
29. Etappe auf dem K1
Start: Rifugio Pirlo allo Spino
Ziel: Salo am Lago di Garda
Letzte Etappe auf dem K1 und ich spüre eine gewisse Unruhe so kurz vor dem großen Ziel. Ich genieße ein letztes Mal meinen morgendlichen Zwieback mit Marmelade, verabschiede mich von den netten Hüttenwirten und folge deren Empfehlung, mich zunächst in östlicher Richtung auf den Weg nach Salo zu begeben. Der von mir geplante Weg ist nach Aussage der ortskundigen Wirte ziemlich verwildert, da wäre ich in die nächste komoot-Falle getappt. So folge ich dem recht steilen und teilweise etwas unübersichtlichen Weg ins Tal, der am Rifugio direkt im Wald hinab führt.


Die heutige Etappe ist mit gut 15 km und knapp 1.300 Höhenmetern vergleichsweise kurz. Dennoch spüre ich eine innere Unruhe jetzt endlich anzukommen, entsprechend zügig ist mein Tempo. Die ersten 400 Höhenmeter sind im Wald bald überwunden und ich erreiche auf dem gut beschilderten Weg bald eine breitere Fahrstraße, auf der es jetzt eine ganze Weile hinunter geht.


Nach einer Stunde im Wald erreiche ich unterhalb von Verghere eine Straße, der ich jetzt über einige kleinere Siedlungen weiter Richtung Salo folge. Der Gardasee ist jetzt bei wesentlich klarerer Sicht gut zu erkennen, Salo versteckt sich allerdings noch in östlicher Richtung hinter einigen Hügeln. Diese werde ich gleich bei San Bartolomeo überschreiten und möglicherweise auch noch den Monte Bartolomeo erreichen.


Bei San Bartolomeo geht's wieder in den Wald und ich entschließe mich doch noch zum Abstecher auf den Monte Bartolomeo, der aufgrund der Lage einen tollen Ausblick auf Salo bieten sollte. So folge ich dem Weg durch den Wald, beschildert ist der Weg allerdings nicht. Erneut verlasse ich mich hier auf komoot...

Ich erreiche den Gipfel und sehe... Nichts! Bzw. endet der Weg hier auf einer Wiese, die auch noch eingezäunt ist. Der Blick ins Tal ist auch nicht möglich, ein ziemlicher Reinfall der Monte Bartolomeo, wenn ich hier überhaupt richtig bin. Komoot gibt hier allerdings den Gipfel an. Etwas unschlüssig entscheide ich mich, dem direkten Weg ins Tal zu folgen.

Der nächste Reinfall folgt auf dem Fuß, der Weg entpuppt sich mal wieder als Irrweg. Dichte Dornensträucher zerren an meiner Hose, Büsche und Bäume bewachsen die ohnehin kaum vorhandenen Pfadspuren. Nach wenigen Minuten bin ich völlig entnervt und entschließe mich, zurück zu gehen und auf dem Aufstiegsweg zurück zu laufen, auch wenn dies wieder einen Umweg bedeutet...
Der dornigen Wald entronnen bin ich bald wieder auf dem richtigen Pfad, der jetzt auch wieder gekennzeichnet ist. An einem Wegweiser folge ich dem Pfad Richtung Salo.

Jetzt dürfte hier eigentlich nichts mehr anbrennen, ich folge dem Weg Nr. 17 weiter nach Salo und erreiche einen kleinen Aussichtspunkt, der einen tollen Ausblick auf die erstaunlich große Stadt bietet. Eine kleine Entschädigung für die Enttäuschung am Monte Bartolomeo!

Entweder habe ich einen Abzweig verpasst oder der Weg verläuft erneut im Sande. Jedenfalls befinde ich mich mittlerweile auf kleinen Pfaden einer Plantage, einige Schilder kennzeichnen hier einen Privatweg. Ich habe keine Lust mehr zurück zu laufen und nach dem richtigen Weg zu suchen und so orientiere ich mich grob anhand des GPS. Letztlich geht's aber einfach nur in südlicher Richtung talwärts, auch wenn so einige höhere Geländestufen mühsam und weglos überwunden werden müssen. Zu guter letzt geht es unterhalb der Plantage auch nochmal weglos im dichten Wald weiter, bevor ich erneut entnervt durch einige Sträucher auf die Hauptstraße in Salo trete, auf der sich in westlicher Richtung die Autos stauen.

Das wäre ein ziemlich unrühmliches Ende für den K1, aber noch bin ich ja auch noch nicht am Ziel. Ich zwänge mich zwischen Autos und Leitplanke etwa 200m am Stau vorbei, bevor ich die Hauptstraße verlasse und mich jetzt durch kleinere Gassen dem See nähere. Ich durchschreite einen großen Torbogen und erreiche dann die Uferpromenade. Jeden Meter genießend schlendere ich auf das Wasser zu und dann stehe ich am Gardasee - das Ziel ist erreicht!

Mein Weg zum hostel führt nahezu über die gesamte Uferpromenade von Salo - ein würdiger Abschluss für diese große Tour. Ich genieße die Sonne und vor allem das gute Gefühl, endlich angekommen zu sein und passiere die zahlreichen Cafés und Strandbars. Ich will mein Gepäck abgeben und duschen und dann den Nachmittag und Abend hier am See verbringen.

Es ist eine Menge los hier am Gardasee, ich suche mir einen schönen Platz direkt am Ufer, esse ein spätes Mittagessen, schreibe ein paar Postkarten und genieße die Atmosphäre. Es ist ein tolles Gefühl, diesen Ort von Deutschland aus zu Fuß erreicht zu haben!
464 km Strecke habe ich in den letzten Wochen zu Fuß zurück gelegt, 30.180 Höhenmeter Aufstieg, 30.740 Höhenmeter Abstieg. Es ging durch Stille Wälder, über Wiesen, durch Geröll und Fels, auf zahlreiche Gipfel, über Gletscher und durch Schnee. Mehrere Regionen und Gebirgszüge in 3 Ländern habe ich bei meiner Reise überquert:
Estergebirge ✅
Wettersteingebirge ✅
Stubaier Alpen ✅
Ötztaler Alpen ✅
Ortlergruppe ✅
Adamello ✅
Gardaseeberge ✅
Es war eine wunderbare Zeit, eine besondere Erfahrung. Jetzt bin ich aber froh, morgen wieder nach Hause zu fahren 🏡😀

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