
16. Etappe auf dem K1
Start: Schlanders
Ziel: Berggasthaus Stallwies
Der Wetterbericht sagt sonnige und heiße Tage voraus. Sonne von früh bis spät und Temperaturen von bis zu 35 °C im Tal sind für die nächsten Tage angekündigt. Eigentlich ein Grund sehr früh zu starten, allerdings gibt es erst ab 7.30 Uhr Frühstück im Hotel und ich habe keine Lust, ohne Frühstück in den Tag zu starten. So sitze ich um 7.25 Uhr als erster beim Frühstück und bin um kurz nach 8 startklar. Der Weg wird zunächst zum Nachbarort Goldrain führen und dann hinein ins Martelltal. Mit 20 km Strecke und 1.400 Höhenmeter Anstieg eine durchschnittliche Etappe mit einer geplanten Gehzeit von 5-6 Stunden.
Ich verlasse meine Herberge und laufe zunächst durch die kleinen Straßen und Gassen in Schlanders, am Ortsausgang empfangen mich die riesigen Apfelplantagen, hier geht es jetzt querfeldein hinüber nach Goldrain.

Ich tauche ein in ein Labyrinth aus tausenden Apfelbäumen, die quasi die gesamte Fläche zwischen Schlanders und Goldrain einnehmen. Komoot kennt tatsächlich die kleinsten Pfade zwischen den dichten Apfelbaumreihen und lotst mich zuverlässig hindurch. Teilweise geht es nur auf einem 1m breiten Pfad zwischen den Reihen hindurch, teilweise laufe ich aber auch auf kleinen Schotterwegen, die offenbar auch von den Apfelbauern genutzt werden. Nach einer halben Stunde entrinne ich dem Labyrinth und erreiche den kleinen Fluss Etsch, der jetzt überquert wird. Der weitere Weg geht jetzt etwas den Hang hinauf und ermöglicht erste Talblicke auf die Plantagen und zurück nach Schlanders.


Der Weg führt jetzt teilweise auf einer Forststraße, teilweise auf kleinen Waldwegen stetig bergan. Ich komme bei der Wärme jetzt ordentlich ins Schwitzen und bin ein gefundenes fressen für die zahlreichen Stechmücken und Bremsen, die hier den Weg belagern und offenbar nur auf mich gewartet haben. Ich versuche immer in Bewegung zu bleiben, die hartnäckigen Biester lassen sich aber nicht abschütteln und stechen sogar durch mein dünnes Trainingsshirt - nervig!


Ich erreiche einen Abzweig, an dem sich der Weg in zwei Richtungen teilt und stelle fest, der mein Weg mit Flatterband gesperrt ist. Ein Zettel gibt Auskunft über die Ursache der Wegsperrung: ein Unwetter hat für Schäden und Holzbruch gesorgt, daher ist auf amtliche Anordnung der Weg gesperrt. Auch heute zeigt der Blick auf die Karte keine Alternative. Ich müsste komplett wieder absteigen nach Goldrain und einen großen Bogen machen, das würde den Tag um mindestens 1,5 Stunden verlängern. Nach kurzem zögern passiere ich die Absperrung, einen Versuch ist es wert. Umdrehen kann ich zur Not immer noch.
Nachdem ich ca. 5 Minuten auf dem gesperrten weg unterwegs bin, stosse ich auf die ersten Bäume, die tatsächlich den Weg versperren. Hier ist klettern bzw. ausweichen in den Hang angesagt, allerdings an dieser Stelle kein großes Problem. Insgesamt passiere ich vier Stellen, die mehr oder weniger heftig durch das Unwetter in Mitleidenschaft gezogen wurden, letztlich komme ich aber ganz gut drüber und daran vorbei.



Das Schlimmste scheint überwunden, jetzt verläuft der Weg wieder ohne irgendwelche Störungen. Kurz darauf erreiche ich erneut ein Flatterband welches das Ende der Wegsperrung kennzeichnet. Ich bin froh, es probiert und so gut geschafft zu haben, der Umweg hatte wahnsinnig viel Zeit gekostet. Der Weg verläuft jetzt wieder auf kleinem Pfad durch den Wald und ich erreiche bald eine kleine Holzbrücke, die ich etwas wackelig überquere.


