
23. Etappe auf dem K1
Start: Rifugio Serafino Gnutti
Ziel: Rifugio Città di Lissone
Die heutige Etappe würde ich als Königsetappe, zumindest für den Alta Via Adamello 1, bezeichnen. Mit dem Passo Miller und dem Passo Poia sind zwei große Pässe zu überwinden, insgesamt 1.150 Höhenmeter Aufstieg und 1.300 Höhenmeter Abstieg. Auf der Hälfte liegt das Rifugio Prudenzini zur Mittagspause bereit, kurz vor dem Ziel mit dem Rifugio Baita Adame eine weitere Einkehr. Das Wetter ist zumindest trocken und so ist alles angerichtet für einen großen Tag am Berg! Nach einem schnellen Frühstück starte ich bereits um 7.00 Uhr zu dieser langen Etappe. Erstes Ziel ist dabei der Passo Miller, für den es jetzt die ersten 600 Höhenmeter zu überwinden gilt.


Der Passo Miller gibt mir zunächst noch etwas Zeit zum warm laufen. Es geht ein Stück über den Steg zurück am See entlang und dann auf die andere Seite, wo der Weg zunächst über felsendurchsetzte Wiesen leicht steigend verläuft. Der gesamte Aufstiegsweg liegt aktuell noch im Schatten und es ist angenehm kühl, ideale Bedingungen heute!

Der gesamte Aufstiegsweg zum Passo Miller war von der Hütte einsehbar, allerdings nicht, auf welcher Route der Weg verläuft. Klar war, das es recht bald felsig und auch wieder blockig wird. So überrascht es kaum, dass nach 20 Minuten der Weg steiler wird und über Fels weiter hinauf führt.



Der Weg zieht sich doch ganz schön, auch wenn die Markierungen ohne große Schlenker direkt auf den Passo zusteuern. Bald kommt der vermeintlich höchste Punkt in Sicht, allerdings ist dies nur eine Kuppe, der Passo Miller liegt noch ein ganzes Stück höher. Ich fühle mich nach dem Tag Pause allerdings gut erholt und steige weiter zügigen Schrittes über die Felsen hinauf.


Ich passiere einige Schneereste und bizarre Felsen, bevor kurz vor dem höchsten Punkt das Gelände nochmal steiler wird. Auch hier helfen einige Sicherungen, allerdings ist der Passo Miller kein Vergleich zum Passo Cristallo am Vortag. Oben kommt bereits die Sonne in Sicht und kurz vor dem höchsten Punkt scheint mir diese erstmals am heutigen Tage ins Gesicht. So erreiche ich nach schnellen 1,75 Stunden den ersten Pass auf 2.818m.



Der Abstieg vom Passo Miller ist recht harmlos, kurz geht es steil hinunter, bevor der Weg recht flach absteigend hinab führt und sogar recht bald im felsdurchsetzten Wiesengelände verläuft. Der Ausblick auf das Tal, in dem der kleine Bach Poia di Salerno verläuft und dem gegenüber liegenden Passo Poia ist wunderbar, zeigt aber auch die Intensität der heutigen Etappe. Immerhin erfolgt jetzt ein Abstieg über 550 Höhenmeter, bevor es dann wiederum fast 600 Höhenmeter hinauf geht.


Der Abstieg geht mir gut von der Hand und mit knapp 3 Stunden Gehzeit bis zum Rifugio Prudenzini bin ich auch gut in der Zeit. Das italienische Frühstück mit Zwieback und Marmelade ist keine gute Grundlage für einen langen Tag am Berg, sodass ich am Rifugio zunächst mal auf eine ordentliche Brotzeit einkehre,die ich auch tatsächlich bekomme. Die beiden ordentlich belegten Stullen geben auf jeden Fall neue Energie 😄



Frisch gestärkt mache ich mich auf Richtung Passo Poia. Zunächst überquere ich den kleinen Bach Poia di Salerno, wo der Weg flach über Wiesengelände verläuft. Bald beginnt allerdings der Aufstieg Richtung Passo, das Gelände wird wieder entsprechend steiler. In gut ausgetretenen Pfaden geht's aber angenehm hinauf.


Am Passo Poia ein ähnliches Spiel wie am Passo Miller: das Gelände wird zunehmend steiler und felsiger. Vor mir ist noch ein anderer Wanderer unterwegs, der in ähnlichem Tempo unterwegs ist, der Abstand zwischen uns bleibt jedenfalls gleich 😀



Auch am Passo Poia lasse ich mich täuschen: der vermeintlich höchste Punkt ist nur eine Kuppe, dahinter geht's noch ein ganzes Stück weiter hinauf. Auch hier passiere ich jetzt einige Schneefelder, auch hier geht es auf den letzten Metern nochmal steiler zur Sache, es macht aber immer wieder aufs neue Spaß, so einen Pass zu erklimmen! Was für einen Ausblick wird es dort oben geben? Kommt die Hütte bereits ins Sicht? Wie verläuft der Abstieg? Gespannt überwinde ich die letzten Höhenmetern und erreiche bald den Passo Poia auf 2.775m.


Am Passo hole ich den italienischen Wanderer ein und wir quatschen kurz. Er ist auf einer Tagestour unterwegs und aus dem Tal aufgestiegen.
Im Gegensatz zum Passo Miller führt der Abstieg vom Passo Poia doch wesentlich steiler bergab. In einer felsigen Rinne geht's gleich rasant hinunter, bevor der Weg über das übliche Blockwerk flacher gen Tal verläuft. Ich genieße noch eine Weile die Aussicht und begebe mich dann auf den letzten Abstieg für heute. Nächstes Ziel ist das Rifugio Adame, wo nochmal eine Kaffeepause geplant ist, bevor es dann für eine weitere Stunde zum Tagesziel den Rifugio Città di Lissone geht.


Nach einiger Zeit wird das Gelände wieder grüner und erneut bieten sich traumhafte Talblicke. Zu meiner linken blitzen die unteren Ausläufer des mächtigen Gletscher unterhalb der Corno Bianco (3.427m) und des Monte Adamello (3.539m) in der Sonne, wirklich ein fantastisches Bild!



Es ist ein wunderbares Tal, tatsächlich einer der schönsten Orte auf dem bisherigen K1. Ich erreiche die Talsohle und laufe parallel am Bach, umgeben von hohen Felswänden auf das Rifugio Adame zu. Auf gemütlichem Weg geht es jetzt noch eine Stunde dem Bach folgend ins Tal hinunter, eine Wohltat für die Füße und eine idealer Abschluss der heutigen Etappe. Angekommen am Rifugio genieße ich einen Kaffee in der Sonne, bevor ich zum letzten Abschnitt aufbreche.


Die letzten 45 Minuten bis zum Rifugio Città di Lissone sind ein reiner Genuss. Gemütlich geht's am Bach entlang, an dem zahlreiche Tagesgäste unterwegs sind. Eine wunderbare Etappe endet am Rifugio Città di Lissone, an dem ich mit Live-Musik empfangen werde. Ich genieße diesen besonderen Moment, lausche der italienischen Musik und freue mich über diesen sehr gelungenen Tag heute 😀



Ich genieße einen tollen Schokoladenkuchen und treffe eine sehr nette Gruppe von Deutschen Wanderern, die ebenfalls auf dem Alta Via Adamello 1 unterwegs sind. Wir verbringen einen gemütlichen Abend und ich genieße es, mich mal wieder unterhalten zu können. Die 4 haben morgen mit dem Rifugio Maria é Franco das gleiche Ziel und so werden wir morgen gemeinsam aufbrechen.


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