hatte ich den Weg aufs Gaishorn etwas kürzer in Erinnerung, der Blick Richtung Gipfel offenbart einen Aufstieg von sicherlich 30 Minuten. Es ist gerade Mal 12 Uhr und wir haben Lust, den ersten Gipfel auf dieser Tour zu machen, so entscheiden wir uns für den Aufstieg. Die
Rucksäcke lassen wir allerdings etwas oberhalb vom Abzweig liegen, sodass wir zumindest Mal für eine Stunde ohne Rucksack laufen können.

Der Weg zieht sich ganz ordentlich und ich hatte in auch etwas einfacher in Erinnerung. So geht es in steilen, schottrigen Kehren empor. Die Aussicht ist allerdings bereits während des Aufstiegs traumhaft, die Mindelheimer Hütte kommt nochmal in unser Sichtfeld. Nach insgesamt 30 Minuten
kommt die Spitze des Gipfelkreuzes in Sicht und wir erreichen nach kurzer Zeit den ersehnten höchsten Punkt auf 2.366m.


Der Aufstieg hat sich gelohnt, eine tolle Aussicht bietet sich in alle Richtungen. Wir tragen uns ins Gipfelbuch ein und genießen die Aussicht. Von hier oben sieht man bereits den weiteren Weg Richtung Widdersteinhütte, dieser führt im Zickzack über eine Hochebene, das sogenannte
Koblatt.

Der Abstieg führt auf dem gleichen Weg zurück und wir erreichen nach einer halben Stunde wieder unsere Rucksäcke. Passend fängt es an zu regnen und wir werden schnell unsere Regenjacken über. Wir stärken uns noch schnell mit Riegeln und Nüssen und steigen dann weiter Richtung Koblatt ab. Hier erreichen wir eine wunderbar bewachsene Hochebene, die in bunten Herbstfarben leuchtet. Der Weg schlängelt sich Kreuz und quer über die Hochebene immer im leichten auf und ab. Mittlerweile merken wir, dass wir bereits fast 7 Stunden unterwegs sind und sind froh, bald auf der Hütte zu sein. Immerhin hat es wieder aufgehört zu regnen und wir laufen wieder im T-Shirt.


Der Weg ist wunderschön, aber so richtig genießen können wir das ganze jetzt hier nicht mehr. Wir spielen das alte "hinter der nächsten Kuppe muss die Hütte sein, ich bin mir sicher" Spiel, dies
macht aber nach einigen Runden auch keinen Spaß mehr. Ein Hügel nach dem nächsten muss überquert werden und es kommt und kommt keine Hütte in Sicht. Zu allem Überfluss fängt es auch nochmal kräftig an zu regnen. Uns kommen einige Wanderer entgegen, die die Entfernung zur Hütte auf 30 Minuten taxieren. In Anbetracht der mittlerweile 8 Stunden dauernden Wanderung keine richtig gute Nachricht. Aber es nützt nix und wir werden die letzten Meter auch noch bewältigen!


Nach 8,5 Stunden sind wir endlich da. Zunächst kommt eine rote Fahne, dann die Widdersteinhütte in Sicht, die wirklich traumhaft am Fuße des 2.522m hohen Widdersteins liegt. Der Hüttenwirt dieser kleinen Schutzhütte begrüßt uns freundlich und unsere Laune steigt wieder an. Jetzt schnell unser Lager beziehen und die nassen Klamotten ablegen!

Die Widdersteinhütte ist wirklich zauberhaft: gerade mal 25 Betten bietet diese private Hütte, im kleinen Schrankraum lodert ein Feuer im Kamin und wir wärmen uns nach dem Regen erstmal auf. Es gibt leckeren Mohnkuchen und Kaffee und unsere Lebensgeister kehren zurück. Leider hat die
Hütte keine Dusche, sodass wir nur eine schnelle Katzenwäsche machen und uns dann zum Abendessen wieder in den gemütlichen Schankraum niederlassen.

