
4. Etappe auf der Virgenrunde
Start: Eisseehütte (2.521m)
Ziel: Sajathütte (2.600m)
Der heutige Übergang von der Eisseehütte zur Sajathütte bietet gleich mehrere interessante Abschnitte: zunächst steht der Aufstieg auf die Zopetscharte (2.958m) auf dem Plan. Von dort aus werden wir mit der Tulpspitze (3.054m), der Kreuzspitze (3.155m) und dem Schernerskopf (3.033m) noch 3 Gipfel ins Visier nehmen, bis oberhalb der Sajathütte noch ein steiler Abstieg auf einem ausgesetzten, gesicherten Steig auf dem Programm steht. Zu guter letzt wollen wir mit der Roten Säule (2.820m) noch den Hausberg der Sajathütte erreichen. Das Wetter hat sich gebessert, sodass wir bei kühlen aber trockenen Bedingungen die Eisseehütte verlassen und den Aufstieg zur Zopetscharte beginnen.

Nach kurzem Vorgeplänkel, bei dem wir auf einem ausgetretenen Pfad ohne Höhengewinn Richtung Zopetscharte queren, beginnt recht bald der steile und steinige Aufstieg im Geröll. Wir sind froh, dass wir heute morgen bei so gutem Wetter unterwegs sein können, einige Stellen insbesondere im Bereich der Tulpspitze werden uns technisch fordern. Der Aufstieg zur Zopetscharte ist allerdings völlig unproblematisch, wenn auch aufgrund des steilen Felsgeländes durchaus anstrengend. Wir schrecken einige Murmeltiere auf, die uns neugierig aus ihren Bauten beäugen und erreichen nach etwa 40 Minuten die ersten gesicherten Stellen. Je höher wir steigen umso umfassender wird der Ausblick. In unserem Rücken zeigt sich nochmal der Eissee und die Seewandspitze sowie die 3.300m hohe Weißspitze, die wir gestern erreichen konnten. Ein toller Anblick!



Der Fels ist schön griffig und wir steigen zügig der Scharte entgegen. Die steilsten Stellen sind mit Drahtseilen entschärft, insgesamt halten sich die Schwierigkeiten in Grenzen. Ein letzter steiler Aufschwung wird etwas ausgesetzt erkraxelt, bevor wir die Zopetscharte auf 2.758m erreichen. Das Panorama wird nur vereinzelt von einigen Wolken verdeckt, allerdings weht ein Kühler Wind. Dennoch nehmen wir einen Moment Platz, genießen die Aussicht und machen eine erste Rast.


Von der Zopetscharte ist jetzt auch unser nächstes Ziel im Blick: die 3.054m hohe Tulpspitze. Und die wird uns ganz schön fördern, wie es aussieht. Steil und ausgesetzt zieht der Grat von der Scharte bis auf den Gipfel hinauf. Lediglich 100 Höhenmeter, die es aber im brüchigen Fels in sich haben werden. Wir packen zusammen und brechen zum ersten Gipfel des heutigen Tages auf.

Wir verlassen die Scharte und steigen zunächst moderat steigend der Tulpspitze entgegen. Allerdings ist bereits jetzt der Fels ziemlich brüchig und bröselig. Wir erreichen einen steilen Aufschwung, auf dem es jetzt in leichter Kletterei weiter hinauf geht.

Diese Passagen sind definitiv der anspruchsvollste Teil der bisherigen Virgenrunde. Die Kletterei erreicht teilweise den zweiten Grad, der Fels ist zudem sehr brüchig. So müssen wir insbesondere an den schwierigsten Stellen jeden Griff prüfen, immer wieder reißen wir lose Felsen heraus, die so natürlich keinen Halt bieten. Nachdem wir den Felsaufschwung überwunden haben, geht es in recht ausgesetztem Gelände weiter. Zwei Jungs, die wir gestern bereits an der Weißspitze trafen, kommen uns mit Klettersteigsets entgegen. Nach ihrer Aussage haben wir mittlerweile die schwierigsten Stellen überwunden.


Das Gelände wird tatsächlich einfacher, wir steigen über ein paar letzte Felsen und erreichen dann den höchsten Punkt der Tulpspitze. Dieser wird lediglich durch eine aufgestellte Felsnadel markiert. Der Himmel ist mittlerweile auch wieder zugezogen, es ist nicht wirklich viel Platz hier oben für eine richtige Pause, sodass wir nur kurz für einen Schluck Wasser rasten und dann in die benachbarte Scharte zwischen Tulpspitze und Kreuzspitze absteigen.

