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Sonnenaufgangstour auf den Dürrenstein 2.837m

Morgens um 5.15 Uhr auf dem Dürrenstein
Morgens um 5.15 Uhr auf dem Dürrenstein

Donnerstag, 20.06.2019

Start: Parkplatz Plätzwiese (1.987m)

Ziel: Dürrenstein (2.839m)


Der Wecker klingelt um 02.00 Uhr, wobei wir eh kaum geschlafen haben. Die Aufregung und Vorfreude auf den Tag heute ist zu groß. Allerdings gibt's direkt den ersten Dämpfer, es regnet in strömen! Das war weder geplant noch angesagt und so macht eine Sonnenaufgangstour auch keinen Sinn. Ich stelle den Wecker auf 4.15 Uhr, vielleicht hört der Regen bis dahin auf. Dann gibt's zwar keinen Sonnenaufgang aber zumindest wären wir früh am Gipfel.


An Schlaf ist jetzt aber nicht mehr zu denken. Nach 15 Minuten schaue ich nochmal aus dem Fenster und sehe den Mond durch den mittlerweile aufgerissenen Himmel. Sollen wir es doch wagen? Mittlerweile wird es mit dem Sonnenaufgang knapp, der heute in der zweitkürzesten Nacht des Jahres bereits um 5.17 Uhr ist. Wir wollen es versuchen, die Sachen sind eh gepackt und um 2.40 Uhr sitzen wir im Wagen.


Es regnet noch leicht und wir kommen auf der Fahrstraße Richtung Plätzwiese um diese Zeit natürlich gut voran. Um 3.00 Uhr stehen wir in den Stiefeln und haben jetzt noch 2.15 Uhr für die 800 Höhenmeter. 

Im Schein des Vollmonds geht es los
Im Schein des Vollmonds geht es los

Wir folgen der Fahrstraße und haben die gps Route auf dem Handy permanent im Blick. Der Mond erleuchtet die Umgebung sodass wir erst einmal ohne Lampen laufen können. Allerdings wollen wir nicht schon nach wenigen Minuten den Abzweig Richtung Gipfel verpassen.


Wir kommen so früh am morgen bzw. mitten in der Nacht nur langsam in den Tritt. Der Weg ist hier unten leicht zu gehen aber führt schon recht steil bergan. Noch fehlt uns das richtige Tempo, sodass wir immer wieder stehen bleiben und Luft schnappen. Nach etwa einer halben Stunde haben wir die ersten 200 Höhenmeter überwunden und laufen mittlerweile wirklich gut und zügig auf dem nach wie vor recht einfachen Weg. 

Wunderschöne Stimmung in der Nacht bei Vollmond
Wunderschöne Stimmung in der Nacht bei Vollmond

Der Mond ist wirklich ein Traum und uns eine deutliche Hilfe. Ohne Lampe kommen wir gut voran und können zumindest die kommenden 2-3 Meter gut erkennen. So kommen wir mittlerweile gut voran, bleiben aber immer wieder stehen, um die unglaubliche Stimmung zu genießen. Kein Ton dringt hier oben zu uns vor, kein Laut, kein Vogel, einfach die totale Stille. 

Mond, Sterne, Berge - eine unglaubliche Atmosphäre um 3.20 Uhr am Dürrenstein
Mond, Sterne, Berge - eine unglaubliche Atmosphäre um 3.20 Uhr am Dürrenstein

Die Stimmung ist wirklich atemberaubend schön. Der Weg ist einfach zu gehen aber durch das steile Gelände durchaus anstrengend. Aber die nächtliche Stimmung und die Perspektive auf den Sonnenaufgang am Gipfel treibt uns weiter an. Nach 1 Stunde haben wir etwa die Hälfte geschafft und liegen somit gut in der Zeit! 

Erstes Schneefeld etwa auf 2.400m Höhe
Erstes Schneefeld etwa auf 2.400m Höhe

Von unten sah man bereits die Schneefelder am Gipfel, etwa auf 2.400m Höhe müssen wir das erste Schneefeld queren. Allerdings ist der Schnee schön griffig und das Gelände ist auch nicht steil, sodass wir hier mühelos weiter kommen. Der Weg steilt hier nochmal spürbar auf und führt in kurzen steilen Kehren bergan. Mittlerweile hat die Dämmerung eingesetzt und wir können den Weg vor uns jetzt klar erkennen. Komoot zeigt noch 40 Minuten bis zum Gipfel an, sodass wir pünktlich zum Sonnenaufgang am Ziel wären. 