Wir genießen den Abend in geselliger Runde bei leckerem Essen und Uno. Allerdings beziehen wir früh unser Lager, morgen steht uns ein recht langer Übergang zur Rappenseehütte bevor.
3. Etappe
Start: Widdersteinhütte (2.009m)
Ziel: Rappenseehütte (2.091m)
Nach einer unruhigen Nacht im Lager (starker Schnarcher) bekommen wir zumindest ein gutes Frühstück. Das Wetter hat sich deutlich verschlechtert, es regnet und ist ziemlich bewölkt. Der Widderstein ist bei diesen Verhältnissen einfach nicht machbar und zu gefährlich. Schweren
Herzens entscheiden wir uns gegen die Besteigung, die den Tag aber auch sehr verlängert hätte. Auch so stehen uns heute 7-8 Stunden Gehzeit bis zur Rappenseehütte bevor. Um 7.45 Uhr sind wir startklar!

Das erste Stück des Weges kennen wir schon, es geht wie gestern Nachmittag über das schöne Koblatt, diesmal in anderer Richtung. Die Wolken hängen noch tief und wir haben aktuell noch wenig Sicht. Aber zumindest regnet es nicht und wir kommen gestärkt durch das gute Frühstück ganz gut voran. Auch heute bekommen wir wieder Steinböcke zu sehen, die uns kritisch
beäugen.


Nach etwa 1,5 Stunden erreichen wir einen Abzweig, hier teilt sich der Weg und wir betreten ab hier unbekanntes Terrain. Der Weg führt hier über Wiesen zunächst steil bergab und wir verlieren jetzt wieder deutlich Höhenmeter. Für meine Knie ist das überhaupt nicht gut, aber der Weg
geht erbarmungslos immer weiter Richtung Tal. Nach ca. einer Stunde erreichen wir die Talsohle. Auch hier zweigt der Weg ab, links geht's hoch zur Mindelheimer Hütte, geradeaus weiter Richtung Tal und schwarze Hütte und rechts den Hang hoch Richtung Schrofenpass und Rappenseehütte, hier geht's für uns lang.

Wir erreichen den Schrofenpass und passend zu dieser Schlüsselstelle zieht der Himmel wieder zu. Der Schrofenpass ist ein felsiger Steig der sich direkt am Hang entlang ca. 500m lang ist. Einige Stellen sind mit Drahtseilen versichert, dies gibt nochmal ein gutes Gefühl. Die Felsen sind nass und wir wählen jeden Schritt mit Bedacht.


Wir lassen den Schrofenpass schnell hinter uns und langsam wird es Zeit für eine Pause. Wir sind jetzt 3,5 Stunden unterwegs und kriegen langsam Hunger. Wir finden einen etwas breiten Abschnitt und lassen uns nieder und genießen eine kleine Brotzeit. Jetzt zieht der Himmel auch wieder auf und wir haben einen tollen Blick hinüber auf die andere Talseite. Nach 15 Minuten Rast brechen wir wieder auf.

Der Weg führt nun wieder wie in der Lüneburger Heide auf einem schmalen Pfad über den mittlerweile breiten Bergrücken. Die Landschaft ist schon in herbstliche Farben getaucht und wir kommen jetzt wieder etwas zügiger voran. Nach ca. 10 Minuten erreichen wir die Grenze und sind nun wieder zurück in Deutschland!


Der Weg wird jetzt wieder etwas wilder, wir schlängeln uns weiter über die dicht bewachsenen Bergrücken, müssen aber jetzt immer wieder über Felsen und Wurzeln steigen. Der Weg ist vom Regen noch stark aufgeweicht und die Felsen und Wurzeln sind nass, sodass wir vorsichtig und
langsam weiter gehen. Landschaftlich ist dieser Abschnitt aber wieder wunderbar!

