
17. Etappe auf dem K1
Start: Berggasthaus Stallwies
Ziel: Marteller Hütte
Ein herrlicher Morgen im Martelltal kündigt einen sonnigen Tag an. Das sind nicht nur gute Nachrichten, immerhin steht eine recht lange Etappe und einige Höhenmeter Aufstieg bevor. Frühstück eigentlich ab 8.00 Uhr, für mich wesentlich zu spät. Meine Gastgeber haben Verständnis für die Bedürfnisse eines Bergsteigers und stellen mir bereits um 6.30 Uhr das Frühstück hin. Also geht's mal wieder um 6.00 Uhr aus den Federn und um 7.00 Uhr ist Abmarsch. Der Senior des Hauses verabschiedet mich mit warmen Worten und fragt mich tatsächlich, ob ich den L1 gehen. Offenbar ist dieser hier im Martelltal durchaus ein Begriff. Ich erkläre ihm, dass ich im Prinzip dem L1 folge, allerdings eine etwas angepasste Route geplant habe. Er gibt mir noch nette Worte mit auf den Weg und so breche ich bei den ersten Sonnenstrahlen auf.
Der Weg führt allerdings direkt in den Wald hinein, ein kleiner Waldpfad führt hier Richtung hinteres Martelltal. Erstes Ziel ist die Lyfialm, die etwa auf der Hälfte der Strecke liegt und in etwa 3 Stunden erreicht sein sollte.


Der Weg ist im ersten Teil noch wenig steil, angenehm so früh am Morgen. Nach einer halben Stunde erreiche ich eine Mulde, in der offenbar Steinschlaggefahr aus dem Steilhang zu meiner Linken besteht. Es wird empfohlen, die Stelle einzeln zu begehen, was für mich kein Problem darstellt 😉



Die Stelle ist schnell passiert und nach einer Weile lichtet sich kurz der Wald und gibt den Blick frei auf eine kleine Hütte. Ein schöner Ort für eine kleine Pause!

Ich passiere einen schönen Wasserfall und steige wieder in den Wald ein. Der Weg zieht jetzt merklich an und es geht teilweise in steilen Kehren im Wald hoch.



Es ist jetzt ein typischer Höhenweg. Ein permanentes auf und ab, teilweise ausgesetzt, teilweise gesichert, mal auf gemütlichem Waldweg, mal wieder felsiger. Das ganze zieht sich ganz schön hin und die Lyfialm ist immer noch mehr als eine halbe Stunde entfernt. Ich raste nochmal im Schatten, bevor ich zum Endspurt auf die Alm ansetze.

Das Gelände öffnet sich und ich überquere einen Hang. Der Zufrittsee kommt jetzt auch in Sicht und es kann eigentlich nicht mehr weit sein bis zum Lyfialm. Erneut taucht der Weg in den Wald ein, bevor nach insgesamt 3 Stunden endlich die Alm in Sicht kommt. Ich bin der einzige Gast so früh am Morgen und kehre auf eine Schorle ein.



Nach der Lyfialm entspannt sich das Gelände etwas, die Steigungen haben merklich abgenommen. Der Weg führt zunächst wieder ein Stück im Wald hoch, bevor ich eine große Wiesenfläche passiere, auf der einige Kühe grasen.



Es geht jetzt ein ganzes Stück wieder hinunter und ich erreiche bald den Parkplatz am Talschluss, der bereits komplett voll ist. Auf einmal sind viele Leute mit auf dem Weg, die das gleiche Ziel haben: die Zufallhütte. Der Weg ist gut zu gehen, führt zunächst über eine Wiese im Wald, danach auf breiten Fahrweg, teilweise sind schrofige Passagen zu überwinden.


Das Gelände wird flacher und die Hütte kommt in Sicht. Allerdings sind es noch etwa 150 Höhenmeter Anstieg, bis das nächste Etappenziel erreicht ist. Der Weg windet sich in einem großen Bogen und steuert die Zufallhütte dann von der Seite an.


Es ist wahnsinnig viel los, aber ich brauche vor dem letzten Anstieg von 1,5 Stunden nochmal eine Pause im Schatten. Es ist bislang einer der schönsten Etappen auf dem K1, die Länge der Etappe und vor allem die Hitze fördern Tribut. Ich nehme noch ein Sportwasser und einen espresso und starte dann für den letzten Anstieg. Weiterer 400 Höhenmeter wollen noch bewältigt werden.

Die Ausblicke werden zunehmend spektakulärer. Die Gletscher unterhalb der Zufallsspitze rücken näher und näher. Der Weg führt jetzt über eine alte Staumauer bis zu einem großen Wasserfall und dann scharf rechts Richtung Süden.


Nachdem der Weg lange gemütlich und nur leicht steigend bergan führte, geht's jetzt nochmal für die letzten 300 Höhenmeter in steilen Kehren bergan. Auch hier sind noch anderer Wanderer unterwegs, sodass ich dieses schweisstreibende Unterfangen in der Mittagssonne zumindest nicht alleine Bewältigen muss. Aber jeder Aufstieg hat irgendwann ein Ende und so erreiche ich nach 6,5 Stunden die Marteller Hütte auf 2.610m.


Was für eine Lage, was für eine Aussicht! Die Hütte ist der krönenden Abschluss einer tollen Etappe. Zufallsspitze und vor allem die Steile Königsspitze bestimmen mit ihren Gletschern die Szenerie. Ich bin allerdings auch ziemlich geschafft und nehme erstmal im Schatten eine Suppe und ein Getränk, auch einen mittagsschlaf wird es nach dieser anstrengenden Tour geben.

Morgen steht der Übergang über den Fürkeleferner zur Fürkelescharte auf dem Programm. Ich habe Gletscherausrüstung dabei und habe zum Glück auch einen Platz am Seil einer Viererseilschaft gefunden. Die 4 brechen morgen früh zum Monte Cevedale auf und nehmen mich bis zur Scharte mit. Ein spannender Tag sicherlich!
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Brigitte (Sonntag, 09 August 2020 16:06)
Toller Bericht. Respekt für deine Leistung.