
Der Stubaier Höhenweg ist ein Höhenwanderweg von etwa 120 km Länge, den man in 7 Etappen zurücklegen kann. Er ist als Rundweg mit Start und Ziel in Neustift konzipiert. Der Weg führt fast ausnahmslos durch alpines und hochalpines Gelände auf einer Höhe zwischen 2000 und 3000 m und ist vielerorts mit Drahtseilen und Stahlbügeln versichert, ohne jedoch Gletscher zu berühren. Nach dem Tiroler Wander- und Bergwegekonzept der Tiroler Landesregierung handelt es sich um einen sog. schwarzen Bergweg.
Als Stützpunkte dienen auf dem Weg die Starkenburger Hütte, Franz-Senn-Hütte, Neue Regensburger Hütte, Dresdner Hütte, Nürnberger Hütte, Bremer Hütte und Innsbrucker Hütte.
Am 14.07.2018 starten wir in Fulpmes an der Talstation...
1. Etappe
Start: Bergstation Schlick 2000 (2.136m)
Ziel: Starkenburger Hütte (2.237m)
Das Stubaital empfängt uns bei milden Temperaturen aber wolkigen Himmel. Auf dem letzten Stück der Bahnfahrt hat es auch immer wieder kurze Schauer gegeben. Wir lassen uns die Laune aber nicht verderben, zwischendurch kommt ja schließlich immer wieder die Sonne raus.
Unser heutiges Tagesziel ist die Starkenburger Hütte auf 2.237m. Wir starten gleich an der Bergstation der Bergbahn Schlick 2000 und haben dann noch einige Höhenmeter vor uns. Auf dem Weg würden wir gerne noch den ersten der Seven summits Stubaital, den Hohen Burgstall (2.611m) mitnehmen, wir hoffen auf trockenes Wetter, dann sollte dem nichts im Wege stehen.
Um Punkt 16.00 Uhr starten wir an der Bergstation Kreuzhoch. Noch ist es trocken und wir laufen im T-Shirt. Der Weg führt zunächst leicht bergan am Hang entlang und zieht dann etwas steiler auf einen Sattel. Ab hier bietet sich bereits ein tolles Bergpanorama auf die andere Talseite, sogar der erste Gletscher kommt in unser Blickfeld!

Nach einer guten halben Stunde erreichen wir eine Weggabelung, links geht's zur Starkenburger
Hütte (1,5 Stunden), rechts geht's zum hohen Burgstall (1,5 Stunden). Wir sind von der zehnstündigen Anreise sehr erschöpft, aber diesen Gipfel wollen wir uns heute nicht entgehen lassen. Die Wolken werden dichter und wir ziehen schon einmal unsere Regenjacken an.

Es fängt auch kurze Zeit später an zu regnen und Wind kommt auf. Wir beschleunigen unsere Schritte und erreichen nach einer knappen Stunde den Gipfelaufbau. Dieser ist angeblich
ein roter Bergweg, erwartet uns aber direkt mit einer Steilstufe, die mit Tritten und Stahlseil gesichert ist. Diese Stelle erfordert noch einmal höchste Konzentration und wir kommen nur langsam voran. Aber kurze Zeit später erreichen wir den Sattel und biegen links auf das letzte Stück zum Gipfel ein. Hier gilt es nochmal Schwindelfreiheit beim Übergang über eine kurze
ausgesetzte Stelle zu beweisen, dann stehen wir endlich am Kreuz. Der Regen hat passender Weise aufgehört und die sonne kommt nochmal hervor.


Wir genießen kurz die Sonne und den tollen Ausblick, die Stubaier Alpenwelt liegt vor uns, in der
Ferne sind schneebedeckte Gipfel und sogar ein Gletscher zu sehen. All das wollen wir uns in den kommenden Tagen näher anschauen. Aber jetzt zieht es uns zum Abstieg, es sind noch 400m bis zur Hütte und es ist spät geworden (18.00 Uhr).




Um kurz vor 19.00 Uhr erreichen wir endlich die Hütte. Wir müssen sofort essen, ab 19.00 Uhr schließt die Küche. Wir wählen das Bergsteigeressen - hier gibt's den Klassiker Spaghetti Bolognese. Die Hütte hat keine Duschen sodass es nur eine kleine Katzenwäsche gibt. Dann geht's auch schon in die Falle, morgen steht ein langer Hüttenübergang zur Franz-Senn-Hütte an.
2. Etappe
Start: Starkenburger Hütte (2.237m)
Ziel: Franz-Senn-Hütte (2.147m)
Nach einer recht unruhigen Nacht im großen Bettenlager stärken wir uns bei einem leckeren
Frühstück und starten um 7.45 Uhr in die zweite Etappe. Die sonne kommt immer wieder kurz zwischen den Wolken hervor, es ist aber noch Recht frisch und wir behalten unsere Jacken erst noch an.

