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Über Bachlenkenkopf und Gösleswand zur Bergerseehütte - die 11. Etappe der Virgenrunde

11. Etappe auf der Virgenrunde

Start: Neue Reichenberger Hütte ( 2.586m)

Ziel: Bergerseehütte (2.182m)

 

Es ist über Nacht nochmal merklich kühler geworden, die Bergspitzen oberhalb von 2.800m sind sogar mit frischem Neuschnee angezuckert. Am morgen ist der Himmel stark bewölkt, es ist allerdings noch trocken. Im Tagesverlauf ist allerdings erneut mit Regen zu rechnen. Wir brechen nach einem leckeren Frühstück früh auf, wollen wir doch vor Start der eigentlichen Etappe noch den Bachlenkenkopf, den Hausgipfel der Reichenberger Hütte besteigen. So brechen wir um 7.30 Uhr zu unserem ersten Gipfel des Tages auf.

Morgens an der Neuen Reichenberger Hütte
Morgens an der Neuen Reichenberger Hütte

Knapp 200 Höhenmeter sind bis zum Gipfel des 2.759m hohen Bachkenkenkopf zu überwinden- Wir lassen die Rucksäcke noch an der Hütte und steigen ohne Gepäck und mit zügigem Schritt dem Gipfel entgegen. Das Kreuz ist bereits von der Hütte aus zu sehen, wir steigen über dünne Pfadspuren über steinige Wiesen in einer lang gezogenen Traverse um den Gipfelaufbau herum, bevor wird bereits nach 20 Minuten den Gipfel erreichen.

Blick auf die Reichenberger Hütte beim Aufstieg zum Bachlenkenkopf
Blick auf die Reichenberger Hütte beim Aufstieg zum Bachlenkenkopf
Am Gipfel des Bachlenkenkopf
Am Gipfel des Bachlenkenkopf

Es ist noch ziemlich frisch heute morgen, sodass wir uns nicht lange aufhalten. Zudem steht heute noch ein recht langer Übergang zur Bergerseehütte auf dem Programm und der Himmel ist immer noch mit dunklen Wolken durchzogen. Wir steigen zurück zur Hütte und sammeln unsere Rucksäcke ein, bevor wir zu unserem nächsten Ziel, der Roten Lenke aufbrechen. Die Scharte ist eine von zwei Felsriegeln, die heute auf dem Weg zum Bergersee überwunden werden wollen. Der Weg führt mit schönem Blick auf die Reichenberger Hütte über Schotter und Geröll empor, auf ca. 2.800m erreichen wir die ersten dünnen Schneefelder, wo der Schneefall der letzten Nacht noch liegen geblieben ist.

Frischer Neuschnee kurz vor der Roten Lenke
Frischer Neuschnee kurz vor der Roten Lenke

An der Roten Lenke bietet sich eine weitere Gipfelmöglichkeit, die Gösleswand (2.912m) liegt etwa 30 Minuten oberhalb der Scharte. Noch ist kein Regen in Sicht und so entscheiden wir uns, auch diesen Gipfel mit ins Programm zu nehmen. Auch hier deponieren wir unsere Rucksäcke etwas oberhalb der Scharte und steigen ohne Gepäck dem Gipfel entgegen. Der frische Schnee verdeckt teilweise die Markierungen, der Weg ist aber auch so ganz gut zu finden. An einigen Stellen ist Vorsicht geboten, die Felsen sind teilweise äußerst rutschig. Insgesamt aber alles problemlos, sodass wir bereits nach 20 Minuten das kleine Gipfelplateau, welches leider kein Kreuz bietet, erreichen.

