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19. Etappe K1

Das Tagesziel: Rifugio Angelino Bozzi (2.478m)
Das Tagesziel: Rifugio Angelino Bozzi (2.478m)

19. Etappe auf dem K1

Start: Peio 

Ziel: Rifugio Angelino Bozzi


Mit der heutigen Etappe beginnt ein längerer Abschnitt, der mich über diverse italienische Hütten bzw. kleinere Ortschaften und in die Adamello-Region führen wird. Das Tagesziel Rifugio Angelino Bozzi gehört offiziell noch zur Ortler-Region, liegt aber bereits auf dem Gemeindegebiet von Ponte di Legno in der Lombardei.


Mit Spannung erwarte ich die erste Übernachtung auf einer italienischen Hütte und bin gespannt, wie ich dort ohne Sprachkenntnisse zurecht kommen werde. 


Der Tag ist insgesamt relativ kurz mit einer Gehzeit von 4,5 Stunden, allerdings mit 1.250 Höhenmeter Anstieg. Ich genieße das Frühstück im Hotel in Peio und breche heute erst gegen 8.15 Uhr auf. Nach einer kurzen Durchquerung des Ortes folge ich ein Stück der Straße, die Richtung Lago Pian Palü hinauf führt und hoffe, bald im Wald weiter laufen zu können. 

Zunächst geht's auf der Straße Richtung Lago Pian Palü
Zunächst geht's auf der Straße Richtung Lago Pian Palü

Tatsächlich kann ich nach knapp 1,8 km auf der Straße auf einen Waldweg wechseln, der nun parallel weiter hinauf führt. Es sind schon zahlreiche Autos unterwegs, wahrscheinlich kann man ein gutes Stück bis zum See auf der Straße fahren. Ich habe den Abschnitt im Wald für mich und genieße die Stille und Kühle des Waldes am Morgen. 

Im Wald ist es wesentlich angenehmer zu laufen
Im Wald ist es wesentlich angenehmer zu laufen

Der Weg ist in diesem Teil noch nicht sonderlich steil und ich kann mich relativ gemütlich einlaufen. Ich bin sehr froh, dass heute eine vergleichsweise kurze Etappe ansteht. Ich spüre eine tiefe Erschöpfung der letzten Tage bzw. mittlerweile der letzten 3 Wochen, die Sonne und Hitze haben es nicht einfacher gemacht. Ich motiviere mich mit dem Gedanken, heute und morgen relativ kurz unterwegs zu sein und dann hoffentlich wieder etwas fitter zu sein. 

Ganz gemütlich geht's durch den Wald hinauf
Ganz gemütlich geht's durch den Wald hinauf

Als erstes kleines Etappenziel ist eine Ruine einer kleiner Burg auf der Karte verzeichnet. Tatsächlich erreiche ich nach einer Stunde die verfallenen Reste der Forte Austro, eine Österreichisch-ungarische Festung aus dem 1. Weltkrieg. Ich mache den kurzen Abstecher und nutze die Chance für eine erste Pause. 

Die Festung Forte Austro
Die Festung Forte Austro
Blick in die verfallenen Festung
Blick in die verfallenen Festung

Weiter geht's im Wald und nachdem der Weg zunächst in gewohnter Manier entspannt steigend verläuft, zieht er nach knapp 1,5 Stunden doch merklich an. Kein Wunder, daß nächste Etappenziel, der Lago Pian Palü liegt noch gut 300 Höhenmeter über mir auf knapp 1.900m. Parallel zum kleinen Bach Noce Nero geht's im Wald hinauf und ich erreiche den Parkplatz unterhalb des Sees. Ab hier müssen auch die Autofahrer laufen, sodass ich ab jetzt nicht mehr alleine unterwegs bin und mich der kleinen italienischen Karawane Richtung See anschließe. 

Immer entlang am Noce Nero
Immer entlang am Noce Nero
In steilen Kehren geht's hinauf zum See
In steilen Kehren geht's hinauf zum See

Der Pfad wird schmaler und nach 2 Stunden ist der See erreicht. Der Weg führt jetzt am linken Ufer des Sees weiter hinauf. Mit Blick auf die zahlreichen Wanderer, die sich hier oben versammelt haben, halte ich mich auch nicht lange auf und folge dem Weg weiter durch den Wald. Der Ausblick auf den See ist von oben ohnehin viel schöner. 