Der Weg führt zunächst relativ steil auf einen Sattel und dann in einer langen Kehre unterhalb der
Schlicker Seespitze entlang. Die Bewölkung nimmt zu und zwischendurch regnet es immer Mal wieder. Wir sind mit einer kleinen Gruppe unterwegs und die Stimmung ist gut an diesem Morgen.

Ab hier wird der Weg deutlich ruppiger. Bislang klar als "rot" einzustufen passieren wir nun immer wieder auch schwarze Passagen. Es geht teilweise steil über Schrofen und Blockwerk bergab, immer wieder sind Stellen mit Klammern und Stahlseil versichert. Leider fängt es jetzt auch stärker an zu regnen und wir kommen auf den nassen Felsen nur langsam voran.


Nach einer Stunde beruhigt sich das Gelände etwas und es geht wieder endlos lange über schmale
Pfade den Hang entlang. Jetzt kommt endlich Mal die Sonne raus und wir machen nach ca. 4 Stunden Gehzeit eine erste Rast in der Sonne 11.45 Uhr).

Nach insgesamt gut 5 Stunden erreichen wir eine Almhütte, die eine schöne Terrasse mit tollen Blick zu bieten hat. Wir kehren ein, trinken Kaffee und genießen die Aussicht. Ab hier sind es noch gut 2,5 Stunden zu gehen, allzu lange wollen wir nicht rasten.
Die Pause hat uns gut getan, auch wenn wir nur kurz was getrunken haben und uns mit 20 Minuten begnügt haben. Wir laufen in deutlich zügigerem Tempo weiter, es sind aber ab hier auch noch 2,5 Stunden reine Gehzeit. Das Gelände wird kurz hinter der Hütte allerdings wieder ruppiger und wir müssen unser Tempo wieder etwas drosseln. Zwischendurch passieren wir steile Grashänge, dann wird der Weg plötzlich wieder felsig und geht teilweise über riesige Felsbrocken. Immerhin ist es so abwechslungsreich und wir genießen diesen Abschnitt wieder in vollen Zügen


Der Weg steilt immer wieder auf und einige Passagen sind definitiv in der Kategorie "schwarzer Bergweg". Aber wir sind mittlerweile trittsicher unterwegs und können die Passagen sogar etwas genießen.


Der letzte Abschnitt zieht sich noch ordentlich in die Länge. Die Hütte ist schon von weitem zu
sehen, aber immer wieder müssen einige Hangausbuchtungen ausgegangen werden. Das Gelände ist nach wie vor wild und ist nicht einfach zu gehen. Langsam werden die Beine auch schwerer und der Rucksack liegt wie Blei auf den Schultern. Wir queren nochmal eine Felsnase und laufen dann leicht bergab über eine Wiese auf die schön gelegene Hütte zu.

Nach insgesamt 8,5 Stunden erreichen wir endlich unser heutiges Tagesziel, die Franz-Senn-Hütte
auf 2.152m. Wir checken schnell ein und haben Glück, statt Lager ergattern wir noch einen Platz im 6-Bettzimmer. Zudem gibt es kostenlose Duschen, mehr kann man nach diesem Tag nicht erwarten!
3. Etappe
Start: Franz-Senn-Hütte (2.145m)
Ziel: Regensburger Hütte (2.286m)
Nach einer ruhigen Nacht im Sechsbettzimmer gibt's ein tolles Frühstücksbuffet, tolles Hüttenmüsli
und leckerer Bergkäse! Später soll es regnen und Gewitter geben, aktuell scheint aber die Sonne. Pünktlich um 7.20 Uhr sind wir startklar. Unser Ziel heute ist die Regensburger Hütte, eine eher kürzere Verbindung mit geplanten 5 Stunden reiner Gehzeit. Pack Ma's!


Unser Weg führt uns zunächst gemütlich über Wiesen am Hang entlang ohne wesentliche Höhenunterschiede. Nach ca. einer halben Stunde erreichen wir ein großes Tal, welches deutlich von riesigen Felsstürzen gezeichnet ist. Die Geröll-Lawinen haben riesigen Schutthalden hinterlassen und wir steigen immer wieder über große Felsblöcke.


