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8. Etappe K1

Am Zwieselbachjoch auf 2.868m, dem höchsten Punkt der heutigen Tour
Am Zwieselbachjoch auf 2.868m, dem höchsten Punkt der heutigen Tour

8. Etappe K1

Start: Schweinfurter Hütte

Ziel: Winnebachseehütte


Auf der heutigen Etappe geht es weiter durch die Sellrainer Alpen bis zur Winnebachseehütte. Zunächst müssen hierzu gut 800 Höhenmeter im Aufstieg bis zum Zwieselbachjoch auf 2.868m absolviert werden, bevor es dann hinunter zur Winnebachseehütte geht. Mit einer Gehzeit von 5 Stunden eine moderate Etappe. Ich starte heute etwas später und genieße ein gutes Frühstück auf der Schweinfurter Hütte. Um 8.00 Uhr breche ich bei sonnigen Wetter auf. 

Gemütlicher Start über die Forststraße
Gemütlicher Start über die Forststraße

Der Anstieg auf das Zwieselbachjoch ist lang aber dafür nur moderat steil. Zunächst geht es über eine Forststraße einige hundert Meter ins Tal hinein, bevor die Route dann in einen üblichen Bergpfad übergeht. 

Ein gemütlicher Wanderweg führt mich immer weiter ins Tal hinein
Ein gemütlicher Wanderweg führt mich immer weiter ins Tal hinein

Es wird wettertechnisch ein traumhafter Tag, das ist jetzt bereits absehbar. Ich bin froh, daß ein großer Teil des Weges noch im Schatten der benachbarten 3.000er liegt, in der Sonne wird es doch schnell warm. Nach einer Stunde wird das Gelände zunehmend felsiger und ich habe eine Höhe von 2.300m erreicht. 

Der Weg ist weiter nur moderat steil
Der Weg ist weiter nur moderat steil

Vor mir taucht mittlerweile das Talende auf und gibt den Blick auf das Zwieselbachjoch frei, dessen Hänge mit Gletscherresten garniert sind. Das Gelände wird jetzt doch steiler und wird immer wieder von großen Felsbrocken unterbrochen, über die jetzt der Weg weiter hinauf zieht. Insgesamt aber ein gutmütiges und zudem optimal markiertes Gelände. 

Im Blockgelände geht's weiter hinauf
Im Blockgelände geht's weiter hinauf

Ich erreiche eine kleine Kuppe und habe nun den gesamten Talkessel und den weiteren Aufstiegsweg im Blick. Dieser führt zunächst ohne größere Steigung über Felsen hinauf, bevor es dann wieder über große Blöcke zum höchsten Punkt auf dem Zwieselbachjoch hinauf geht. Nach der Erfahrung der letzten Woche drossel ich heute mein Tempo. Es ist nicht notwendig, die angegebene Gehzeit zu unterbieten und sich weiter zu verausgaben. So bleibe ich immer wieder kurz stehen oder nehme für ein paar Minuten auf den Felsen Platz, um das zunehmend alpiner werdende Ambiente zu genießen. 

Über diese Fläche geht's weiter hinauf, rechts kommt das Zwieselbachjoch ins Blickfeld
Über diese Fläche geht's weiter hinauf, rechts kommt das Zwieselbachjoch ins Blickfeld
Im Blockgelände steige ich weiter hinauf
Im Blockgelände steige ich weiter hinauf

Das Wetter ist top, meine Füße sind weitgehend schmerzfrei und die Erschöpfung der letzten Tage ist auch beinahe vergessen. Es sind noch etwa 100 Höhenmeter Aufstieg und ich bin gespannt auf die Aussicht da oben. Die ersten Wanderer kommen mir von der Winnebachseehütte entgegen und nach insgesamt 3 Stunden Aufstieg erreiche ich das Zwieselbachjoch auf 2.868m, den höchsten Punkt der heutigen Etappe. 

Die letzten 100 Höhenmeter sind schnell überwunden
Die letzten 100 Höhenmeter sind schnell überwunden

Die Aussicht ist überragend: vor mir breiten sich am Horizont die schneebedeckten 3.000er der Ötztaler Alpen aus, links und rechts vom Joch steigen die Grate zu den benachbarten Gipfeln Breiter Grieskogel (3.287m) und Winnebacher Weißkogel (3.182m) empor. Ein wirklich hochalpiner Übergang, der erstaunlich wenige Ansprüche stellt. Der Weg war tatsächlich wenig steil und gut zu gehen. Der Abstieg wird gleich allerdings eine andere Hausnummer: zunächst stellt sich ein breites Schneefeld in den Abstiegsweg, bevor dieser in steilen Traversen ins Tal hinunter zieht. Ich genieße die Sonne und die Aussicht und mache erstmal eine Pause. 

