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5. Etappe K1

Tiefe Talblicke nach Obsteig, am Horizont die Sellrainer Alpen
Tiefe Talblicke nach Obsteig, am Horizont die Sellrainer Alpen

5. Etappe K1

Start: Coburger Hütte

Ziel: Obsteig


Mit der heutige Etappe verlasse ich das Wettersteingebirge und steige hinab nach Obsteig in Tirol. Der Weg führt dabei zunächst hoch auf die Grünsteinscharte und dann fast 1.300 Höhenmeter hinab nach Obsteig. Das Wetter ist sehr durchwachsen, 8 Grad, zwischendurch nieselt es. Auf eine Wetterprognose lassen sich die Hüttenwirte nicht ein. "Erst wird es so, dann wird es wahrscheinlich anders. Regenjacke hast dabei, oder?" Weitere nette Worte gibt mir der Hüttenwirt noch mit auf den Weg: "durch einen Felssturz ist der eigentliche Weg verschüttet, du musst oben die Umgehung laufen. Viel Geröll, bröselig, ned so doll. Schwierig zum gehen" und mustert mich dabei von oben bis unten. Seine Motivationsansprache endet dann doch noch mit einem versöhnlichen "Du packst des schon". So begebe ich mich auf den Weg. 

Die Zugspitze liegt morgens noch in den Wolken
Die Zugspitze liegt morgens noch in den Wolken

Eigentlich hatte sich eine kleine Gruppe gebildet für den Aufstieg, allerdings erklärt uns der Hüttenwirt das die vor uns liegende Scharte das Tajatörl ist, die Grünsteinscharte liegt versteckt weiter rechts. So haben die anderen einen anderen Weg und so stiefel ich erneut alleine los. Zunächst geht's leicht hinab bis zum Drachensee und dann wieder hinauf, auf gut erkennbaren Steigspuren hinauf bis zu einem Absatz. Hier ist ein schöner Blick zurück auf die Hütte möglich, die unterhalb des felsigen Drachenkopfes und oberhalb des Drachensee liegt. 

Drachenkopf, Drachensee und Coburger Hütte
Drachenkopf, Drachensee und Coburger Hütte

Der Regen hört auf aber es geht ein frischer Wind. Auf dem Absatz teilen sich die Wege, vor mir liegt das Tajatörl, mein Weg führt rechts hoch zur Grünsteinscharte, die mittlerweile in Sicht gekommen ist. 

Auf dem Absatz, das Tajatörl vor Augen
Auf dem Absatz, das Tajatörl vor Augen
Der Weg zur Grünsteinscharte, der eigentliche Weg endet im Schutt und wurde weiträumig verlegt
Der Weg zur Grünsteinscharte, der eigentliche Weg endet im Schutt und wurde weiträumig verlegt

Der Weg wird jetzt wieder schmaler und steuert zunächst direkt auf die Scharte zu. Allerdings stehe ich kurz darauf ab Abzweig, hier wurde der Weg vollständig verschüttet. Der neue Weg führt ein ganzes Stück wieder runter bis fast zum See und dann offenbar sehr steil durch Schutt und Geröll hinauf. Ich habe die Worte des Hüttenwirts noch im Ohr und weiß jetzt was er mit mühsam gemeint hat. 

Die Umgehung führt weglos über Schutt und Geröll
Die Umgehung führt weglos über Schutt und Geröll

Es ist teilweise brutal steil und rutschig, ohne Stöcke müsste man auf allen Vieren gehen. So geht's einigermaßen, auch wenn dieser Abschnitt Kraft kostet. 

Blick zurück zur Hütte
Blick zurück zur Hütte

Nach einiger Kraxelei erreiche ich wieder den ursprünglichen Weg, dieser führt steinig weiter hinauf, in wenigen Minuten sollte die Scharte erreicht sein. Ich bin gespannt, was mich auf der anderen Seite erwartet, wahrscheinlich ein lang gezogenes Tal, welches hinunter nach Obsteig führt. 

Die letzten Meter vor der Grünsteinscharte
Die letzten Meter vor der Grünsteinscharte

Ich erreiche den Ausstieg und unter mir breitet sich tatsächlich ein lang gezogenes Tal aus. Zunächst steil durch Geröll, später flacher durch Latschen führt der Weg hinunter. Ich nutze den höchsten Punkt des Tages aber noch für eine Trinkpause, bevor ich mich auf den langen Abstieg begebe. 

