
19. Etappe auf dem K1
Start: Peio
Ziel: Rifugio Angelino Bozzi
Mit der heutigen Etappe beginnt ein längerer Abschnitt, der mich über diverse italienische Hütten bzw. kleinere Ortschaften und in die Adamello-Region führen wird. Das Tagesziel Rifugio Angelino Bozzi gehört offiziell noch zur Ortler-Region, liegt aber bereits auf dem Gemeindegebiet von Ponte di Legno in der Lombardei.
Mit Spannung erwarte ich die erste Übernachtung auf einer italienischen Hütte und bin gespannt, wie ich dort ohne Sprachkenntnisse zurecht kommen werde.
Der Tag ist insgesamt relativ kurz mit einer Gehzeit von 4,5 Stunden, allerdings mit 1.250 Höhenmeter Anstieg. Ich genieße das Frühstück im Hotel in Peio und breche heute erst gegen 8.15 Uhr auf. Nach einer kurzen Durchquerung des Ortes folge ich ein Stück der Straße, die Richtung Lago Pian Palü hinauf führt und hoffe, bald im Wald weiter laufen zu können.

Tatsächlich kann ich nach knapp 1,8 km auf der Straße auf einen Waldweg wechseln, der nun parallel weiter hinauf führt. Es sind schon zahlreiche Autos unterwegs, wahrscheinlich kann man ein gutes Stück bis zum See auf der Straße fahren. Ich habe den Abschnitt im Wald für mich und genieße die Stille und Kühle des Waldes am Morgen.

Der Weg ist in diesem Teil noch nicht sonderlich steil und ich kann mich relativ gemütlich einlaufen. Ich bin sehr froh, dass heute eine vergleichsweise kurze Etappe ansteht. Ich spüre eine tiefe Erschöpfung der letzten Tage bzw. mittlerweile der letzten 3 Wochen, die Sonne und Hitze haben es nicht einfacher gemacht. Ich motiviere mich mit dem Gedanken, heute und morgen relativ kurz unterwegs zu sein und dann hoffentlich wieder etwas fitter zu sein.

Als erstes kleines Etappenziel ist eine Ruine einer kleiner Burg auf der Karte verzeichnet. Tatsächlich erreiche ich nach einer Stunde die verfallenen Reste der Forte Austro, eine Österreichisch-ungarische Festung aus dem 1. Weltkrieg. Ich mache den kurzen Abstecher und nutze die Chance für eine erste Pause.


Weiter geht's im Wald und nachdem der Weg zunächst in gewohnter Manier entspannt steigend verläuft, zieht er nach knapp 1,5 Stunden doch merklich an. Kein Wunder, daß nächste Etappenziel, der Lago Pian Palü liegt noch gut 300 Höhenmeter über mir auf knapp 1.900m. Parallel zum kleinen Bach Noce Nero geht's im Wald hinauf und ich erreiche den Parkplatz unterhalb des Sees. Ab hier müssen auch die Autofahrer laufen, sodass ich ab jetzt nicht mehr alleine unterwegs bin und mich der kleinen italienischen Karawane Richtung See anschließe.


Der Pfad wird schmaler und nach 2 Stunden ist der See erreicht. Der Weg führt jetzt am linken Ufer des Sees weiter hinauf. Mit Blick auf die zahlreichen Wanderer, die sich hier oben versammelt haben, halte ich mich auch nicht lange auf und folge dem Weg weiter durch den Wald. Der Ausblick auf den See ist von oben ohnehin viel schöner.


Jetzt wirds richtig schön! Der Weg führt teilweise durch den Wald, teilweise durch wild bewachsene Blumenhänge oberhalb des Sees hinauf. Immer wieder erhasche ich tolle Ausblicke auf den See und mittlerweile auch auf die schneebedeckten Hänge des Monte Montello (3.518m) und Punta San Matteo (3.768m). Eine beeindruckende Landschaft und der schönste Teil der heutigen Etappe!



Ich kehre dem See nun den Rücken zu und erreiche nach einigen Kehren eine Hochebene, auf der es jetzt nicht mehr so steil weiter geht. Noch sind es gut 1,5 Stunden bis zur Hütte, vor allem muss der höchste Punkt der heutigen Etappe an der Forcellina di Montozzo auf 2.613m noch überschritten werden. Ich suche mir eine ebene Fläche und lasse mich zu einer Rast nieder.

Nach der Rast fühle ich mich fit für den finalen Teil und passiere jetzt die Schotterhänge unterhalb des 2.973m hohen Redival. Mittlerweile kommt auch die Forcellina di Montozzo in Sicht, über die es gleich auf die andere Seite der Bergkette weiter geht.


Es ist ein ziemlich einfacher Anstieg auf die Scharte auf immerhin gut 2.600m,das habe ich in den letzten Wochen schon ganz anders erlebt. Ich genieße diesen vergleichsweise einfachen Anstieg, während am Himmel zunehmend dunkle Wolken aufziehen, ganz so viel Zeit sollte ich mir nicht mehr lassen.

Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Rifugio Angelino Bozzi, welches knapp 150 Höhenmeter unter der Scharte liegt. Ich steige den steilen Pfad Richtung Hütte hinunter, die tatsächlich in 15 Minuten erreicht ist. Ich bin gespannt, wie der italienische Check in jetzt laufen wird.



Weder Deutsch noch Englisch wird hier gesprochen, der check in klappt dennoch gut. Auf der Terrasse ist reger Betrieb durch Tagesgäste und ich genieße Tagliatelle Funghi in der Sonne. Die dunklen Wolken ziehen aus dem Tal hinauf und gegen 16 Uhr brechen auch die letzten Tagesgäste auf ins Tal. Plötzlich bin ich hier oben alleine an der Hütte und wenn ich die Hüttenwirtin richtig verstanden habe, bin ich heute der einzige Gast.
Gegen 17 Uhr kommen do h noch zwei Wanderer, die sich offenbar ordentlich verplant haben, ihr Hütte liegt nach ihrer Aussage noch 5 Stunden entfernt. Sie bleiben auch über Nacht, sodass ich zumindest nicht ganz alleine bin. Ohne Internet vertreiben ich mir die Zeit mit der Lektüre der italienischen Zeitschriften, bevor ich im rustikalen Lager der Hütte einen frühen Zapfenstreich einläute.


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