Die 3.000er der Ötztaler Alpen liegen jetzt vor mir
Die 3.000er der Ötztaler Alpen liegen jetzt vor mir
Am höchsten Punkt des heutigen Tages
Am höchsten Punkt des heutigen Tages
Abstieg über ein breites Schneefeld
Abstieg über ein breites Schneefeld

Ich stapfe über das Schneefeld hinunter und höre plötzlich lautes gerumpel. Steinschlag aus den steilen Wänden? Ich passiere eine große Steinpyramide und erreiche den felsigen und steilen Teil des Weges. Hier folgt dann auch die Auflösung: 3 Wegewarte arbeiten an einer neuen Wegführung und Schaufeln die Kopfgroßen Steine aus dem Weg, die unter mächtigen Getöse ins Tal donnern. Der Abstiegsweg führt allerdings in einer weiten Kehre rechts herum, sodass keine Gefahr droht. 

Steinpyramide im Abstieg
Steinpyramide im Abstieg
Wegewarte legen einen neuen Weg an
Wegewarte legen einen neuen Weg an

Die steilen Passagen liegen hinter mir und der Weg flacht jetzt merklich ab. Nach etwa einer Stunde Abstieg erreiche ich eine Senke, durch die es jetzt über Felsen weiter hinunter geht. 

Abstiegsweg mit Blick auf den Hohen Seeblaskogel (3.235m)
Abstiegsweg mit Blick auf den Hohen Seeblaskogel (3.235m)

Der Weg zweigt markant rechts ab und gibt den Blick auf den Winnebachsee und die Hütte frei. Ein malerischer Ort, den ich nach knapp 5 Stunden Gehzeit gleich erreichen werde. Ich laufe entspannt die letzten Meter am See entlang und erreiche um die Mittagszeit die Hütte, auf deren Terrasse sich aktuell noch viele Tagesgäste tummeln.

Ich habe ursprünglich auf dem westfalenhaus gebucht und die heutige Etappe etwas u. Gelegt, sodass ich keine Reservierung habe. Der freundliche Wirt weist mich aber trotz der frühen Uhrzeit und des guten Wetters nicht ab. "A Notlager ham wa immer" sagt er augenzwinkernd. "Bleib ruhig doa". So nehme ich ein schattiges Plätzchen auf der Terrasse ein und genieße den Nachmittag. 

Ein malerischer Ort kurz vor der Winnebachseehütte
Ein malerischer Ort kurz vor der Winnebachseehütte
Die traumhaft gelegene Hütte
Die traumhaft gelegene Hütte

Beim Abendessen sitze ich mit Max zusammen, der ebenfalls alleine unterwegs ist. Er läuft morgen die Etappe die ich heute gemacht habe und geht auch weiter zur Bielefelder Hütte. Ein schöner Bergtag findet einen schönen Abschluss. Nach dem Essen verkündet mir der Hüttenwirt, dass er mir keinen Platz mehr in der Hütte anbieten kann und ich vorlieb mit dem Winterraum nehmen muss. Für mich kein Problem, im Gegenteil: das Notlager habe ich für mich alleine und zahle auch nur 5 € für die Nacht 😀

Der Winterraum der Winnebachseehütte ganz für mich alleine
Der Winterraum der Winnebachseehütte ganz für mich alleine

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Kommentare: 20
  • #20

    eckard_schuster (Sonntag, 02 Mai 2021 16:34)

    Hallo Philipp, 2019 sind wir auf unserer 24 tägigen Alpenüberquerung durch die Venedigergruppe und Virgen-Lasörlinggruppe gekommen. Das Venedigergebiet hat uns so gut gefallen, daß ich mich zur Zeit in der Planung für eine 16 tägige Venedigerumrundung für das Jahr 2022 befinde. Ich schaue mal, ob ich etwas für meine Planung bei Dir abschauen kann. Aber im Großen und Ganzen steht die Tour. In meinem Instagram sind die Bilder der Etappen hinterlegt. MfG Frank

  • #19

    Wilco (Freitag, 11 September 2020 17:23)

    Hello Philipp,

    Thank you for your great blogs on the Heilbronnerweg.
    The photos on your website helped me a lot with the preparation on this route and what I would encounter.
    Hopefully you will publish a blog on the Watzmann in the future :), but in the meantime I wish you all the best.
    I will definitely find more inspiration for future tours on your website the upcoming months!