Wir nähern uns nun der zweiten Schlüsselstelle des heutigen Tages, dem sogenannten Mutzentobel. Dieser soll insbesondere bei Nässe schwierig zu gehen sein, was aktuell sicherlich der Fall ist. Wir sind gespannt was uns erwartet. Zwei Bergkuppen später kommt der Tobel bereits in unser Blickfeld. Der Weg führt zunächst steil und schmal ab Hang hinunter und dann auf der anderen Seite wieder empor. Auch hier sind einige Seile und Tritte verbaut, die uns den Weg etwas erleichtern. Allerdings ist der Weg bei Nässe wirklich etwas heikel und wir setzen vorsichtig einen Fuß vor den anderen.


Wir steigen auf der anderen Seite wieder empor, auch hier kommen uns einige Seile zur Hilfe. Wir erreichen oberhalb des Tobels eine kleine Hochebene, hier geht's endlich Mal wieder in der Ebene voran, sodass wir unsere Beine und Knie etwas ausruhen können. Es sind noch ca. 1,5 Stunden bis
zur Hütte und wir wollen gleich nochmal eine kurze Rast einlegen.

Wir rasten nochmal kurz und füllen die Flaschen an einem kleinen Wasserfall wieder auf. Unser Etappenziel ist nicht mehr weit, wir sind aber mitterweile auch schon gut erschöpft. Also nochmal schnell eine Kleinigkeit essen und dann auf zum Entspurt! Es sind allerdings noch 300 Höhenmeter zu absolvieren...

Der Weg steilt jetzt nochmals deutlich auf und wir quälen uns mit mittlerweile müden Beinen den Hang hinauf. Ein Wegweiser gibt 30 Minuten bis zur Hütte an, es ist also nicht mehr weit. Wir nehmen nochmal alle Kräfte zusammen für die letzten Höhenmeter. Nach einer halben Stunde stehen wir in der Tat auf einen Sattel, der den Blick auf eine schöne Senke freigibt. Auf einem kleinen Absatz steht die riesige Rappenseehütte umgeben von mehreren hohen Gipfeln. Den einen oder anderen wollen wir morgen noch besteigen, aber erstmal reicht es für heute und wir checken schnell ein.

Wir haben Glück und erwischen ein Vierbettzimmer, was natürlich ideal ist weil wir hier bis Sonntag bleiben werden. Wir haben Hunger und gönnen uns vor der Dusche erstmal Kaffee und Kuchen. Dann gibt's für 3€ eine heiße Dusche, jetzt lassen wir den Abend ausklingen. Morgen wollen wir früh Richtung Rappenseekopf und Hochrappenkopf starten, Niklas und ich
spekulieren zusätzlich noch auf den Biberkopf oder das Hohe Licht.
4. Etappe
Start: Rappenseehütte (2.091m)
Ziel: Rappenseehütte (2.091m)
Wir wachen um 6.00 Uhr auf und hören es draußen regnen und stürmen. Ein Moment, an dem man sich gerne wieder umdrehen und weiterschlafen möchte. Aber Niklas Regenradar kündigt das Regenende für kurz nach 7.00 Uhr an. Also raffen wir uns auf und schreiten zum Frühstück. Es gibt
Hüttenmüsli und Kaffee und so langsam steigt die Vorfreude auf die bevorstehenden Gipfeltouren. Für den Vormittag haben wir uns eine schöne Rundtour über den Rappenseekopf (2.468m) und den Hochrappenkopf (2.428m) vorgenommen. Hierfür sind ca. 3,5 Stunden vorgesehen, ideal für den Vormittag. Das Wetter verbessert sich allerdings nicht, wir stehen um 7.00 Uhr vor der Hütte und es sieht nicht so aus, als ob der Regen bald aufhören würde. Wir ziehen unsere Regensachen an und brechen auf, vielleicht wird es ja wie angekündigt bald aufhören.

Der Weg führt zunächst leicht bergab über eine kleine Ebene und wir erreichen nach 10 Minuten den Rappensee. Von hier geht es links steil in den Hang weiter. Zum Warmlaufen ist dieser Abschnitt nicht geeignet, der Aufstieg ist durchaus steil und wir kommen in den Regenjacken schnell ins schwitzen. Der Regen macht auch keine Anstalten besser zu werden, es regnet
weiterhin bei ca. 10 Grad.

