
25. Etappe auf dem K1
Start: Rifugio Maria é Franco
Ziel: Rifugio Tita Secchi
Heute steht für mich die letzte "alpine" Etappe auf dem K1 an, wenn es beim Übergang zum Rifugio Tita Secchi weiter auf dem Alta Via Adamello 1 geht.
Ich verabschiede mich von meinen 4 Gefährten des gestrigen Tages und breche um 7.15 Uhr Richtung Rifugio Tita Secchi auf.
Dabei geht's direkt mit einem knackigen aber recht kurzem Aufstieg los, um den Übergang an der Cima Gellina zu überwinden. Über Blockwerk steige ich die insgesamt gut 150 Höhenmeter hinauf.


Meine Muskeln und Gelenke sind noch nicht ganz warm, so steige ich langsam und vorsichtig über das blockige Gelände. Ein Schneefeld ist noch zu queren bis der Übergang bereits nach 25 Minuten in Sicht kommt. Eine kleine Steinmauer mit einem kleinen Durchlass kennzeichnet den Übergang.


Unter mir bricht das Gelände steil ab und es sieht nach einem rasanten Abstieg aus. Danach scheint das Gelände aber weitgehend flach über eine große Karstfläche zu verlaufen, bevor rechter Hand die nächste Felsrippe gewonnen wird.

Tatsächlich führt der Weg ziemlich steil und mit etlichen Versicherungen versehen die Wand hinunter. Zunächst schräg in einer gesicherten Rinne, später auch mal glatte Felswände querend, bevor ich nach 15 minütiger Kraxelei den Wandfuß erreiche. Der Blick zurück ist beeindruckend!



Die morgendliche Kraxelei war durchaus erquicklich, ich fühle mich fit und bereit für die kommenden Aufgaben. Diese bestehen allerdings zunächst in einer längeren Gehpassage über Felsen und später Karstgelände. Eine ganze Weile quere ich leicht absteigend diese große Fläche, bis nach gut 2 Stunden das Gelände wieder anzieht und über Blockwerk und felsendurchsetzte Wiesen bis zu einem weiteren Übergang hinauf führt.




Die Länge der heutigen Etappe wird hier oben deutlich, ein weites Tal liegt jetzt zu meinen Füßen. Dieses wird nun in einer langen Traverse leicht steigend gequert bis der Weg dann erneut über Felsen auf die nächste Geländerippe zieht. Mittlerweile mache ich mir Gedanken über das Wetter, das doch bereits früher als gedacht unbeständig wird. Einzelne Tropfen kamen gerade schon aus den dichten Wolken und ich packe den Rucksack bereits mal vorsichtshalber in den Regenschutz.


Nach insgesamt 3 Stunden zieht der Weg jetzt merklich an und kündigt den nächsten Übergang an. Mittlerweile knurrt mir ganz schön der Magen, das spärliche italienischen Frühstück ist längst verbrannt. Diesen Übergang will ich allerdings noch bezwingen und hoffe, meine dringend notwendige Pause im trockenen verbringen zu können, der Himmel verdunkelt sich zunehmend und in der Ferne sind bereits Schauer erkennbar.



Die nächste Geländerippe ist bezwungen und ich mache die jetzt wirklich dringend notwendige Pause. Riegel, Nüsse und Haribo füllen meine Energiereserven wieder auf. Es bleibt zum Glück trocken allerdings ist es windig und kalt geworden, sodass ich nach wenigen Minuten wieder aufbreche. Auch hier zeichnet sich der weitere Weg wieder gut ab und ist ähnlich gestaltet wie zuvor: Querung am Hang und Aufstieg auf die nächste Geländerippe, diesmal allerdings wesentlich kürzer als die Male zuvor.

Der nächste Übergang ist bald erreicht und ich treffe auf anderer Wanderer, die mir auf der Querung entgegen kommen und zum Rifugio Maria é Franco wollen, von dem ich heute morgen aufgebrochen bin. Ich bin wieder mal verwundert wie spät die Leute teilweise losgehen zu solchen Hüttenverbindungen. Ich weiß natürlich nicht genau wann, allerdings haben die 4 noch den weitaus größeren Teil der Tour vor sich, bei sich tendenziell verschlechternden Bedingungen. Und vor allem mit den kniffligen Passagen am Übergang vor dem Rifugio Maria é Franco. Ich bin jedenfalls froh so früh gestartet zu sein und jetzt bereits im letzten Drittel der Etappe unterwegs zu sein.
So zögere ich auch kurz, als zu meiner rechten der Gipfel der 2.763m hohen Cima Laione auftaucht, der mit Blick aufs GPS in zusätzlichen 100 Höhenmetern erreicht wäre. Zumindest, wenn ich von hier den weglosen Aufstieg wagen würde, der mir mit Blick auf das Gelände aber machbar erscheint.


Der zusätzliche Aufwand ist recht überschaubar, das Wetter scheint aktuell noch zu halten, die Hütte ist nicht mehr fern. So entscheide ich mich für den Aufstieg, der von meiner Position allerdings weglos erfolgen muss. Der eigentliche Weg beginnt etwa 200 Höhenmeter unter mir kurz vor dem Abzweig zur Hütte. So steige ich über die Felsen den Gipfel entgegen, das Gelände ist zunächst auch nicht sehr steil. Letztlich auch nicht anders als zuvor, nur ohne Markierungen 😄
Im letzten Abschnitt wird es nochmal steiler und an einigen Stellen nehme ich die Hände zu Hilfe, bis der Gipfel mit dem besonderen Gipfelkreuz erreicht ist.


Vom Gipfel ist jetzt auch die Hütte sichtbar, die wie so oft an einem See liegt (Lago della Vacca). Ich steige über den gekennzeichneten Weg ab, da dieser von hier tatsächlich auch runter zur Hütte führt. Allerdings sind die Markierungen spärlich gesäht und die Orientierung erfolgt zumeist an Hand der Steinmännchen, die hier und da aufgeschichtet wurden.

Ich passiere die Ruine eines verlassenen Gebäude und stoße dann noch auf eine Ziegenherde, die quer den Hang hinunter läuft. Das läuten der Glöckchen begleitet mich auf den letzten paar hundert Metern bis zum Rifugio Tita Secchi, welches bald erreicht ist. Auf den letzten Metern erklingt Donner und Regen setzt ein, sodass ich zwar nicht ganz trocken aber zufrieden mit diesem Tag die Hütte erreiche.



Ein 4-Bettzimmer für mich alleine, eine warme Dusche und gutes Essen - mehr kann man auf einer Schutzhütte nicht erwarten. Ich genieße den heutigen Luxus und verbringe einen schönen Abend in dieser recht großen Hütte.

Kommentar schreiben