    Stay safe!

  • #18

    Othmar (Samstag, 05 September 2020 08:29)

    Sehr sehr sehr geil. Danke, da ist so viel Anregung dabei. Vielleicht wird das mit meiner Alpenüberquerung noch was

  • #17

    Moni (Montag, 31 August 2020 17:23)

    Hallo Philipp!
    Ich bin total begeistert von deinem Mut, Selbstvertrauen und Disziplin deine eigene Alpenüberquerung durchgezogen zu haben. Insgeheim träume ich auch schon seit Jahren von einem ähnlichen Projekt, hatte jedoch noch nie die Energie aufgebracht es in die Tat um zu setzen. Darum bewundere ich dich sehr. Du hast mir gezeigt, dass es möglich ist und das motiviert mich extrem. Vielleicht packe ich es tatsächlich in 2 Jahren an!
    Ich wünsche dir noch viele schöne Bergmomente und dass du immer gesund wieder ins Tal kommst!

  • #16

    Jürgen und Ruth (Freitag, 21 August 2020 12:10)

    Herzlichen Glückwunsch zu deiner erfolgreichen und spektakulären K1 Alpenüberquerung. Mit Spannung haben wir täglich deinen Blog erwartet, vielen Dank dafür , auch für die fantastischen Fotos, virtuell waren wir auch dabei. Wir wünschen dir jetzt eine angenehme und problemlose Heimreise und freuen uns auf das Wiedersehen.
    Ganz liebe Grüße Jürgen und Ruth

  • #15

    Kerstin (Dienstag, 18 August 2020 17:14)

    DANKE für die tolle Tourenbeschreibung des Heilbronner Weges. Insbesondere der Bockkarkopf ist für mich interessant. Die vielen detaillierten (!) Fotos helfen mir sehr, die Tour für unsere ganze Familie gut einschätzen zu können.

  • #14

    Hans 100 (Donnerstag, 23 Juli 2020 16:17)

    Zum Eurem Bericht Weißspitze:
    Gestern bin ich - seit 4 Wochen 80 Jahre alt - auf den Weißspitzengrat gestiegen. Von Kematen (ca. 1400 m, stdl. Bus von Sterzing) via 4 auf das Schlüsseljoch, 3A aufs Jaufenjoch, dann Weg 3 zur Rollspitze, zunächst einfach, dann ca.
    1 Stunde steil in teils schlecht markierten Steinfeld aufwärts. Anschließend leicht auf die Rollspitze, 2800 m. Kurz vor der Amthorspitze 2748 m wurde es schwierig mit Klettern II. Allein und da ich vor allem nicht wußte, wie es auf dem Grat weiterging, kehrte ich wieder um, stieg aber, um das steile Steinfeld zu vermeiden, weglos in das Brennerautobahn-Tal ab, bis ich auf Weg 11 stieß. Runter via 11A zur S12 zur großen Doppel-Tornante und 2,5 km Landstraß4 bis zum Bahnhof Gossensass. Letzter Zug um 22.02 nach Sterzing. Ca. 1400 bis 1500 HM, 13 Stunden. 2 kurze Gewitter.

    DANKE DANKE DANKE für Euren Saun-Weißspitze-Bericht. Ich erfahre von Euch, daß es somit ohne größere Probleme machbar ist. Plan: Sterzing (ca. 1000 m) auf dem Grat bis Weißspitze und wieder zurück. Mal sehen, was noch geht.

    Die Aussicht vom Grat ist wirklich wahnsinnig schön! Und herrlich einsam. Schafe, Kühe, Ochsen, Murmeltiere, keine Menschen auf der gesamten Tour. Was wird rund um die Sella los sein? Hunderte!
    Herzlichst!
    Hans 100

  • #13

    Katti (Sonntag, 19 Juli 2020 22:31)

    „Geh den Weg,
    der einen steinigen Aufstieg hat.
    Spüre die Sonne,
    die dich wärmt.
    Atme die Luft,
    die dich die Freiheit spüren lässt.
    Habe ein Ziel in Sicht,
    welches dir den Weg weist.“

    Philipp, ich wünsche dir alles Gute!