Der Weg führt immer am Hang entlang und zweigt dann scharf nach rechts ab. Die ursprüngliche Route wurde vor einigen Jahren durch einen Felssturz verschüttet, sodass der Weg nun umgeleitet wird. Auch in diesem Abschnitt steigen wir weiter über Fels und Geröll bergauf, bis wir nach ca. 2 Stunden eine kleine Hochebene erreichen und kurz rasten.



Es hat sich mittlerweile eine kleine Reisegruppe gebildet, wir haben einige nette Bekanntschaften gemacht, viele haben den selben Weg wie wir und werden uns die ganze Woche begleiten. Auch hier machen wir jetzt gemeinsam Rast und genießen die Aussicht. Aber es liegt noch eine lange Strecke vor uns und wir brechen nach ca. 15 Minuten wieder auf. Ab hier geht's auch direkt steil in eine Felswand hoch, einige Passagen sind gesichert. Wir lassen diesen Abschnitt aber schnell hinter uns und erreichen nach einer halben Stunde eine weitere kleine Hochebene. Hier oben herrscht die absolute Stille und wir halten einen Moment inne. Kein einziges Geräusch dringt hier zu uns hoch, ein wunderbarer Moment!

Nach einer längeren Gehpassage geht's nun auf den letzten Metern noch einmal steil hoch auf den
sogenannten Schrimmennieder, den wir nach insgesamt 4 Stunden erreichen. Hier ist ein schöner Platz für eine Pause. Ich überlege, einen kleinen Hinweis auf das Basslerjoch zu machen und brechen auch tatsächlich nach kurzer Rast ohne Rucksack auf. Lediglich 100 Höhenmeter trennen mich vom 2.829m hohen Basslerjoch und laufe zügig den schmalen Pfad hoch zum bescheidenen
Gipfelkreuz. Auf dem Weg Store ich eine kleine Schafsherde, die sich hier auf über 2.800m breit gemacht hat und nur widerwillig den Weg zum Kreuz freigibt.


So schnell wie ich oben war, laufe ich auch wieder runter, insgesamt 15 Minuten brauche ich für
Auf- und Abstieg, auf dem Wegweiser stand 20 Minuten Aufstieg 😎 Zurück am Schrimmennieder beraten wir den weiteren Abstiegsweg, der sich durch die Schneewechte als deutlich erschwert herausstellt. Wir müssen vom der Wechte aus in eine steile Rinne absteigen, insbesondere der Übergang vom Schnee auf den Fels ist unangenehm. Nach kurzem zögern gehen wir die Stelle an und sind froh, nach wenigen Minuten wieder auf einem normalen Bergweg unterhalb der Wechte zu stehen.


Unterhalb der Wechte geht's in relativ steilen Serpentinen bergab, so verlieren wir schnell an Höhe.
Nach einer halben Stunde erreichen wir einen Sattel und folgen diesem weiter Richtung Tal. Die sonne kommt hervor und es ist nur noch ca. eine Stunde zu gehen. Der Blick ins Tal vor uns ist traumhaft und wir bleiben immer wieder kurz stehen und genießen die Aussicht.


An einer Abzweigung führt der Weg leicht links Richtung Tal, wir biegen scharf nach rechts ab und lenken unsere Schritte Richtung Schlussetappe. Es geht immer leicht bergab am Hang entlang und wir überqueren immer wieder kleine Bäche und Wasserfälle. Die Aussicht zur linken ist traumhaft schön, die gegenüberliegende Hangseite liegt schön in der Nachmittagssonne.