Auf den letzten Metern unterhalb des Lago Pian Palü
Auf den letzten Metern unterhalb des Lago Pian Palü
Erster Ausblick auf den See
Erster Ausblick auf den See

Jetzt wirds richtig schön! Der Weg führt teilweise durch den Wald, teilweise durch wild bewachsene Blumenhänge oberhalb des Sees hinauf. Immer wieder erhasche ich tolle Ausblicke auf den See und mittlerweile auch auf die schneebedeckten Hänge des Monte Montello (3.518m) und Punta San Matteo (3.768m). Eine beeindruckende Landschaft und der schönste Teil der heutigen Etappe! 

Tolle Aussicht auf den Lago Pian Palü...
Tolle Aussicht auf den Lago Pian Palü...
... die hohen 3.000er der Cevedale-Vioz-Kette...
... die hohen 3.000er der Cevedale-Vioz-Kette...
... und die schön bewachsenen Hänge
... und die schön bewachsenen Hänge

Ich kehre dem See nun den Rücken zu und erreiche nach einigen Kehren eine Hochebene, auf der es jetzt nicht mehr so steil weiter geht. Noch sind es gut 1,5 Stunden bis zur Hütte, vor allem muss der höchste Punkt der heutigen Etappe an der Forcellina di Montozzo auf 2.613m noch überschritten werden. Ich suche mir eine ebene Fläche und lasse mich zu einer Rast nieder. 

Auf der kleinen Hochebene kommen mir immer wieder Mountainbiker entgegen
Auf der kleinen Hochebene kommen mir immer wieder Mountainbiker entgegen

Nach der Rast fühle ich mich fit für den finalen Teil und passiere jetzt die Schotterhänge unterhalb des 2.973m hohen Redival. Mittlerweile kommt auch die Forcellina di Montozzo in Sicht, über die es gleich auf die andere Seite der Bergkette weiter geht. 

Die steilen Schutthänge des Redival
Die steilen Schutthänge des Redival
In der Bildmitte kommt die Forcellina di Montozzo in Sicht
In der Bildmitte kommt die Forcellina di Montozzo in Sicht

Es ist ein ziemlich einfacher Anstieg auf die Scharte auf immerhin gut 2.600m,das habe ich in den letzten Wochen schon ganz anders erlebt. Ich genieße diesen vergleichsweise einfachen Anstieg, während am Himmel zunehmend dunkle Wolken aufziehen, ganz so viel Zeit sollte ich mir nicht mehr lassen. 

An der Forcellina di Montozzo auf 2.613m
An der Forcellina di Montozzo auf 2.613m

Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Rifugio Angelino Bozzi, welches knapp 150 Höhenmeter unter der Scharte liegt. Ich steige den steilen Pfad Richtung Hütte hinunter, die tatsächlich in 15 Minuten erreicht ist. Ich bin gespannt, wie der italienische Check in jetzt laufen wird. 

Blick zurück auf meinen Aufstiegsweg
Blick zurück auf meinen Aufstiegsweg
Abstieg zum Rifugio Angelino Bozzi
Abstieg zum Rifugio Angelino Bozzi
Das Rifugio Angelino Bozzi ist erreicht
Das Rifugio Angelino Bozzi ist erreicht

Weder Deutsch noch Englisch wird hier gesprochen, der check in klappt dennoch gut. Auf der Terrasse ist reger Betrieb durch Tagesgäste und ich genieße Tagliatelle Funghi in der Sonne. Die dunklen Wolken ziehen aus dem Tal hinauf und gegen 16 Uhr brechen auch die letzten Tagesgäste auf ins Tal. Plötzlich bin ich hier oben alleine an der Hütte und wenn ich die Hüttenwirtin richtig verstanden habe, bin ich heute der einzige Gast.


Gegen 17 Uhr kommen do h noch zwei Wanderer, die sich offenbar ordentlich verplant haben, ihr Hütte liegt nach ihrer Aussage noch 5 Stunden entfernt. Sie bleiben auch über Nacht, sodass ich zumindest nicht ganz alleine bin. Ohne Internet vertreiben ich mir die Zeit mit der Lektüre der italienischen Zeitschriften, bevor ich im rustikalen Lager der Hütte einen frühen Zapfenstreich einläute. 