    Gruß, Katti M.

  • #12

    Ralf (Sonntag, 19 Juli 2020 21:37)

    Hallo Philipp,

    ich wünsche dir für morgen einen guten Start in dein Projekt! Ich werde hier immer wieder lesen, was du so zu berichten hast :-) Genieß die Zeit und pass gut auf dich auf!

    Viele Grüße, Ralf

  • #11

    Anna (Sonntag, 19 Juli 2020 21:25)

    Alles Gute auf all' deinen Wegen, Bruderherz! Pass auf dich auf!!

  • #10

    dj ötzi (Samstag, 04 Juli 2020 14:09)

    1000 höhenmeter im Schnitt und 5,6stunden Gehzeit pro tag. Ordentliches Programm. Viel erfolg!!

  • #9

    Max (Sonntag, 28 Juni 2020 21:02)

    geiles Projekt, mal sehen wo irgendwann der M1 langführt...

  • #8

    Carolin (Sonntag, 21 Juni 2020 20:48)

    Ein tolles Projekt mit deinem "K1", ich werde das weiter verfolgen. Viel Spaß bei deiner Tour!

  • #7

    Kai (Freitag, 15 Mai 2020 09:37)


    Der frohe Wandersmann
    Joseph von Eichendorff

    Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
    Den schickt er in die weite Welt,
    Dem will er seine Wunder weisen
    In Berg und Wald und Strom und Feld.
    Die Trägen, die zu Hause liegen,
    Erquicket nicht das Morgenrot,
    Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
    Von Sorgen, Last und Not um Brot.

    Die Bächlein von den Bergen springen,
    Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
    Was sollt’ ich nicht mit ihnen singen
    Aus voller Kehl’ und frischer Brust.

    Den lieben Gott nur laß’ ich walten;
    Der Bächlein, Lerchen, Wind und Feld,
    Und Erd’ und Himmel will erhalten,
    Hat auch mein Sach’ aufs Best’ bestellt.

    Viel Erfüllung und Glück auf all Deinen Wegen, mein lieber Freund.

  • #6

    Röve (Freitag, 08 Mai 2020 22:28)

    Was denn mit dem Watzmann?

  • #5

    Alex Haug (Montag, 30 September 2019 22:46)

    Toller Blog mit super Beschreibungen �

  • #4

    Sven (Donnerstag, 26 September 2019 23:20)

    Netter Blog und schöne Routenbeschreibungen. Viel Spaß bei Deinen weiteren Touren und deren Dokumentation hier :)

  • #3

    Christian (Dienstag, 18 Juni 2019 13:30)

    Schöner Beitrag, Philk. Tolles Foto auf die drei Zinnen. Schöne und sichere Tour weiterhin. Bis bald beim Gipfelstürmer Scp. Lg Christian

  • #2

    Norbert Kohlmann (Samstag, 02 März 2019 13:29)

    "Wo ein Begeisterter steht, da ist der Gipfel der Welt. "

  • #1

    Heike Schwering (Dienstag, 12 Februar 2019 11:14)

    "Demut gebietend und erhebend zugleich, kaum etwas in der Natur flößt uns soviel Ehrfurcht ein wie der Anblick von Bergen." (Kofi A. Annan)

    Sitz der Götter, Hexentanz und Heimatidyll, heilige Kultstätte und Heidis heile Welt. Das, was für viele Menschen die gefühlte Verbindung zwischen Erde und Himmel zu sein scheint, ist für mich ein wunderschönes Geröll des (Er)Schreckens.
    Zu hoch, zu stark, zu unberechenbar, zu übermächtig.

    Nein, ein Bergfreund im klassischen Sinne bin ich nicht.
    Aber gewiss ein Bewunderer derer, die sich mutig und respektvoll aufmachen, jene magischen Erhebungen zu erkennen und zu erklimmen.
    Mich hält die Schwerkraft demütig unten.

    Doch fühle ich mich reich beschenkt
    durch diese authentische und beherzte Seite
    dem Himmel trotzdem ein Stück näher sein zu können.

    Vielen Dank dafür!