Im oberen Teil des Weges flacht das Gelände etwas ab und führt etwas ausgesetzt am Hang hinauf auf einen Sattel. Hier ist ein erstes Etappenziel erreicht und die ersten 200 Höhenmeter geschafft. Nach etwa 45 Minuten erreichen wir den höchsten Punkt des Sattels und hätten von hier
sicherlich einen tollen Blick auf die andere Talseite und das hohe Licht, allerdings hat der Regen immer noch nicht aufgehört und der Himmel ist wolkenverhangen. Wir rasten kurz und trinken einen Schluck, lange Pause können und wollen wir nicht machen, wir sind bereits ziemlich durchnässt und fangen ohne Bewegung an zu frieren. Auf einem Felsen ist ein "leichter Weg"
ausgewiesen, diesem wollen wir gleich folgen.

Der Weg wird jetzt deutlich felsiger und auch steiler. Wenn das der leichte Weg ist, wollen wir den schweren gar nicht sehen. Wir packen die Stöcke an den Rucksack, hier brauchen wir beide Hände zum Aufstieg. Der Weg führt über einen ca. 5 Meter breiten Grat hinauf und ist zwischendurch
immer wieder ausgesetzt und auch steil. Diese Passage ist bei den aktuellen Verhältnissen nicht ganz ohne und wir kraxeln vorsichtig weiter.

Nach etwa 15 Minuten erreichen wir ein kleines Plateau und erblicken rechts unter uns einen kleinen Pfad, der in Serpentinen zu uns hinauf führt. Wir schauen uns an und können uns das Lachen nicht verkneifen, offensichtlich haben wir die Abfahrt zum leichten Weg verpasst und sind die deutlich schwerere Route über den Grat aufgestiegen. Carolin entschuldigt sich vielmals, sie hat den Vorstieg gemacht, aber von uns hat keiner den Abzweig gesehen.
Ab hier scheint der Weg aber wirklich leichter zu werden und es kann auch nicht mehr weit sein, wir sind jetzt seit etwa einer Stunde unterwegs und sollen den ersten Gipfel in ca. 20 Minuten erreichen.

Der Weg wird wieder breiter und nach etwas mehr als 15 Minuten erreichen wir eine kleine Hochebene auf über 2.400m. Verrückt, dass der Berg hier oben auf einmal wieder so breit wird. Ein Kreuz ist allerdings noch nicht in Sicht. Wir überqueren die Ebene und biegen leicht nach rechts ab und erblicken dann endlich den Gipfel, auf dem ein schickes aber kleines Gipfelkreuz steht. Wir machen schnell ein paar Bilder und trinken kurz etwas, der Regen wird langsam weniger, vielleicht haben wir Glück und es hört gleich ganz auf!

Der Weg führt hinter dem Gipfelkreuz weiter auf den Nachbargipfel (Hochrappenkopf). Beide Gipfel sind einzeln betrachtet mit Ausgangspunkt Rappenseehütte als einfach beschrieben (wenn man nicht gerade die schwere Aufstiegsroute wählt 😄). Wie der Übergang zwischen den Gipfel ausfällt haben wir nicht in Erfahrung bringen können und wollen es zumindest mal versuchen.
Erfahrungsgemäß sind solche Übergänge in dieser Höhe über einen Grat und ziemlich ausgesetzt, Mal sehen...

Der Weg führt in der Tat zunächst über einen Grat, der zu Beginn allerdings noch komfortabel breit ist. Trotzdem ist jetzt vorsichtig geboten, hier oben pfeift ein starker Wind und es regnet nach wie vor. Langsam pirschen wir uns weiter vorwärts und erreichen dann eine etwas schmalere
Passage. Wir überlegen ob wir hier umdrehen wollen und entscheiden erst noch mal weiter zu gehen. Falls es in diesem Stil weiter gehen sollte, können wir immer noch umdrehen, vielleicht ist es aber auch nur eine kurze Passage. Leider ist die Sicht hier oben sehr begrenzt sodass wir den weiteren Weg nicht einsehen können.