Der Blick ins Tal und den Abstiegsweg, im Hintergrund die schneebedeckten 3.000er des Sellrain
Der Blick ins Tal und den Abstiegsweg, im Hintergrund die schneebedeckten 3.000er des Sellrain
Blick zurück auf die beiden Tajaköpfe und das Tajatörl
Blick zurück auf die beiden Tajaköpfe und das Tajatörl
Der höchste Punkt des heutigen Tages
Der höchste Punkt des heutigen Tages

Ich folge den frischen Markierungen, die noch nicht sehr alt zu sein scheinen über steiles Schottergelände. Endlos ziehen sich die kehren dahin bis nach etwa 25 Minuten die ersten Latschen erreicht sind und der Weg flacher wird. Ich schrecken ein paar Steinböcke auf, die auf den Flanken unterwegs sind und mich kritisch beäugen. 

Steinböcke bevölkern die steinigen Hänge
Steinböcke bevölkern die steinigen Hänge

Der Weg läuft jetzt wesentlich flacher und erdiger durch die Latschenhänge hinab. Das Gelände ist wesentlich angenehmer zu gehen und ich komme zügig voran. Lange Abstiegspassagen sind allerdings ger n2gut für meine Füße, die sich jetzt immer wieder melden. Noch sind es etwa 1,5 Stunden und 700 Höhenmeter zu gehen. 

Der Weg wird breiter und flacher
Der Weg wird breiter und flacher
Blick zurück zur Grünsteinscharte
Blick zurück zur Grünsteinscharte

Nach einiger Zeit geht der Weg in eine Fahrstraße über und ich erreiche nach kurzer Zeit das Lehnberger Haus. Auch wenn keine anderen Gäste da sind, gibt's bereits Kaffee, den ich gerne in Anspruch nehme. Ein schöner Ort für eine letzte Rast. 

Die Fahrstraße ins Tal
Die Fahrstraße ins Tal
Am Lehnberger Haus
Am Lehnberger Haus

Ich komme mit dem Wirt ins Gespräch, der von meinen Plänen begeistert ist. Als gebürtiger Pitztaler kennt er etliche Hüttenwirt und ich nehme Grüße für die Rüsselsheimer Hütte, die Schweinfurter Hütte und die Braunschweiger Hütte mit auf den Weg.

Nach kurzer Rast geht's jetzt noch eine Stunde hinunter bis Obsteig, zunächst weiter über die Forststraße. Mein GPS schickt mich nach einiger Zeit zurück in den Wald, für mich eine willkommene Abwechslung zur mittlerweile etwas langweiligen Fahrstraße. 

Schöner Waldweg kurz vor Obsteig
Schöner Waldweg kurz vor Obsteig

Der Weg zieht durch den Wald talwärts und erinnert jetzt doch stark an heimische Gefilde. So könnte dieser Weg durchaus auch Teil des Hermannswegs oberhalb von Lengerich sein 😀

Ein bisschen wie im Teuto
Ein bisschen wie im Teuto

Ich trete aus dem Wald heraus und laufe jetzt über eine Wiese, bevor ich nach einer weiteren kurzen Waldpassage auf die Dorfstraße trete. Diese führt jetzt noch ein paar hundert Meter hinunter, bevor auf der linken Seite mein Tagesziel auftaucht, die Pension Alpina in Obsteig (Tirol). 

Über eine Wiese geht's hinunter nach Obsteig
Über eine Wiese geht's hinunter nach Obsteig
Mein Tagesziel
Mein Tagesziel

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Kommentare: 0
Kommentare: 20
  • #20

    eckard_schuster (Sonntag, 02 Mai 2021 16:34)

    Hallo Philipp, 2019 sind wir auf unserer 24 tägigen Alpenüberquerung durch die Venedigergruppe und Virgen-Lasörlinggruppe gekommen. Das Venedigergebiet hat uns so gut gefallen, daß ich mich zur Zeit in der Planung für eine 16 tägige Venedigerumrundung für das Jahr 2022 befinde. Ich schaue mal, ob ich etwas für meine Planung bei Dir abschauen kann. Aber im Großen und Ganzen steht die Tour. In meinem Instagram sind die Bilder der Etappen hinterlegt. MfG Frank

  • #19

    Wilco (Freitag, 11 September 2020 17:23)

    Hello Philipp,

    Thank you for your great blogs on the Heilbronnerweg.
    The photos on your website helped me a lot with the preparation on this route and what I would encounter.
    Hopefully you will publish a blog on the Watzmann in the future :), but in the meantime I wish you all the best.
    I will definitely find more inspiration for future tours on your website the upcoming months!