Endlich kommt unser Tagesziel, die Regensburger Hütte ins Blickfeld. Sie liegt wunderbar auf einer
Felsnase oberhalb eines Wasserfalls. Die Hütte wird aktuell renoviert und es stehen nur wenige Schlafplätze zur Verfügung. Zudem soll es Einschränkungen bei den sanitären Anlagen und beim Essen geben, wir sind gespannt was das bedeutet...
Die Hütte bietet uns den Charme einer klassischen Schutzhütte. Es gibt keine Duschen, kein warmes Wasser, ein Waschbecken und zwei Toiletten für ca. 60 Personen. Wir haben eine
Lager erwischt und erfahren beim Bezug einen der Gründe, warum die Hütte umgebaut wird: die 55cm(!!) breiten Matratzen im Lager entsprechen nicht mehr den Mindestvorgaben des Alpenvereins...
Das Essen ist aber sehr gut und wir beziehen schon früh gemeinsam mit 9 anderen Personen unser winziges Zimmer. Morgen steht einer der längsten und vor allem die schwierigsten Etappe auf der gesamten Strecke an. Es geht über den berüchtigten Grawagrubennieder und dann sehr lang in schwierigen Gelände (schwarzer Bergweg) rüber zur Dresdner Hütte. Die Hüttenwirtin empfiehlt uns um spätestens 6.30 Uhr zu starten, da wir mit einer reinen Gehzeit von 8 Stunden rechnen müssen und so schnell 10 Stunden unterwegs sein werden. Zudem soll das Wetter morgen wechselhaft werden. Wir gehen früh ins Bett um morgen ausgeruht zu sein.
4. Etappe
Start: Regensburger Hütte (2.286m)
Ziel: Dresdner Hütte (2.308m)
Unser Wecker klingelt um 05.30 Uhr, wobei wir ohnehin kaum geschlafen haben. 8 Personen auf 8qm (4*2m) ist einfach zu heftig. Permanent hat man irgendeinen Fuss oder Arm in der Seite, wenn sich einer dreht, müssen sich quasi alle mitdrehen… Wir nehmen nur ein schnelles Frühstück ein und man merkt allen die Anspannung vor dem heutigen Tag an. Wie schwierig ist die Passage wirklich? Brauchen wir wirklich 10 Stunden? Hält das Wetter? Es gibt zwischendurch quasi keine Möglichkeit des Notabstiegs...
Wir brechen als einer der ersten auf an diesem Morgen, lediglich zwei Mädels sind noch vor uns
unterwegs. Gut zu wissen, das der Großteil der Gruppe noch hinter uns laufen wird. So brechen wir zur Schlüsselstelle des Stubaier Höhenwegs auf, den wir nach ca. 2 Stunden erreichen sollen.



Wir laufen zunächst gemütlich über die Hochebene, das sogenannte Hohe Moos. Eine traumhafte
Hochebene auf 2.300m, die von einem kleinen Bach unterbrochen wird. Nach ca. 90
Minuten erreichen wir den Fuß der Wand, die sich vor uns scheinbar unüberwindbar ca. 400 Höhenmeter auftürmt.

Der Grawagrubennieder unterteilt sich in zwei Passagen: der untere Teil geht über ein steiles
Schneefeld (Serpentinen), der obere Teil ist eine einfacher Klettersteig. Eine Gemse quer oberhalb des Schneefelds den Hang und löst den ersten Steinschlag aus, wir stimmen uns kurz mit den Mädels ab auf Abstand zu bleiben, um nicht vom möglichen Steinschlag erwischt zu werden.
Das Schneefeld ist erstaunlich gut zu gehen und die erste Passage ist schon nach 15 Minuten
überwunden. Der Übergang in den oberen Teil ist da schon schwieriger, der Schnee ist zum Teil geschmolzen und wir müssen eine kleine Lücke zwischen Schnee und Fels überwinden.


Auch der obere Teil ist gut machbar. Der Steig ist zwar relativ lang aber gut gesichert und
erinnert stark an den oberen Teil der Zugspitze. So erreichen wir nach einer weiteren halben Stunde den Gipfelgrat und höchsten Punkt am Stubaier Höhenweg auf 2.881m. Auf der anderen Seite liegen die Gletscher der 3.000er in der Morgensonne, ein wahnsinniges Panorama!

Wir haben die vermeintlich schwierigste Stelle geschafft, aber der Tag ist noch sehr lang.
Ohne Pause beginnen wir den langen Abstieg auf der anderen Seite. Dieser führt zunächst Recht steil, dann abflachend in einer Rechtskurve um den Hang. Auch hier sind wieder lange Hangeinbuchtungen auszugehen, die die Länge dieser Etappe erklären.

Der Weg ist beschwerlich zu gehen, der Pfad ist schmal und das Gelände bricht an den Seiten immer wieder steil ab. Wir kommen nur langsam voran und laufen relativ angespannt ohne Pausen weiter. Der Himmel zieht immer wieder zu und zwischendurch tröpfelt es etwas.
Am sogenannten Schafspitz steilt das Gelände noch richtig auf. Jetzt ist langsam Schluss mit lustig, auch diese Passage ist nochmal technisch anspruchsvoll. Insbesondere ein Felsnase macht uns Probleme, die überklettert werden will. Die Stelle ist zwar gut gesichert erfordert aber nochmal volle Konzentration und Kraft in den Armen.

Nach insgesamt 6 Stunden erreichen wir den Mutterberger See, an dem wir kurz rasten wollen.
Leider fängt es ausgerechnet jetzt wieder an zu regnen, sodass die Pause Recht kurz ausfällt. Ab hier sind es noch gut 2,5 Stunden und die Beine sind schon recht schwer.