Die Passage ist zum Glück nicht sehr lang und es kommt nach kurzer Zeit eine breitere Ebene in Sicht. Wir sind froh das Stück geschafft zu haben und auch froh nicht umgedreht zu sein, die Passage war nur sehr kurz und ab hier wird der Weg wieder einfacher. Wir erreichen eine
Wegkreuzung, hier führt rechts der Weg hinab zur Rappenseehütte und links hoch Richtung Biberkopf (2.599m). Offensichtlich haben wir die Talsohle zwischen beiden Gipfeln erreicht. Geradeaus geht der Weg hoch zum Gipfel des Hochrappenkopf, den wir in 20 Minuten erreichen sollen. Der Regen hat endlich aufgehört Bund wir können für den Gipfelanstieg zumindest die Kapuzen absetzen.

In der Tat erreichen wir nach 20 Minuten Aufstieg den breiten Gipfelaufbau des Hochrappenkopf, hier können wir eine längere Rast Einlegen. Auch diesen Gipfel haben wir derzeit noch ganz für uns, was in den Alpen auch nicht selbstverständlich ist. Wir nehmen eine ordentliche Brotzeit
mit Riegeln, Nüssen und Lachgummi ein und versuchen warm zu bleiben. Der Regen hat aufgehört aber wir sind ziemlich durchnässt und hier oben ist es immer noch Recht windig. Nach kurzer Zeit kommt eine größere Gruppe zum Gipfel, zumindest kriegen wir dadurch noch ein Gipfelfoto von uns allen. Nach insgesamt etwa 20 Minuten Pause brechen wir wieder Richtung Tal auf. Der Weg führt zunächst wieder hinunter in die Senke. Meine euphorisch Frage, wer jetzt noch mit auf den Biberkopf kommt wird mit fragenden Blicken beantwortet, ist aber auch nicht erndtgem. Der Biberkopf ist ab hier noch 2 Stunden entfernt, inklusive Abstieg sicherlich nochmal 5 Stunden. Wir wollen uns erstmal an der Hütte aufwärmen und dann ggf. am Nachmittag noch Richtung Hohes Licht aufbrechen. Erstmal halten wir uns nach links Richtung Tal.

Die Sicht ist immer noch nicht besser, zumindest regnet es nicht mehr. Der Weg führt in moderat steilen Kehren und teilweise über schrofiges Gelände bergab und wir verlieren schnell an Höhe. Unter uns müsste bei gutem Wetter ein herrlicher Blick auf den Rappensee und die Hütte
möglich sein, dieser bleibt uns heute leider verwehrt. Aber unsere Laune ist gut, wir sind froh beide Gipfel geschafft zu haben und die Hütte ist nicht mehr weit. Hier können wir uns gleich erstmal aufwärmen und Kaffee trinken. Wir passieren noch ein kleines Schneefeld und erreichen dann nach ca. 1 Stunde den Rappensee. Von hier aus sind es nur noch 10 Minuten bis zur Hütte!

Wie aus dem nichts taucht die riesige Hütte vor uns aus dem dichten Nebel auf. Auch jetzt kurz nach 11.00 Uhr ist die Sicht noch gleich null. Kein ideales Wetter um einen der großen Allgäuer Gipfel, das 2.651m Hohe Licht zu besteigen. Aber erstmal steht jetzt eh die Mittagspause
auf dem Programm und wir sehen zu, dass wir schnell die nassen Klamotten ablegen.

Die Mittagspause hat gut getan und wir sind noch voller Tatendrang. Eigentlich wollten Niklas und ich alleine aufs Hohe Licht, aber jetzt ist Carolin auch auf den Geschmack gekommen und entscheidet sich mitzukommen. Schlimmer als im Stubaital kann es ja wohl kaum werden 😀.
Um kurz nach 12 brechen wir bei immer noch schlechter Sicht wieder auf. Tendenziell soll es am Nachmittag besser werden, vielleicht haben wir jetzt mal etwas Glück!