Der Abstieg auf der zur Kreuzspitze geneigten Seite zeigt sich etwas gemäßigter. Der Fels ist zwar genauso brüchig, allerdings ist das Gelände nicht so grimmig und steil. Wir durchschritten die Scharte und steigen direkt weiter zur Kreuzspitze. Hier ist das Gelände jetzt einfach, in Kehren schlängelt sich der Pfad über den recht breiten Rücken. Ab der Scharte sind doxh fast 200 Höhenmeter Aufstieg zu überwinden, allerdings kommen wir hier jetzt auch zügig voran. Und kurz vor dem Gipfel kommt dann auch wieder die Sonne heraus!

Nachdem wir jetzt den höchsten Punkt der heutigen Etappe erreicht haben, gönnen wir uns eine längere Rast. Wir essen eine Kleinigkeit und genießen den tollen Blick auf die vergletscherten Gipfel ringsherum, die sich zumindest teilweise zwischen den Wolken zeigen. Nach 20 Minuten brechen wir wieder auf. Unser nächste Ziel ist der Schernerskopf (3.033m), bevor es dann hinab zur Sajathütte geht.

Der Abstieg von der Kreuzspitze ist ebenfalls als leicht einzustufen. Auf fast schon gemütlichen Pfaden steigen wir in Kehren hinab Richtung Schernerskopf. Dieser liegt quasi auf dem Weg zur Sajathütte, der höchste Punkt liegt wenige Meter oberhalb des Weges und ist mit einer kleinen Steinpyramide markiert.

Der Schernerskopf ist ein 3.000er und wenn man sich aus dem Tal nähert sicherlich ein erhabenes Gefühl. Wir nehmen den Gipfel allerdings im Abstieg mit und so ist der Schernerskopf nach der rassigen Tulpspitze und der aussichtsreichen Kreuzspitze für uns heute nur eine Randnotiz. Viel interessanter ist für uns jetzt der Abstieg zur Sajathütte, der über eine gesicherte Steil Wand führt. Wir folgen dem Weg, der an atemberaubenden Abbrüchen entlang führt und stehen bald an einer nahezu senkrechten Wand, über den der Weg jetzt hinab führt.


Der Weg ist sehr ausgesetzt, gut gesichert und letztlich selbst im Abstieg unproblematisch. Ungeübten ist hier sicher ein Klettersteigset zu empfehlen, aber wirklich notwendig ist es nicht. Die schmalen Felsbänder bringen uns zügig hinab und bereits nach 15 Minuten stehen wir unten am Wandfuß.


Die letzten 200 Höhenmeter zur Sajathütte laufen über gemütliche Bergwege der Hütte entgegen. Dabei passieren wir die Rote Säule, die sich als steiler Felszahn präsentiert. Neben dem anspruchsvollen Klettersteig (D) gibt es auch einen Normalweg, den wir gleich in Angriff nehmen wollen. Aber zunächst laufen wir die letzten Meter zur Hütte und nehmen einen drink auf der Terrasse.

Wir steigen dem letzten Ziel des heutigen Tages über den Normalweg entgegen. Der Weg zieht auf die Rückseite der Roten Säule hinauf und wir steigen in teilweise sehr steilen Kehren auf einem grausigen Hang weiter hinauf. Das Tempo ist hoch und wir kommen nochmal gut ins schwitzen. Bald ist der Gipfelbereich der Roten Säule erreicht, wo jetzt nochmal gesichertes Felsgelände überwunden werden muss.


Einige ausgesetzt Stellen sind noch zu überwinden, doch dann stehen wir am schönen Gipfelkreuz der Roten Säule. Ein lohnende Aufstieg, der uns einen schönen Ausblick auf die Kreuzspitze und die Sajathütte ermöglicht. Wir genießen nochmal kurz die Sonne, bevor wir erneut zur Hütte hinab steigen.

Wir steigen auf dem Aufstiegsweg wieder hinab und erreichen bald darauf ein zweites Mal die Sajathütte. Wir beziehen unser Turmzimmer und genießen den Abend in dieser schönen und komfortabelen Hütte. Hoch über dem Virgental thront dieses Schloss in den Bergen, welches tolles Essen und eine tolle Lage bietet.
Ärgerlich sind lediglich die Infos der Hüttenwirtin, das unser geplanter weg durch einen Felssturz gesperrt ist und wir morgen erneut die steile Wand überwinden müssen. Dies verlängert den morgigen Tag sicherlich um 1 Stunde, aber das soll heute Abend nicht unsere Sorge sein...

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