
12. Etappe K1
Start: Braunschweiger Hütte
Ziel: Breslauer Hütte
Der heutige Übergang zur Breslauer Hütte steht ganz im Zeichen des Ötztaler Höhenwegs, dem ich ein Großteil des Tages folgen werde. Eine insgesamt schon recht lange Etappe mit 6 Stunden Gehzeit und ca. 20 km Strecke. Ich sitze um 6.00 Uhr beim Frühstück und starte um 6.30 Uhr, das Wetter soll sich im Laufe des Tages weiter verschlechtern und ich will versuchen, halbwegs trocken anzukommen. Ich verabschiede mich noch von meinen beiden Bekannten, die ich bereits auf der Rüsselsheimer Hütte kennen gelernt habe und breche dann Richtung Pitztaler Jöchl auf.
Der Weg zieht rlvon der Hütte recht steil am Hang hinauf, dieses Stück bis zum Jöchle bin ich ja gestern bereits gegangen.

Das Wetter ist aktuell noch trocken und ich erhasche beim Aufstieg nochmal einen letzten Blick ins Pitztal, das ich jetzt endgültig hinter mir lassen werde. Nach 40 Minuten erreiche ich das Jöchl auf 2.996m.


Ich raste oben nur kurz und beginne dann den Abstieg über den letzten Gletscherrest unterhalb des Jöchl. Letztlich ist es nur noch ein Schneefeld, wobei an einigen Stellen schon noch Blankeis zwischen den Steinen hervor kommt. Im oberen Teil ein recht anspruchsvoller Abstieg über rutschige Platten und teilweise etwas steilen Schnee, hier ist auf jeden Fall Aufmerksamkeit erforderlich.


Nach kurzer Zeit wird der Weg einfacher und das Gelände flacht ab. Es geht jetzt noch eine Weile durch den Schnee in guter Spur weiter hinab. Ich erreiche jetzt einen felsigen steig, der hinunter ins Skigebiet von Sölden führt, welches ich nach einer guten Stunde erreiche.



Der Anblick dieser im Sommer verwaisten Skiindustrie ist schon traurig. Auch laufe über die asphaltierte Straße vorbei am Söldener Skigebiet und Richtung Rosi Mittermaier Tunnel. Hier geht es für mich gleich durch den Berg hindurch ins Ötztal. Nach insgesamt knapp 1,5 Stunden stehe ich am Eingang des Tunnels.


Der Rosi Mittermaier Tunnel ist der höchste Straßentunnel Europas und 1,8km lang. Er endet am Südportal auf 2.829m. Die Benutzung zu Fuß ist gestattet, hier ist im Moment auch nix los. In etwa 35 Minuten soll hier ein Bus fahren, ich will ja auf Busse verzichten und beginne daher mit dem Aufstieg durch den Tunnel.
Es ist angenehm zu laufen, auch wenn es schon etwas mulmig ist. Vor allem aber ist es merklich kühler. Ich wähle ein schnelles Tempo und habe den Tunnel schließen nach ca. 25 Minuten vollständig durchquert. Auf der anderen Seite erwartet mich ebenfalls der verlassene Skizirkus und ich bin froh, hier gleich auf den Ötztaler Höhenweg abzubiegen.



Ich steige ein Stück die Straße hoch und biege dann auf den Ötztaler Höhenweg ab. Dieser führt in einer Höhe von 2.500m bis 2.700m hoch über dem Ötztal bis zum Talschluss nach Vent bzw. weiter oberhalb zur Breslauer Hütte.
Ich mache eine erste kurze Rast und treffe auf Matthias und seine beiden Freundinnen, die auf dem E5 unterwegs sind. Wir kommen ins Gespräch und ich schließe mich der Gruppe an, zumindest für die kommenden 2,5 Stunden bis zum Abzweig nach vent, hier werden sich unsere Wege trennen.