Oberhalb der Hütte geht's zunächst in einem zerfurchten Hang hinauf auf einen Sattel, dies ist eine erste Zwischenetappe. Der weitere Weg ist von der Hütte nicht einsehbar gewesen und wir sind gespannt wie es weiter geht. Hier steigen wir zügig auf und erreichen nach einer halben Stunde den Sattel der herrlich wie ein Tor zwischen zwei hohen Felsen liegt. Ab hier sehen wir auch einen Teil des weiteren Weges, der über ein Mondlandschaft aus großen Felsen verläuft.


Wir überqueren die vor uns liegende Mondlandschaft und begegnen immer mehr uns entgegen kommenden Wanderern, die offensichtlich vom Heilbronner Weg zur Rappenseehütte unterwegs sind. Noch ist der weitere Weg nicht abzusehen, irgendwo vor uns muss es allerdings hoch gehen, wir sind zu drei Seiten von hohen Felsen umgeben, gespannt gehen wir weiter...

Wir erreichen eine steile Schotterflanke, auf der unser Weg in steilen Serpentinen hinauf führt. Der Weg endet etwa 200 Höhenmeter über uns in den Wolken, ein spektakuläres Bild! Wie es da oben wohl weiter geht. Wir stampfen über Schotter bergauf und müssen immer wieder von oben kommenden Wanderern Platz machen, auf diesem Stück ist jetzt eine Menge Verkehr, alles Wanderer die von dem vor uns liegenden Heilbronner Weg zur Hütte absteigen. Wir merken das wir heute schon einige Höhenmeter in den Beinen haben, aber allzu fern kann der Gipfel eigentlich nicht mehr sein. Also marschieren wir tapfer weiter. Wir erreichen eine steile Schotterflanke, auf der unser Weg in steilen Serpentinen hinauf führt. Der Weg endet etwa 200 Höhenmeter über uns in den Wolken, ein spektakuläres Bild! Wie es da oben wohl weiter geht? Wir stampfen über Schotter bergauf und müssen immer wieder von oben kommenden Wanderern Platz machen, auf diesem Stück ist jetzt eine Menge Verkehr, alles Wanderer die von dem vor uns liegenden Heilbronner Weg zur Hütte absteigen. Wir merken das wir heute schon einige Höhenmeter in den Beinen haben, aber allzu fern kann der Gipfel eigentlich nicht mehr sein. Also marschieren wir tapfer weiter.

Nach etwa 20 Minuten wird das Gelände felsiger und geht offensichtlich gleich bin eine Art Klettersteig über. Auch hier sind die Stöcke nur hinderlich und wir werden gleich wahrscheinlich wieder beide Hände beim Aufstieg brauchen. Die Kraxelei endet allerdings bereits nach wenigen
Minuten wieder und wir erreichen einen Abzweig, links geht der Weg weiter hoch auf dem Heilbronner Weg, rechts geht's weiter zum Hohen Licht! Da geht's für uns gleich weiter. Wir machen eine kurze Trinkpause und stärken uns für den finalen Aufstieg. Laut Beschilderung sind es noch 45 Minuten bis zum Kreuz!

Der Weg führt rechts um den Hang, ausgesetzte Stellen sind auch hier mit Drahtseilen gesichert. Nach kurzer Zeit treffen wir auf einen Wanderer, der offensichtlich eine Pause macht und fragen ihn, ob er schon oben war und wie der Weg weiter geht. Er meint, er ist weiter vorne umgekehrt,
da es ihm zu steil geworden ist. Eigentlich waren schon auf dem Weg bis hier einige knifflige Stellen dabei und wir fragen uns, wie schwierig es wohl noch werden wird. Erstmal setzten wir unseren Weg aber fort. Dieser biegt nun links in den Hang ein und wir erreichen eine Art Treppenhaus, eine kurze Kaminartige Passage in der es steil bergauf geht. Hier war offensichtlich Schluss für den
Bergkameraden. Auch uns flöst die Stelle etwas Respekt ein, vor allem weil wir ja später alles wieder auf gleiche Route runter müssen. Aber wir wollen so kurz vor dem Ziel nicht aufgeben und schauen uns die Stelle erstmal genauer an.