Die Dämmerung bricht an und der Himmel färbt sich langsam rot
Die Dämmerung bricht an und der Himmel färbt sich langsam rot

Wir erreichen ca. 200 Höhenmeter unterm Gipfel einen Sattel und haben das erste mal Blick auf die andere Talseite. Der Himmel hat sich bereits rot gefärbt und kündigt den Sonnenaufgang an. Jetzt sind es auch nur noch etwa 20 Minuten bis zum Kreuz! 

Kurz vor Sonnenaufgang sind wir fast am Ziel
Kurz vor Sonnenaufgang sind wir fast am Ziel

Der Vorgipfel ist erreicht, schon hier ist der Ausblick überragend. Der Regen hat für ordentlich Wolkenbildung im Tal gesorgt, eine dichte Wolkendecke liegt zu unseren Füßen. Der Weg zum Kreuz ist jetzt aber wohl nochmal anspruchsvoll. Offensichtlich muss man ein kurzes Stück in eine senke absteigen und zwei Schneefelder queren, das vordere ist relativ ausgesetzt über den Grat. Wir tasten uns langsam vor und nehmen die Stöcke zur Absicherung, so kommen wir problemlos hinüber. 

Das Kreuz ist bereits in Sicht
Das Kreuz ist bereits in Sicht

Wir haben die beiden Schneefelder geschafft und stehen jetzt endlich am Gipfel. Unter uns eine dichte Wolkendecke, vor uns glüht der Himmel und in wenigen Minuten müsste die Sonne aufgehen. Mittlerweile haben wir dicke Jacken und Handschuhe an, bei ca. 4 °C frieren wir jetzt schon etwas. 

Rot steigt die Sonne hinter den Bergen auf 🌞
Rot steigt die Sonne hinter den Bergen auf 🌞
Gipfelselfie mit Stativ 😀
Gipfelselfie mit Stativ 😀
Die dichte Wolkendecke unter uns rundet das Bild ab
Die dichte Wolkendecke unter uns rundet das Bild ab

So haben wir uns das vorgestellt: rot steigt die Sonne auf, wir genießen das Schauspiel nach insgesamt 2 Stunden Aufstieg. Allerdings ist es empfindlich kalt hier oben und zumindest der Rückweg zum Vorgipfel ist nochmal etwas kribbelig. Die Sonne steht allerdings auch bereits nach 15 Minuten recht hoch am Himmel und wir treten den Rückweg an.


Die querung der Schneefelder ist nicht ohne Aufregung aber im Prinzip harmlos. Dennoch sind wir froh, als wir nach 5 Minuten wieder am Vorgipfel stehen und jetzt der Weg deutlich leichter wird. Ein letzter Blick zurück zum Kreuz und dann machen wir uns an den Abstieg. 

Blick zurück zum Gipfel
Blick zurück zum Gipfel
Blick vom Vorgipfel auf den Dürrenstein
Blick vom Vorgipfel auf den Dürrenstein

Wir sind geflasht von diesem Erlebnis und freuen uns jetzt auf ein großes Frühstück im Hotel. Unser Gastgeber meinte gestern, er würde das Frühstück bis 10.00 Uhr stehen lassen, damit wir noch frühstücken können. Wenn wir weiter in diesem Tempo absteigen, werden wir deutlich eher frühstücken können. 

Die Sonne steht beim Abstieg mittlerweile schon recht hoch am Himmel
Die Sonne steht beim Abstieg mittlerweile schon recht hoch am Himmel
Die Plätzwiese ist nach zügigen 1,25 Stunden erreicht
Die Plätzwiese ist nach zügigen 1,25 Stunden erreicht

Wir fliegen quasi den Berg hinunter und sind nach gut 3 Stunden wieder am Auto, starke Zeit wenn man bedenkt, daß alleine der Aufstieg mit 2,5 Stunden angegeben ist 😎

So überraschen wir unsere Gastgeber und sind tatsächlich um 7.30 Uhr pünktlich zur Buffeteröffnung die ersten im Frühstücksraum. Eine wunderbare Tour und ein tolles Erlebnis, jetzt gibt's großes Frühstück! 