Unterhalb des See treffen wir auf eine Fahrstraße aus dem Tal, die zur Hütte hochführt. Hier gilt
es nochmal 300 Höhenmeter im Anstieg zu bewältigen. Aber wir laufen mittlerweile wieder mit unserer kleinen Reisegruppe, die sonne kommt hervor und es ist nicht mehr weit, die Stimmung ist nun wieder etwas entspannter!

Der letzte Anstieg in der Sonne kostet nochmal richtig Schweiß. Dieser geht vor allem über eine
Kuppe, sodass wir am Ende doch noch wieder 100 Höhenmeter absteigen müssen. Aber nach 8,5 Stunden taucht die Hütte, die mitten im Skigebiet liegt, auf. Insgesamt also eine gute Zeit für diese lange Etappe! Wir checken ein und haben heute Nacht das Kontrastprogramm zu gestern: Doppelzimmer!

Die Holländer, die heute Nacht mit ins im Lager waren, kommen jetzt (19.45 Uhr) erst an und waren 13 Stunden unterwegs! Da waren wir mit unseren 8,5 Stunden doch gut dabei....
Wir genießen den Abend und freuen uns, diese schwere Etappe gemeistert zu haben. Morgen geht es allerdings nicht einfacher weiter, es wartet der Übergang zur Nürnberg Hütte.
5. Etappe
Start: Dresdner Hütte (2.308m)
Ziel: Nürnberg Hütte (2.297m)
Heute geht unser Wecker erst um 6.30 Uhr und wir genießen das tolle Frühstücksbuffet der
Dresdner Hütte. Das Wetter ist aktuell ganz gut und es ist bereits relativ warm. Unser Ziel ist heute zunächst die Sulzenauhütte, die wir nach ca. 3 - 3,5 Stunden erreichen werden. Dort wollen wir Mittag machen und dann die zweite Etappe heute zur Nürnberger Hütte angehen. Diese werden wir nach weiteren 3 Stunden erreichen. Um 8.00 Uhr starten wir!

Der Weg führt zunächst etwas abwärts und dann über eine Brücke auf die andere Talseite. Dort laufen wir zunächst in steilen Kehren bergan, bevor wir eine steilere Passage erreichen. Hier geht's an Stahlseilen gesichert bergauf.

Oberhalb erreichen wir eine kleine Hochebene, die von Geröll und Felsen durchsetzt ist. Über einen kleinen Grat erreichen wir ein Stufe, auf der zahllose Steinmännchen aufgebaut sind. Im Reiseführer wurde uns ein Paukenschlag angekündigt, wenn gleich der Sulzenaugletscher vor uns auftaucht, wir sind gespannt!


Uns wurde nicht Zuviel versprochen, der Anblick des Gletschers ist gewaltig. In der Mitte thront das 3.510m hohe Zuckerhütl, der höchste Berg im Stubaital. Wir rasten kurz in genießen den wahnsinnigen Ausblick.
Der Abstieg runter zum Gletschersee ist nochmal unangenehm, abschüssige Schottergelände und wir kommen nur langsam voran. Unten angekommen machen wir nochmal kurz Pause und setzen
dann unseren Weg Richtung Sulzenauhütte fort.


Nach insgesamt 3,5 Stunden erreichen wir die Sulzenauhütte, hier wollen wir eine längere
Mittagspause machen. Bei Weizen und Käsebrot ruhen wir uns in der sonne aus. Nach einer guten halben Stunde brechen wir aber wieder auf, es sind noch ca. 4 Stunden bis zu unserem heutigen Ziel, der Nürnberger Hütte.

Über eine kleine Kuppe oberhalb der Hütte müssen wir erstmal etwas absteigen und erreichen eine kleine Senke. Hier geht's zügig voran bis wir eine kleine Anhöhe erreichen, ab hier wird es wieder steiler. Nach kurzem Aufstieg erwartet uns der nächste Paukenschlag: der Wilde Freiger zeigt uns seine 3.400m hohe vergletscherte Nordseite, darunter schimmert der Grünausee in der
Sonne - traumhaft!


Wir machen eine kurze Pause und genießen die Aussicht, jetzt steht noch ein knackiger Anstieg bevor. Das Gelände steilt merklich auf und zieht in steilen Serpentinen empor. Darüber liegt Mal wieder eine Kletterpassage, etliche Stahlseile und Tritte erleichtern den Aufstieg. Einige Stellen sind aber wieder äußerst kernig. Mitten im Klettersteig dann ein kleiner Lacher: am grün bewachsenen Fels sind etliche Schilder zu den einzelnen Pflanzen sie im botanischen Garten angebracht. Na wer
hier die Ruhe hat zu gucken...