Mit etwas Konzentration kommen wir gut durch diese Schlüsselstelle, der Fels ist an dieser Stelle griffig und wir stehen schnell oberhalb des Treppenhauses, wo das Gelände wieder etwas offener wird. Jetzt geht's weiter rechts um den Hang bis wir auf eine größere Felsplatte treffen, die auch mit einem Drahtseile gesichert ist. Eine Gruppe Wanderer kommt uns entgegen und meint, das dies die letzte etwas schwierigere Stelle ist. In dem Moment erblicken wir auch gut 100 Höhenmeter über uns das Gipfelkreuz, jetzt ist es nicht mehr weit!

Die Platte ist überwunden und wir stehen erneut an einem Geröllhang. Hier geht es jetzt in Kehren über Schotter bergauf, der weitere Weg ist von hier gut absehbar. Das Kreuz ist noch nicht in Sicht aber weit kann es nicht mehr sein. Nach 4-5 Kehren erblicken wir bereits die Spitze des Kreuzes, ein wunderbarer Moment! Die letzten Meter sind schnell überwunden und kurz darauf stehen wir am höchsten Punkt. Es ist einfach wunderbar, so einen Berg zu besteigen. Du steigst höher und höher und dann kommt der Moment, wo es nicht höher geht sondern nur an allen Seiten runter. Ein tolles Gefühl hier oben zu stehen, auch wenn die Sicht nach wie vor nicht gut ist.

Es sind noch zwei andere Wanderer hier oben und wir machen erstmal ausgiebig Pause. Auf einmal reisst der Himmel zumindest ein Stückchen auf und der benachbarte Biberkopf streckt kurz seine Felskrone durch die Wolken - jovel!
Wir machen ein paar Bilder und entscheiden dann dich schnell wieder abzusteigen. Die Sicht ist eh nicht gut und wir haben vor dem Abstieg dich einigen Respekt. Einige Stellen waren beim Aufstieg schon nicht ohne, das ganze wieder runter ist nochmal eine andere Nummer. Carolin meint
"ich weiß nicht wie ich hier wieder runter kommen soll", worauf hin uns einer der Wanderer seinen Flachmann reicht. "Eine ganz alte Birne" meint er augenzwinkernd und wir nehmen jeder nochmal einen Schluck zur Stärkung. Dann lenken wir unsere Schritte wieder Richtung Tal.

Das erste Stück kommen wir im Schottergelände gut vorwärts. Bereits nach gut 10 Minuten erreichen wir wieder die Felsplatte, die wir auch zügig überwinden. Ob es an der alten Birne liegt? Jedenfalls sind wir trittsicher unterwegs und kommen besser voran als gedacht. Jetzt reisst der
Himmel erfreulicherweise nochmal richtig auf und wir haben gefühlt seit Tagen das erste mal wieder Sicht! Wir bleiben immer wieder stehen und genießen die tolle Aussicht. Auf einmal sehen wir, wie hoch wir eigentlich sind!

Die Kraxelei bergab geht uns wirklich erstaunlich gut von der Hand und fast schon euphorisch steigen wir in zügigen Tempo weiter ab. Selbst das Treppenhaus stellt kein Problem dar. Paradoxerweise war diese Stelle im Aufstieg gefühlt schwerer. Nach etwa einer Stunde haben wir den Abzweig zum Heilbronner Weg wieder erreicht. Hier geht's gleich noch kurz über gesicherte
Passagen und dann in der Geröllflanke hinunter.