Es ist wirklich angenehm, mal mit anderen unterwegs zu sein. Bislang bin ich tatsächlich weitgehend alleine gelaufen, habe an vielen Tagen keine Menschenseele getroffen. Wir plaudern über den E5, meinen Weg zum Gardasee, übers Bergsteigen und kaputte Füße und gerissene Kreuzbänder. Es ist ein schöner Abschnitt und die Zeit vergeht wie im Flug. Zu Beginn sind noch eine paar schmale Stellen zu umschiffen, danach läuft der Höhenweg lange im leichten auf und ab die Hänge entlang. Wir haben ein ähnliches Tempo, machen 2 gemeinsame Pausen und sind nach etwa 2 Stunden bereits am Abzweig. Hier führt der Weg hinunter nach Vent und weiter oberhalb zur Breslauer Hütte. Wir verabschieden uns und die drei steigen hinunter nach Vent, während ich dem Weg zur Hütte folge, die noch gute 2 Stunden entfernt liegt. Danke euch dreien für eure Begleitung 😉




Der Weg flacht ab und verläuft jetzt teilweise eben den Hang entlang. Immer wieder wird das Gelände aber durch Einschnitte unterbrochen, es sind dann jeweils einige Höhenmeter im Auf- und Abstieg zu bewältigen. Nach einer weiteren Stunde erreiche ich einen Sessellift, der vom Vent hinauf kommt. Hier ist die Hütte bereits in Sicht, die allerdings noch eine Stunde und ca. 300 Höhenmeter über mir liegt. Zeit für eine letzte Pause!



Oberhalb von Vent thront die 3.406m hohe Talleitspitze, die jetzt zunehmend die Szenerie bestimmt. Ich steige ein Stück über eine Fahrstraße hinunter und starte dann den Aufstieg für die letzten 300 Höhenmeter zur Hütte. In 2-3 langen und steilen Kehren führt der Aufstieg dabei hinauf, die Hütte liegt mittlerweile in den Wolken und ich hoffe, noch trocken anzukommen.


Die Hütte kommt jetzt in Sicht und ich erreiche diese nach insgesamt 6 Stunden Gehzeit. Meine Beine sind schwer und ich gönne mir erstmal ein gutes Mittagessen (Spaghetti Bolognese). Noch ist es trocken und mich reizt der 3.134m hohe Urkundholm, der hinter der Breslauer Hütte thront. Ein 3.000er ist immer noch was besonderes und von hier ist der Gipfel zum greifen nah. Lediglich 250 Höhenmeter trennen mich von meinem 5. 3000er, da lohnt es sich, nochmal alle Kräfte zu sammeln.
So starte ich nach einer Pause mit leichtem Gepäck zum Gipfel, der mit 1 Stunde Gehzeit angegeben ist. Ich denke allerdings nicht, dass ich so lange brauchen werde...

Nach ein paar erdigen Kehren wird es schnell felsiger und steiler. Der Weg ist gut markiert und führt teilweise über Blockwerk hinauf. Ohne Gepäck bin ich schnell unterwegs, sodass ich bereits nach einer halben Stunde den kleinen Vorgipfel erreiche. Ab hier geht's über einen breiten Grat und dann nochmal weiter hinauf, das Gipfelkreuz bereits im Visier.


Nach 35 Minuten stehe ich oben und kann den nächsten 3.000er einloggen. Gerne hätte ich einen Blick auf die gegenüber liegende Wildspitze erhasche, diese versteckt sich allerdings in den Wolken. Immerhin ist die andere Seite etwas aufgezogen, sodass ich zumindest etwas Aussicht habe. Ein lohnender Aufstieg!


Es ist doch kühl hier oben und erste Tropfen fallen aus dem wolkenverhangenen Himmel, sodass ich schnell wieder absteige. Der Abstieg geht zügig von der Hand, sodass ich bereits nach einer Stunde Gehzeit wieder die Hütte erreiche. Jetzt ist aber tatsächlich Feierabend!





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