Wir sind froh, endlich den Klettersteig verlassen zu können und erreichen oben ein bescheidenes
Holzkreuz. Hier sieht man bereits die Abstiegsroute, die uns erneut ordentlich Respekt einflößt. Eine Felsnase muss gequert werden, die Trittfläche ist vielleicht 25cm breit. Nun denn...


Auf der anderen Seite geht's zunächst noch Steil an Drahtseilen bergab, dann beruhigt sich das Gelände wieder. Die Hütte kommt in Sicht aber es sind noch 200 Höhenmeter zu überwinden. Aber auch das schaffen wir und erreichen nach insgesamt 8 Stunden die Nürnberger Hütte, die eine wunderbare Terrasse in der Sonne bietet. Wir haben hier Zimmer gebucht und genießen den Abend erst auf der Terrasse, dann in der gemütlichen Stube. Morgen gibt's eine verhältnismäßig kurze Etappe, die aber technisch doch wieder anspruchsvoller sein soll, wir werden sehen!


6.Etappe
Start: Nürnberger Hütte (2.297m)
Ziel: Bremer Hütte (2.413m)
Nach einem leckeren Frühstücksbuffet brechen wir heute um 7.30 Uhr auf. Es liegen zwar "nur" 4-5 Stunden Marsch vor uns, aber es soll ein heißer Tag werden und wir wollen die frische Morgenluft und den Aufstieg auf der Schattenseite möglichst lange nutzen. Auch heute soll es wieder über einen Kamm gehen, es wartet mit dem Übergang über das Simmingjöchel eine weitere anspruchsvolle Passage auf uns. Unsere beiden Bergpartnerinnen Vroni und Claudi laufen wieder mit uns, gemeinsam wollen wir die kniffligen Passagen meistern!


Der Weg führt oberhalb der Hütte über eine Kuppe und dann ein Stück bergab in das benachbarte Tal. Unterwegs geht langsam über dem Simmingjöchel die Sonne auf, traumhaft! Wir steigen ein Stück ab, queren über eine Brücke auf die andere Talseite und steigen dort über Platten und Geröll schräg den Hang entlang. Auch hier sind wieder unzählige gesicherte Passagen, die uns mittlerweile nicht mehr Schrecken können.


Dieser Abschnitt hat es wirklich in sich, eigentlich klettern und kraxeln wir mehr als das wir
laufen, immer wieder sind Stellen über Stahlseil und klammern gesichert. Teilweise müssen auch wieder Felsnasen gequert werden, insgesamt ein anspruchsvolles Gelände! Nach zwei Stunden Kraxelei erreichen wir endlich eine Ebene auf ca. 2.600m, das sogenannte "Paradies". Und dieser Name ist berechtigt, wunderbar schlängelt sich ein Bach durch die grün bewachsenen Hochebene, hier machen wir erstmal Rast, bevor gleich das Simmingjöchel auf uns wartet.


Wir sind gespannt, was uns gleich erwartet und brechen nach einer kurzen Stärkung wieder auf. Zunächst geht's am Hang entlang unschwer aufwärts, danach steilt das Gelände deutlich auf und geht in steilen Serpentinen den Hang hoch. Die Sonne steht mittlerweile über unserem Aufstiegsweg und wir kommen ordentlich ins schwitzen. Wir erreichen ein kleines Schneefeld, welches jetzt zu queren gilt und wir gehen nacheinander und langsam hinüber. Der Schnee ist an dieser Stelle Steinhart gefroren und wir sind froh unsere Stöcke zu haben.

Das Schneefeld ist geschafft, jetzt geht's nochmal ins Gelände, der Aufstieg ist aber einfacher
als gedacht, nur noch einzelne klammern und Seile und wir erreichen über Platten und Geröll den höchsten Punkt, dem Simmingjöchel. Dort erwartet uns eine schicke kleine Hütte, die früher als Zollhütte fungiert hat. Der Blick ist in alle Richtungen überragend. Zu unserer rechten der vergletscherte Wilde Freiger, zur linken die ebenfalls schneebedeckten Feuersteine - herrlich! Von
hier sind es nur noch gut 1 Stunde Abstieg zur Bremer Hütte, unserem heutigen Tagesziel. Wir haben also noch massig Zeit und ruhen uns erstmal aus. Der Abstieg soll wieder technisch schwieriger sein, im Bergführer steht, dass es über eine grimmig steile Rinne abwärts geht. Aber erstmal Pause!