Auf dem Hinweg kamen einige Wanderer in etwas unkonventioneller Art und Weise den Hang hinunter: die Bergschuhe wie Ski abwechselnd in den Schotter drückend rutschten sie den Hang hinunter. Niklas und ich wollen das auch Mal versuchen und kommen auf diese Weise auch relativ
zügig aber doch noch etwas ungelenk hinunter. Unten angekommen machen wir noch eine kurze Trinkpause, ab hier ist es nicht mehr weit und im Vergleich zu den Abschnitten zuvor nur noch lockeres auslaufen. Wir queren die Mondlandschaft und steigen dann zügig über den Grashang zur Rappenseehütte ab. Wir haben nach diesem Mamuttag schwere Beine aber das Gipfelglück lässt uns die letzten Minuten quasi ins Tal fliegen. Das Hohe Licht hat uns dann doch 4,5 Stunden
gekostet, aber es war ein wunderbarer Tag, den wir jetzt bei einem tollen Abendessen feiern wollen!

Wir lassen den Abend gemütlich ausklingen und haben am Abend nochmal eine wunderbare Aussicht. Der Himmel ist jetzt zumindest 20 Minuten richtig klar und sonnig und wir haben einen fantastischen Blick auf die tiefhängenden Wolken. Morgen steht dann "nur" noch der Abstieg ins
Tal bevor, immerhin aber nochmal 1.200 Höhenmeter bergab!

5. Etappe
Start: Rappenseehütte (2.091m)
Ziel: Fellhornbahn Talstation (927m)
Der Tag beginnt für uns um Punkt 6.00 Uhr. Wir wollen versuchen den Bus an der Birgsau um 11.00 Uhr zu bekommen, dafür müssen wir spätestens 7.00 Uhr los. Um Punkt 6.30 Uhr sitzen wir beim Frühstück, vorher erhalten wir aber noch einen fantastischen Sonnenaufgang über Oberstdorf.

Das Wetter verspricht wirklich großartig zu werden heute, der Himmel ist klar und dir Sicht erstklassig. Wir sind kurz vor sieben starklar und verlassen die Rappenseehütte Richtung Tal. Der Weg führt über die Enzianhütte und die Petersalp bis hinunter zum Gasthof Birgsau. Ca. 1.200
Höhenmeter und geplante 4 Stunden. Carolin und ich merken bereits nach den ersten 200-300 Höhenmeter unsere Knie und kommen in dem beschwerlichen Gelände nur langsam vorwärts. Der Weg führt relativ steil auf einem schmalen Pfad den Hang hinunter durch den Wald. In endlosen Kehren ist die Kombination aus nasser Erde/Lehm und Steinen und Wurzeln äusserst schwer zu gehen. Nach 50 Minuten erreichen wir die Enzianhütte, wo wir kurz pausieren.

Carolin und ich haben jetzt echt mit unseren Knien zu kämpfen. Niklas und Kora entscheiden vorzugehen, um möglicherweise einen früheren Bus zu bekommen und uns dann an der Birgsau abzuholen. So trennen wir uns und steigen weiter in relativ langsamen Tempo ab. Nach ca. 2 Stunden erreichen wir die schöne Petersalp, die aber noch geschlossen hat. Wir hätten aber ohnehin keine Zeit gehabt und gehen direkt weiter. Auch unterhalb der Petersalp geht der Weg unverändert im Wald weiter bergab. Dann flacht der Weg aber spürbar ab und läuft endlich mal
in normalem Gehgelände durch den Wald. Das gefällt unseren Knien deutlich besser und jetzt kommen wir auch deutlich schneller voran. Wir verlassen den Wald und laufen jetzt auf einer breiten Fahrstraße hinunter, jetzt kann es nicht mehr weit sein! Trotzdem verpassen wir den Bus um 10.00 Uhr um 8 Minuten, haben die 1.200 Höhenmeter aber in insgesamt schnellen 3,25 Stunden geschafft. Das Wetter ist wie angekündigt und wir erreichen gegen Viertel vor 11 wieder
unser Auto, wo unsere Tour endet.


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