Der Schlafsaal im Rifugio Angelino Bozzi
Der Schlafsaal im Rifugio Angelino Bozzi
Abends am Rifugio Angelino Bozzi
Abends am Rifugio Angelino Bozzi

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Kommentare: 0
Kommentare: 20
  • #20

    eckard_schuster (Sonntag, 02 Mai 2021 16:34)

    Hallo Philipp, 2019 sind wir auf unserer 24 tägigen Alpenüberquerung durch die Venedigergruppe und Virgen-Lasörlinggruppe gekommen. Das Venedigergebiet hat uns so gut gefallen, daß ich mich zur Zeit in der Planung für eine 16 tägige Venedigerumrundung für das Jahr 2022 befinde. Ich schaue mal, ob ich etwas für meine Planung bei Dir abschauen kann. Aber im Großen und Ganzen steht die Tour. In meinem Instagram sind die Bilder der Etappen hinterlegt. MfG Frank

  • #19

    Wilco (Freitag, 11 September 2020 17:23)

    Hello Philipp,

    Thank you for your great blogs on the Heilbronnerweg.
    The photos on your website helped me a lot with the preparation on this route and what I would encounter.
    Hopefully you will publish a blog on the Watzmann in the future :), but in the meantime I wish you all the best.
    I will definitely find more inspiration for future tours on your website the upcoming months!

    Stay safe!

  • #18

    Othmar (Samstag, 05 September 2020 08:29)

    Sehr sehr sehr geil. Danke, da ist so viel Anregung dabei. Vielleicht wird das mit meiner Alpenüberquerung noch was

  • #17

    Moni (Montag, 31 August 2020 17:23)

    Hallo Philipp!
    Ich bin total begeistert von deinem Mut, Selbstvertrauen und Disziplin deine eigene Alpenüberquerung durchgezogen zu haben. Insgeheim träume ich auch schon seit Jahren von einem ähnlichen Projekt, hatte jedoch noch nie die Energie aufgebracht es in die Tat um zu setzen. Darum bewundere ich dich sehr. Du hast mir gezeigt, dass es möglich ist und das motiviert mich extrem. Vielleicht packe ich es tatsächlich in 2 Jahren an!
    Ich wünsche dir noch viele schöne Bergmomente und dass du immer gesund wieder ins Tal kommst!

  • #16

    Jürgen und Ruth (Freitag, 21 August 2020 12:10)

    Herzlichen Glückwunsch zu deiner erfolgreichen und spektakulären K1 Alpenüberquerung. Mit Spannung haben wir täglich deinen Blog erwartet, vielen Dank dafür , auch für die fantastischen Fotos, virtuell waren wir auch dabei. Wir wünschen dir jetzt eine angenehme und problemlose Heimreise und freuen uns auf das Wiedersehen.
    Ganz liebe Grüße Jürgen und Ruth

  • #15

    Kerstin (Dienstag, 18 August 2020 17:14)

    DANKE für die tolle Tourenbeschreibung des Heilbronner Weges. Insbesondere der Bockkarkopf ist für mich interessant. Die vielen detaillierten (!) Fotos helfen mir sehr, die Tour für unsere ganze Familie gut einschätzen zu können.

  • #14

    Hans 100 (Donnerstag, 23 Juli 2020 16:17)

    Zum Eurem Bericht Weißspitze:
    Gestern bin ich - seit 4 Wochen 80 Jahre alt - auf den Weißspitzengrat gestiegen. Von Kematen (ca. 1400 m, stdl. Bus von Sterzing) via 4 auf das Schlüsseljoch, 3A aufs Jaufenjoch, dann Weg 3 zur Rollspitze, zunächst einfach, dann ca.
    1 Stunde steil in teils schlecht markierten Steinfeld aufwärts. Anschließend leicht auf die Rollspitze, 2800 m. Kurz vor der Amthorspitze 2748 m wurde es schwierig mit Klettern II. Allein und da ich vor allem nicht wußte, wie es auf dem Grat weiterging, kehrte ich wieder um, stieg aber, um das steile Steinfeld zu vermeiden, weglos in das Brennerautobahn-Tal ab, bis ich auf Weg 11 stieß. Runter via 11A zur S12 zur großen Doppel-Tornante und 2,5 km Landstraß4 bis zum Bahnhof Gossensass. Letzter Zug um 22.02 nach Sterzing. Ca. 1400 bis 1500 HM, 13 Stunden. 2 kurze Gewitter.

    DANKE DANKE DANKE für Euren Saun-Weißspitze-Bericht. Ich erfahre von Euch, daß es somit ohne größere Probleme machbar ist. Plan: Sterzing (ca. 1000 m) auf dem Grat bis Weißspitze und wieder zurück. Mal sehen, was noch geht.