Die Bilanz der Nacht kann sich sehen lassen 😀
Die Bilanz der Nacht kann sich sehen lassen 😀

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Kommentare: 0
Kommentare: 20
  • #20

    eckard_schuster (Sonntag, 02 Mai 2021 16:34)

    Hallo Philipp, 2019 sind wir auf unserer 24 tägigen Alpenüberquerung durch die Venedigergruppe und Virgen-Lasörlinggruppe gekommen. Das Venedigergebiet hat uns so gut gefallen, daß ich mich zur Zeit in der Planung für eine 16 tägige Venedigerumrundung für das Jahr 2022 befinde. Ich schaue mal, ob ich etwas für meine Planung bei Dir abschauen kann. Aber im Großen und Ganzen steht die Tour. In meinem Instagram sind die Bilder der Etappen hinterlegt. MfG Frank

  • #19

    Wilco (Freitag, 11 September 2020 17:23)

    Hello Philipp,

    Thank you for your great blogs on the Heilbronnerweg.
    The photos on your website helped me a lot with the preparation on this route and what I would encounter.
    Hopefully you will publish a blog on the Watzmann in the future :), but in the meantime I wish you all the best.
    I will definitely find more inspiration for future tours on your website the upcoming months!

    Stay safe!

  • #18

    Othmar (Samstag, 05 September 2020 08:29)

    Sehr sehr sehr geil. Danke, da ist so viel Anregung dabei. Vielleicht wird das mit meiner Alpenüberquerung noch was

  • #17

    Moni (Montag, 31 August 2020 17:23)

    Hallo Philipp!
    Ich bin total begeistert von deinem Mut, Selbstvertrauen und Disziplin deine eigene Alpenüberquerung durchgezogen zu haben. Insgeheim träume ich auch schon seit Jahren von einem ähnlichen Projekt, hatte jedoch noch nie die Energie aufgebracht es in die Tat um zu setzen. Darum bewundere ich dich sehr. Du hast mir gezeigt, dass es möglich ist und das motiviert mich extrem. Vielleicht packe ich es tatsächlich in 2 Jahren an!
    Ich wünsche dir noch viele schöne Bergmomente und dass du immer gesund wieder ins Tal kommst!

  • #16

    Jürgen und Ruth (Freitag, 21 August 2020 12:10)

    Herzlichen Glückwunsch zu deiner erfolgreichen und spektakulären K1 Alpenüberquerung. Mit Spannung haben wir täglich deinen Blog erwartet, vielen Dank dafür , auch für die fantastischen Fotos, virtuell waren wir auch dabei. Wir wünschen dir jetzt eine angenehme und problemlose Heimreise und freuen uns auf das Wiedersehen.
    Ganz liebe Grüße Jürgen und Ruth

  • #15

    Kerstin (Dienstag, 18 August 2020 17:14)

    DANKE für die tolle Tourenbeschreibung des Heilbronner Weges. Insbesondere der Bockkarkopf ist für mich interessant. Die vielen detaillierten (!) Fotos helfen mir sehr, die Tour für unsere ganze Familie gut einschätzen zu können.

  • #14

    Hans 100 (Donnerstag, 23 Juli 2020 16:17)

    Zum Eurem Bericht Weißspitze:
    Gestern bin ich - seit 4 Wochen 80 Jahre alt - auf den Weißspitzengrat gestiegen. Von Kematen (ca. 1400 m, stdl. Bus von Sterzing) via 4 auf das Schlüsseljoch, 3A aufs Jaufenjoch, dann Weg 3 zur Rollspitze, zunächst einfach, dann ca.
    1 Stunde steil in teils schlecht markierten Steinfeld aufwärts. Anschließend leicht auf die Rollspitze, 2800 m. Kurz vor der Amthorspitze 2748 m wurde es schwierig mit Klettern II. Allein und da ich vor allem nicht wußte, wie es auf dem Grat weiterging, kehrte ich wieder um, stieg aber, um das steile Steinfeld zu vermeiden, weglos in das Brennerautobahn-Tal ab, bis ich auf Weg 11 stieß. Runter via 11A zur S12 zur großen Doppel-Tornante und 2,5 km Landstraß4 bis zum Bahnhof Gossensass. Letzter Zug um 22.02 nach Sterzing. Ca. 1400 bis 1500 HM, 13 Stunden. 2 kurze Gewitter.

    DANKE DANKE DANKE für Euren Saun-Weißspitze-Bericht. Ich erfahre von Euch, daß es somit ohne größere Probleme machbar ist. Plan: Sterzing (ca. 1000 m) auf dem Grat bis Weißspitze und wieder zurück. Mal sehen, was noch geht.