Wir bleiben eine dreiviertel Stunde an der Hütte sitzen und brechen dann auf. Zunächst geht es
eine flache Platte hinunter, die mit Stahlbügeln entschärft ist. Darunter beginnt der Einstieg in die Rinne. Diese ist in der Tat steil und mit Stahlseil gesichert, wir kommen aber ganz gut runter. Mittlerweile sind wir diese Gelände ja gewohnt...


Nachdem wir die Rinne hinter uns gebracht haben, geht der Weg in steilen Serpentinen weiter bergab. Das Gelände ist jetzt unangenehm zu gehen, es ist zwischendurch sehr abschüssig
und durch den Schotter rutschig. Wir gehen langsam und setzen unsere Schritte sorgsam, Zeit haben wir heute mehr als genug. Der Blick geht zu unserer rechten nach wie vor auf die schneebedeckten Feuersteine, die herrlich in der Sonne liegen.

Die Hütte haben wir oben vom Simmingjöchel schon gesehen und auch jetzt liegt sie immer wieder in unserem Blickfeld. Allerdings zieht sich der Weg ordentlich in die Länge und ist auch nicht gut zu gehen. Die sonne knallt jetzt ordentlich vom Himmel und wir sind froh, dass wir nach ca. einer Stunde den letzten kurzen Gegenanstieg bewältigt haben und die Hütte endlich vor uns liegt. Diese ist traumhaft gelegen an einem kleinen See und vor herrlicher Bergkulisse. Wir beziehen schnell unser Zimmer und legen uns dann an den See in die Sonne - was für eine Szenerie!


Die Bremer Hütte ist ein wunderbarer Ort: Ein Bergsee, rundherum die vergletscherten Berg und das alles bei bestem Wetter. Wir genießen den Nachmittag und Abend in vollen Zügen. Morgen gibt es einen erneut sehr langen Übergang zur Innsbrucker Hütte.
7. Etappe
Start: Bremer Hütte (2.413m)
Ziel: Innsbrucker Hütte (2.369m)
Die heutige Etappe ist die längste auf unserer Strecke, wir rechnen mit einer Gehzeit von 8-9 Stunden. Wir frühstücken früh und schnell und sind um 7.00 Uhr unterwegs. Es werden wieder etliche gesicherte Passagen unterwegs passiert werden müssen, ansonsten ist die Etappen vor allem lang: 11km und vor allem jeweils 1.000 Höhenmeter im Aufstieg und Abstieg!

Kurz hinter der Hütte müssen wir zunächst steil in das Gschnitztal absteigen, wobei wir zwei
Möglichkeiten haben: linker Hand führt ein Klettersteig quer runter, rechts führt der Weg in steilen Serpentinen ins Tal. Wir entscheiden uns für den rechten, etwas längeren Weg, klettern müssen wir heute sicher noch genug...
Die Passage ist zum einlaufen gar nicht so schlecht, nach einem kurzen steilen Stück geht's etwas
gemächlicher in einer Linkskurve hinab ins Tal. Hier queren wir einen kleinen Bach und steigen dann zunächst über Wiese, dann über einen schmalen Pfad den Hang hinauf. Heute sind drei große Felsrippen zu überqueren, auf 10km Wegstrecke verbergen sich insgesamt 2.000 Höhenmeter in Auf- und Abstieg. Der erste Anstieg ist dabei der höchste und der Weg geht nach kurzer Zeit wieder in beschwerliches Gelände über. Mittlerweile nehmen wir die zahlreichen Kraxeleien relativ gelassen, zu oft haben wir diese Passagen bereits erfolgreich gemeistert.


Auf der ersten Felsrippe machen wir nur kurz Pause, die Stelle ist ziemlich ausgesetzt und
bietet sich nicht wirklich für eine Pause an. Wir setzen unseren Weg fort, zunächst müssen wir eine flache Felsplatte hinunter, dann quer über ein Schneefeld, bevor wir wieder halbwegs vernünftiges Gehgelände vorfinden, wo der Weg wieder in leicht abschüssigen Serpentinen den Hang hinunter führt. Wir durchschreiten die Talsohle und beschließen, oberhalb der zweiten Felsrippe eine Mittagspause zu machen. Dort sind bereits fast 2/3 der heutigen Etappe geschafft. Bislang sind wir 3 Stunden unterwegs und damit gut in der Zeit!


Der Rother Verlag bekommt auf jedenfall Post von uns, auch Vroni und Claudi wollen eine
Rückmeldung geben. Die Hüttenverbindung heute ist auch wieder als "roter Bergweg" kategorisiert, dies können wir so nicht bestätigen. Auch hier wieder weicht der Wanderführer von der örtlichen Kennzeichnung ab, der Weg ist durchgehend als schwarz bezeichnet und das ist sicherlich auch treffender. Alleine diese Passage führt wieder in deutlich abschüssigen Gelände am Hang entlang, auch hier sind wieder viele Stellen gesichert. Mittlerweile bewegen wir uns aber deutlich sicherer als noch zu Beginn unserer Tour!