    Stay safe!

  • #18

    Othmar (Samstag, 05 September 2020 08:29)

    Sehr sehr sehr geil. Danke, da ist so viel Anregung dabei. Vielleicht wird das mit meiner Alpenüberquerung noch was

  • #17

    Moni (Montag, 31 August 2020 17:23)

    Hallo Philipp!
    Ich bin total begeistert von deinem Mut, Selbstvertrauen und Disziplin deine eigene Alpenüberquerung durchgezogen zu haben. Insgeheim träume ich auch schon seit Jahren von einem ähnlichen Projekt, hatte jedoch noch nie die Energie aufgebracht es in die Tat um zu setzen. Darum bewundere ich dich sehr. Du hast mir gezeigt, dass es möglich ist und das motiviert mich extrem. Vielleicht packe ich es tatsächlich in 2 Jahren an!
    Ich wünsche dir noch viele schöne Bergmomente und dass du immer gesund wieder ins Tal kommst!

  • #16

    Jürgen und Ruth (Freitag, 21 August 2020 12:10)

    Herzlichen Glückwunsch zu deiner erfolgreichen und spektakulären K1 Alpenüberquerung. Mit Spannung haben wir täglich deinen Blog erwartet, vielen Dank dafür , auch für die fantastischen Fotos, virtuell waren wir auch dabei. Wir wünschen dir jetzt eine angenehme und problemlose Heimreise und freuen uns auf das Wiedersehen.
    Ganz liebe Grüße Jürgen und Ruth

  • #15

    Kerstin (Dienstag, 18 August 2020 17:14)

    DANKE für die tolle Tourenbeschreibung des Heilbronner Weges. Insbesondere der Bockkarkopf ist für mich interessant. Die vielen detaillierten (!) Fotos helfen mir sehr, die Tour für unsere ganze Familie gut einschätzen zu können.

  • #14

    Hans 100 (Donnerstag, 23 Juli 2020 16:17)

    Zum Eurem Bericht Weißspitze:
    Gestern bin ich - seit 4 Wochen 80 Jahre alt - auf den Weißspitzengrat gestiegen. Von Kematen (ca. 1400 m, stdl. Bus von Sterzing) via 4 auf das Schlüsseljoch, 3A aufs Jaufenjoch, dann Weg 3 zur Rollspitze, zunächst einfach, dann ca.
    1 Stunde steil in teils schlecht markierten Steinfeld aufwärts. Anschließend leicht auf die Rollspitze, 2800 m. Kurz vor der Amthorspitze 2748 m wurde es schwierig mit Klettern II. Allein und da ich vor allem nicht wußte, wie es auf dem Grat weiterging, kehrte ich wieder um, stieg aber, um das steile Steinfeld zu vermeiden, weglos in das Brennerautobahn-Tal ab, bis ich auf Weg 11 stieß. Runter via 11A zur S12 zur großen Doppel-Tornante und 2,5 km Landstraß4 bis zum Bahnhof Gossensass. Letzter Zug um 22.02 nach Sterzing. Ca. 1400 bis 1500 HM, 13 Stunden. 2 kurze Gewitter.

    DANKE DANKE DANKE für Euren Saun-Weißspitze-Bericht. Ich erfahre von Euch, daß es somit ohne größere Probleme machbar ist. Plan: Sterzing (ca. 1000 m) auf dem Grat bis Weißspitze und wieder zurück. Mal sehen, was noch geht.

    Die Aussicht vom Grat ist wirklich wahnsinnig schön! Und herrlich einsam. Schafe, Kühe, Ochsen, Murmeltiere, keine Menschen auf der gesamten Tour. Was wird rund um die Sella los sein? Hunderte!
    Herzlichst!
    Hans 100

  • #13

    Katti (Sonntag, 19 Juli 2020 22:31)

    „Geh den Weg,
    der einen steinigen Aufstieg hat.
    Spüre die Sonne,
    die dich wärmt.
    Atme die Luft,
    die dich die Freiheit spüren lässt.
    Habe ein Ziel in Sicht,
    welches dir den Weg weist.“

    Philipp, ich wünsche dir alles Gute!