Nach dem Wald kommt jetzt wieder ein Abschnitt mit Plantagen. Eine Blumenkohlplantage macht den Anfang und stinkt zum Himmel. Schöner sind dann wieder die Apfel- und Erdbeerplantagen, wobei die das Stechmückenproblem wieder auf den Plan rufen. Es ist wirklich fürchterlich nervig, die Biester permanent abzuwehren und ich fange mir erneut zahlreiche Stiche ein.

Ich erreiche mein erstes Etappenziel, eine Pension in Ennewasser unterhalb von Thal. Hier nehme ich einen kühlen Drink und raste im Schatten, es ist etwa die Hälfte der Strecke geschafft. Allerdings stehen ab hier noch einige Höhenmeter ins Haus, die hoffentlich weitgehend im Schatten absolviert werden, die Sonne knallt mittlerweile stark aus wolkenlosen Himmel.

Der Weg ab Ennewasser führt etwas verschlungen über eine Wiese hinauf nach Thal und Martello. Tatsächlich gibt's hier keinen Schatten und ich komme gut ins Schwitzen. Thal und Martello sind dennoch schnell erreicht, ab hier führt allerdings ein steiler Fahrweg weiter hinauf, jetzt wird es richtig anstrengend...



Der Weg ist wirklich heftig: sandig und steil und in der prallen Sonne. Ich quäle mich in Minischritten hinauf und werde erneut von Bremsen belagert. Die Stimmung sinkt und ich frage mich tatsächlich, wofür ich diesen Mist eigentlich mache. Nach quälenden 20 Minuten erreiche ich endlich den Wald und mache erstmal im Schatten Pause.


Haribo Colaflaschen heben die Stimmung wieder etwas und ich laufe weiter. Jetzt im kühlen Wald nimmt die Steigung ab und auch die Bremsen sind verschwunden. Meine Laune steigt und ich komme jetzt auf diesem Abschnitt gut vorwärts!

Fahrwege und steile Waldpfade wechseln sich jetzt ab und ich habe jeweils die Wahl zwischen den langen und flacheren Kehren des Fahrwegs oder den steilen kurzen Kehren im Wald. Ich wechsel hier immer zwischen den Alternativen, wobei ich mich meist für den steileren aber schnelleren Weg entscheide.

Ich erreiche die Bärenplattmahd, eine kleine Hochebene die ihren Namen aufgrund einer Sage um einen Bären hat, der hier die Wälder unsicher gemacht hat. Ein Schild weisst darauf hin, daß mittlerweile tatsächlich wieder vereinzelt Bären das Martelltal bevölkern, die aus dem benachbarten Trentino gekommen sind. Na dann...


Es ist jetzt ein wirklich schöner Abschnitt hier auf dem Weg. Steilere Waldpassagen wechseln sich mit kleinen Hochebenen ab, die von Kühen bevölkert sind. Zudem rückt mein Tagesziel näher, sodass die Stimmung wieder gut ist. Ich folge weiter dem Weg hinauf durch den Wald, jetzt ist es nicht mehr weit!

Im Hintergrund tauchen jetzt bereits die Gletscher auf und machen die Szenerie perfekt. Ich genieße die kühle des Waldes und die tollen Ausblicke und erreiche nach knapp 6 Stunden das Berggasthaus Stallwies, welches sehr schön gelegen mein heutiges Tagesziel darstellt.


Ich beziehe mein kleines Zimmer und genieße den Nachmittag mit Lesen und Essen auf der Terrasse. Es gibt leckeren Kuchen und die Gastgeber interessieren sich sehr für meine Tour. Am Abend gibt's zudem ein 5-Gang-Menü, ungewohnter Luxus in diesen Tagen, den ich aber gerne mitnehme.


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Brigitte (Sonntag, 09 August 2020 16:10)
Ich bin begeistert von den tollen Aufnahmen und der tollen Strecke