Nach gut 4,5 Stunden erreichen wir den Übergang über den zweiten Felsriegel, auch hier ist es nicht wirklich gemütlich für eine Pause. Wir entscheiden, noch ein gutes Stück abzusteigen und hoffen, unten in der Talsohle einen Platz zu finden. So geht's in bewährter Art zunächst in Serpentinen, dann über blockiges Gelände hinunter. Nach kurzem Abstieg sehen wir Claudi und Vroni auf einem etwas breiteren Abschnitt sitzen und gesellen uns dazu. Jetzt gibt's erstmal eine längerer Mittagspause. Wir sind jetzt gut 5,5 Stunden unterwegs und haben etwa 2/3 der
Strecke geschafft.

Ein letzter Felsriegel muss überquert werden und wir brechen zur letzten Etappe auf. Der Riegel ist allerdings deutlich niedriger als die anderen Beiden, sodass wir bereits nach einer Stunde oberhalb der Innsbrucker Hütte stehen.
Wir erreichen nach knapp 8 Stunden die Innsbrucker Hütte und können wirklich zufrieden sein. Das Wetter hielt bis zum Schluss, wir haben die letzte Etappe in sehr ordentlicher Zeit geschafft und den Stubaier Höhenweg komplett durchlaufen! Morgen geht's nur noch nach Neustift ins Tal hinab, jetzt gibt's erstmal eine Dusche und nen Schnaps!


1 € für 30 Sekunden Duschen, die Innsbrucker Hütte hat stolze Preise. Aber nach diesem Tag muss
eine Dusche sein, auch wenn diese mit 2* 30 Sekunden recht kurz ausfällt. Nach Kaffee und Kuchen vertreiben wir uns die Zeit mit lesen und quatschen am Kamin. Auch heute geht's wieder früh ins Bett, wir sind doch ziemlich geschafft nach der Woche!
8. Etappe
Start: Innsbrucker Hütte (2.369m)
Ziel: Karalm (1.747m)
Der Tag beginnt im strömenden Regen und wir werden heute "nur" 600 Höhenmeter bis zur
Karalm absteigen und von dort den Bus bis Neustift nehmen. Nach einem kurzen Frühstück brechen wir auf und haben Glück, nach ca. 10 Minuten hört es schon auf zu regnen. In steilen aber breit angelegten Serpentinen führt der Weg hinab und flacht nach einigen Kurven etwas ab. Gemütlich aber zügig geht's zur Karalm, die wir nach einer Stunde erreichen. Hier wärmen wir uns bei einem leckeren Kaffee auf und warten auf den Bus.



Die Karalm ist eine gemütliche kleine Hütte, der Bus kommt auch pünktlich Bund bringt uns über eine Schotterstraße die letzten 7 km ins Tal. Theoretisch hätten wir das Stück in 2 Stunden auch zu Fuß absteigen können, aber das Wetter ist etwas unbeständig und wir sind froh, als wir dann unten im Tal auf den Bus nach Innsbruck warten, der uns fix und ohne umsteigen zum Hbf bringt. Dort gibt's mit Vroni und Claudi einen letzten Kaffee, die uns von der ersten Hütte an auf unserem Weg begleitet haben.
Das Fazit unserer Wanderwoche fällt insgesamt positiv aus: Es ist eine wunderbare, teilweise
spektakuläre Gegend, die Tour ist abwechslungsreich und wir hatten Glück mit dem Wetter. Der Anspruch war allerdings doch höher als gedacht, wir haben uns auf die Angaben im Rother Führer verlassen, der sicherlich Mal überarbeitet werden sollte. Die angegebenen Zeiten waren für uns nicht schaffbar und die Kategorisierung aus unserer Sicht nicht stimmig. Der Wanderführer bezeichnet lediglich die Etappe von der Regensburger Hütte zur Dresdner Hütte als schwarz,
aus unserer Sicht sind ALLE Etappen bis auf die erste zur Franz-Senn-Hütte als schwarz zu bezeichnen. So waren die Abschnitte auch auf den Schildern vor Ort gekennzeichnet. So war es eine wunderbare aber auch anstrengende und mitunter nervenaufreibende Erfahrung. Die nächste Tour in Oberstdorf im September wird etwas gemütlicher ausfallen 😀

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