    Gruß, Katti M.

  • #12

    Ralf (Sonntag, 19 Juli 2020 21:37)

    Hallo Philipp,

    ich wünsche dir für morgen einen guten Start in dein Projekt! Ich werde hier immer wieder lesen, was du so zu berichten hast :-) Genieß die Zeit und pass gut auf dich auf!

    Viele Grüße, Ralf

  • #11

    Anna (Sonntag, 19 Juli 2020 21:25)

    Alles Gute auf all' deinen Wegen, Bruderherz! Pass auf dich auf!!

  • #10

    dj ötzi (Samstag, 04 Juli 2020 14:09)

    1000 höhenmeter im Schnitt und 5,6stunden Gehzeit pro tag. Ordentliches Programm. Viel erfolg!!

  • #9

    Max (Sonntag, 28 Juni 2020 21:02)

    geiles Projekt, mal sehen wo irgendwann der M1 langführt...

  • #8

    Carolin (Sonntag, 21 Juni 2020 20:48)

    Ein tolles Projekt mit deinem "K1", ich werde das weiter verfolgen. Viel Spaß bei deiner Tour!

  • #7

    Kai (Freitag, 15 Mai 2020 09:37)


    Der frohe Wandersmann
    Joseph von Eichendorff

    Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
    Den schickt er in die weite Welt,
    Dem will er seine Wunder weisen
    In Berg und Wald und Strom und Feld.
    Die Trägen, die zu Hause liegen,
    Erquicket nicht das Morgenrot,
    Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
    Von Sorgen, Last und Not um Brot.

    Die Bächlein von den Bergen springen,
    Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
    Was sollt’ ich nicht mit ihnen singen
    Aus voller Kehl’ und frischer Brust.

    Den lieben Gott nur laß’ ich walten;
    Der Bächlein, Lerchen, Wind und Feld,
    Und Erd’ und Himmel will erhalten,
    Hat auch mein Sach’ aufs Best’ bestellt.

    Viel Erfüllung und Glück auf all Deinen Wegen, mein lieber Freund.

  • #6

    Röve (Freitag, 08 Mai 2020 22:28)

    Was denn mit dem Watzmann?

  • #5

    Alex Haug (Montag, 30 September 2019 22:46)

    Toller Blog mit super Beschreibungen �

  • #4

    Sven (Donnerstag, 26 September 2019 23:20)

    Netter Blog und schöne Routenbeschreibungen. Viel Spaß bei Deinen weiteren Touren und deren Dokumentation hier :)

  • #3

    Christian (Dienstag, 18 Juni 2019 13:30)

    Schöner Beitrag, Philk. Tolles Foto auf die drei Zinnen. Schöne und sichere Tour weiterhin. Bis bald beim Gipfelstürmer Scp. Lg Christian

  • #2

    Norbert Kohlmann (Samstag, 02 März 2019 13:29)

    "Wo ein Begeisterter steht, da ist der Gipfel der Welt. "

  • #1

    Heike Schwering (Dienstag, 12 Februar 2019 11:14)

    "Demut gebietend und erhebend zugleich, kaum etwas in der Natur flößt uns soviel Ehrfurcht ein wie der Anblick von Bergen." (Kofi A. Annan)

    Sitz der Götter, Hexentanz und Heimatidyll, heilige Kultstätte und Heidis heile Welt. Das, was für viele Menschen die gefühlte Verbindung zwischen Erde und Himmel zu sein scheint, ist für mich ein wunderschönes Geröll des (Er)Schreckens.
    Zu hoch, zu stark, zu unberechenbar, zu übermächtig.

    Nein, ein Bergfreund im klassischen Sinne bin ich nicht.
    Aber gewiss ein Bewunderer derer, die sich mutig und respektvoll aufmachen, jene magischen Erhebungen zu erkennen und zu erklimmen.
    Mich hält die Schwerkraft demütig unten.

    Doch fühle ich mich reich beschenkt
    durch diese authentische und beherzte Seite
    dem Himmel trotzdem ein Stück näher sein zu können.

    Vielen Dank dafür!