    Die Aussicht vom Grat ist wirklich wahnsinnig schön! Und herrlich einsam. Schafe, Kühe, Ochsen, Murmeltiere, keine Menschen auf der gesamten Tour. Was wird rund um die Sella los sein? Hunderte!
    Herzlichst!
    Hans 100

  • #13

    Katti (Sonntag, 19 Juli 2020 22:31)

    „Geh den Weg,
    der einen steinigen Aufstieg hat.
    Spüre die Sonne,
    die dich wärmt.
    Atme die Luft,
    die dich die Freiheit spüren lässt.
    Habe ein Ziel in Sicht,
    welches dir den Weg weist.“

    Philipp, ich wünsche dir alles Gute!

    Gruß, Katti M.

  • #12

    Ralf (Sonntag, 19 Juli 2020 21:37)

    Hallo Philipp,

    ich wünsche dir für morgen einen guten Start in dein Projekt! Ich werde hier immer wieder lesen, was du so zu berichten hast :-) Genieß die Zeit und pass gut auf dich auf!

    Viele Grüße, Ralf

  • #11

    Anna (Sonntag, 19 Juli 2020 21:25)

    Alles Gute auf all' deinen Wegen, Bruderherz! Pass auf dich auf!!

  • #10

    dj ötzi (Samstag, 04 Juli 2020 14:09)

    1000 höhenmeter im Schnitt und 5,6stunden Gehzeit pro tag. Ordentliches Programm. Viel erfolg!!

  • #9

    Max (Sonntag, 28 Juni 2020 21:02)

    geiles Projekt, mal sehen wo irgendwann der M1 langführt...

  • #8

    Carolin (Sonntag, 21 Juni 2020 20:48)

    Ein tolles Projekt mit deinem "K1", ich werde das weiter verfolgen. Viel Spaß bei deiner Tour!

  • #7

    Kai (Freitag, 15 Mai 2020 09:37)


    Der frohe Wandersmann
    Joseph von Eichendorff

    Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
    Den schickt er in die weite Welt,
    Dem will er seine Wunder weisen
    In Berg und Wald und Strom und Feld.
    Die Trägen, die zu Hause liegen,
    Erquicket nicht das Morgenrot,
    Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
    Von Sorgen, Last und Not um Brot.

    Die Bächlein von den Bergen springen,
    Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
    Was sollt’ ich nicht mit ihnen singen
    Aus voller Kehl’ und frischer Brust.

    Den lieben Gott nur laß’ ich walten;
    Der Bächlein, Lerchen, Wind und Feld,
    Und Erd’ und Himmel will erhalten,
    Hat auch mein Sach’ aufs Best’ bestellt.

    Viel Erfüllung und Glück auf all Deinen Wegen, mein lieber Freund.

  • #6

    Röve (Freitag, 08 Mai 2020 22:28)

    Was denn mit dem Watzmann?

  • #5

    Alex Haug (Montag, 30 September 2019 22:46)

    Toller Blog mit super Beschreibungen �

  • #4

    Sven (Donnerstag, 26 September 2019 23:20)

    Netter Blog und schöne Routenbeschreibungen. Viel Spaß bei Deinen weiteren Touren und deren Dokumentation hier :)

  • #3

    Christian (Dienstag, 18 Juni 2019 13:30)

    Schöner Beitrag, Philk. Tolles Foto auf die drei Zinnen. Schöne und sichere Tour weiterhin. Bis bald beim Gipfelstürmer Scp. Lg Christian

  • #2

    Norbert Kohlmann (Samstag, 02 März 2019 13:29)

    "Wo ein Begeisterter steht, da ist der Gipfel der Welt. "

  • #1

    Heike Schwering (Dienstag, 12 Februar 2019 11:14)

    "Demut gebietend und erhebend zugleich, kaum etwas in der Natur flößt uns soviel Ehrfurcht ein wie der Anblick von Bergen." (Kofi A. Annan)

    Sitz der Götter, Hexentanz und Heimatidyll, heilige Kultstätte und Heidis heile Welt. Das, was für viele Menschen die gefühlte Verbindung zwischen Erde und Himmel zu sein scheint, ist für mich ein wunderschönes Geröll des (Er)Schreckens.
    Zu hoch, zu stark, zu unberechenbar, zu übermächtig.

    Nein, ein Bergfreund im klassischen Sinne bin ich nicht.
    Aber gewiss ein Bewunderer derer, die sich mutig und respektvoll aufmachen, jene magischen Erhebungen zu erkennen und zu erklimmen.
    Mich hält die Schwerkraft demütig unten.

    Doch fühle ich mich reich beschenkt
    durch diese authentische und beherzte Seite
    dem Himmel trotzdem ein Stück näher sein zu können.

    Vielen Dank dafür!