    Die Aussicht vom Grat ist wirklich wahnsinnig schön! Und herrlich einsam. Schafe, Kühe, Ochsen, Murmeltiere, keine Menschen auf der gesamten Tour. Was wird rund um die Sella los sein? Hunderte!
    Herzlichst!
    Hans 100

  • #13

    Katti (Sonntag, 19 Juli 2020 22:31)

    „Geh den Weg,
    der einen steinigen Aufstieg hat.
    Spüre die Sonne,
    die dich wärmt.
    Atme die Luft,
    die dich die Freiheit spüren lässt.
    Habe ein Ziel in Sicht,
    welches dir den Weg weist.“

    Philipp, ich wünsche dir alles Gute!

    Gruß, Katti M.

  • #12

    Ralf (Sonntag, 19 Juli 2020 21:37)

    Hallo Philipp,

    ich wünsche dir für morgen einen guten Start in dein Projekt! Ich werde hier immer wieder lesen, was du so zu berichten hast :-) Genieß die Zeit und pass gut auf dich auf!

    Viele Grüße, Ralf

  • #11

    Anna (Sonntag, 19 Juli 2020 21:25)

    Alles Gute auf all' deinen Wegen, Bruderherz! Pass auf dich auf!!

  • #10

    dj ötzi (Samstag, 04 Juli 2020 14:09)

    1000 höhenmeter im Schnitt und 5,6stunden Gehzeit pro tag. Ordentliches Programm. Viel erfolg!!

  • #9

    Max (Sonntag, 28 Juni 2020 21:02)

    geiles Projekt, mal sehen wo irgendwann der M1 langführt...

  • #8

    Carolin (Sonntag, 21 Juni 2020 20:48)

    Ein tolles Projekt mit deinem "K1", ich werde das weiter verfolgen. Viel Spaß bei deiner Tour!

  • #7

    Kai (Freitag, 15 Mai 2020 09:37)


    Der frohe Wandersmann
    Joseph von Eichendorff

    Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
    Den schickt er in die weite Welt,
    Dem will er seine Wunder weisen
    In Berg und Wald und Strom und Feld.
    Die Trägen, die zu Hause liegen,
    Erquicket nicht das Morgenrot,
    Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
    Von Sorgen, Last und Not um Brot.

    Die Bächlein von den Bergen springen,
    Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
    Was sollt’ ich nicht mit ihnen singen
    Aus voller Kehl’ und frischer Brust.

    Den lieben Gott nur laß’ ich walten;
    Der Bächlein, Lerchen, Wind und Feld,
    Und Erd’ und Himmel will erhalten,
    Hat auch mein Sach’ aufs Best’ bestellt.

    Viel Erfüllung und Glück auf all Deinen Wegen, mein lieber Freund.

  • #6

    Röve (Freitag, 08 Mai 2020 22:28)

    Was denn mit dem Watzmann?

  • #5

    Alex Haug (Montag, 30 September 2019 22:46)

    Toller Blog mit super Beschreibungen �

  • #4

    Sven (Donnerstag, 26 September 2019 23:20)

    Netter Blog und schöne Routenbeschreibungen. Viel Spaß bei Deinen weiteren Touren und deren Dokumentation hier :)

  • #3

    Christian (Dienstag, 18 Juni 2019 13:30)

    Schöner Beitrag, Philk. Tolles Foto auf die drei Zinnen. Schöne und sichere Tour weiterhin. Bis bald beim Gipfelstürmer Scp. Lg Christian

  • #2

    Norbert Kohlmann (Samstag, 02 März 2019 13:29)

    "Wo ein Begeisterter steht, da ist der Gipfel der Welt. "

  • #1

    Heike Schwering (Dienstag, 12 Februar 2019 11:14)

    "Demut gebietend und erhebend zugleich, kaum etwas in der Natur flößt uns soviel Ehrfurcht ein wie der Anblick von Bergen." (Kofi A. Annan)

    Sitz der Götter, Hexentanz und Heimatidyll, heilige Kultstätte und Heidis heile Welt. Das, was für viele Menschen die gefühlte Verbindung zwischen Erde und Himmel zu sein scheint, ist für mich ein wunderschönes Geröll des (Er)Schreckens.
    Zu hoch, zu stark, zu unberechenbar, zu übermächtig.

    Nein, ein Bergfreund im klassischen Sinne bin ich nicht.
    Aber gewiss ein Bewunderer derer, die sich mutig und respektvoll aufmachen, jene magischen Erhebungen zu erkennen und zu erklimmen.
    Mich hält die Schwerkraft demütig unten.

    Doch fühle ich mich reich beschenkt
    durch diese authentische und beherzte Seite
    dem Himmel trotzdem ein Stück näher sein zu können.

    Vielen Dank dafür!