Aussicht an der Gösleswand
Aussicht an der Gösleswand
Blick auf den Weiterweg und die Micheltalscharte (Bildmitte) auf 2.652m
Blick auf den Weiterweg und die Micheltalscharte (Bildmitte) auf 2.652m

Vom Gipfel ist der Weiterweg gut einsehbar, es geht durch eine Senke, bevor der Aufstieg Richtung Micheltalscharte beginnt, die wir als nächstes überwinden müssen. Der Himmel zieht immer weiter zu, jetzt sieht es doch wieder sehr nach Regen aus. Wir steigen zurück zur Roten Lenke, nehmen unsere Rucksäcke auf und steigen zunächst steil, dann etwas flacher in die Senke hinab. An einem Abzweig machen wir eine erste Rast, hier führt ein Weg hinunter nach Prägraten. Unser Weg führt aber gleich weiter Richtung Bergerseehütte, zunächst muss aber die Michaltalscharte überwunden werden.

Blick auf die Michaltalscharte
Blick auf die Michaltalscharte
Kurz vor der Michaltalscharte
Kurz vor der Michaltalscharte

Erneut zieht der Weg kurz vor der Scharte nochmal an, sodass nochmal die Stöcke zum Einsatz kommen. Oben angekommen erwartet uns erneut ein toller Ausblick auf den Weiterweg, auch wenn immer noch dicke Wolken das Bild trüben. Nach der Scharte gehts offenbar erneut ein ganzes Stück talwärts, bevor der Weg auf der gegenüberliegenden Seite erneut ansteigt. Es ist kalt und windig, sodass wir nur eine kurze Trinkpause machen, bevor wird wieder aufbrechen. 

Ausblick an der Micheltalscharte, auf der gegenüber liegenden eite ist der Weiterweg gut zu erkennen
Ausblick an der Micheltalscharte, auf der gegenüber liegenden eite ist der Weiterweg gut zu erkennen

Mittlerweile setzt Regen ein, der Himmel hatte es bereits seit Stunden angekündigt. Schweigend steigen wir auf einem schmalen Pfad hinab, wir sind bereits nach kurzer Zeit nass und durchgefroren. Noch sind aber 2 Stunden zu gehen und auch noch einige Höhenmeter im Aufstieg zu überwinden. Am tiefsten Punkt des heutigen Tages überschreiten wir eine kleine Brücke und starten dann in den letzten Anstieg des Tages Richtung Bergerseehütte.

Am tiefsten Punkt der heutigen Etappe
Am tiefsten Punkt der heutigen Etappe

Der Regen nervt, wir haben im Rahmen dieser 2-wöchigen Tour wirklich alles andere als Glück mit dem Wetter. Viel Regen, insgesamt kühle Verhältnisse, auch die nächsten Tagen versprechen keine Besserung. Zumindest ist der Weg jetzt einfach und gemütlich zu gehen, der leicht ansteigend den Hang hinauf zieht. Wir schlagen einen zügigen Schritt an und freuen uns, wenn wir uns gleich an der Hütte aufwärmen und abtrocknen können.

Regnerischer Aufstieg zur Bergerseehütte
Regnerischer Aufstieg zur Bergerseehütte
Erneut nur eine trübe Aussicht
Erneut nur eine trübe Aussicht

Der Weg zweigt jetzt markant rechts ab, wir haben einen kleinen Absatz erreicht, wo wir bei guter Sicht sicherlich einen schönen Blick ins Virgental gehabt heute. Heute dominieren Wolken die Szenerie, sodass wir uns auch hier nur mit einer kurzen Trinkpause begnügen, bevor es jetzt in den Schlusssprint Richtung Tagesziel geht.

Die Wolken hängen tief
Die Wolken hängen tief

Es ist wirklich schade mit diesem Wetter, die Gegend ist herrlich, jetzt wo sich erste Blicke ins Virgental ergeben. Wir sind kalt und nass und sind froh, wenn wir uns gleich an der Hütte endlich aufwärmen können. Der Bergersee kommt in Sicht und kurz darauf auch die kleine Bergerseehütte, die wirklich eine herrliche Lage hat. Bei gutem Wetter wäre hier sicher ein tolles Bad möglich gewesen, heute ist aber eher "Kaminwetter". Wir betreten die kleine Hütte, in der sich bereits einige andere Wanderer aufwärmen und sehen zu, schnell aus den nassen Sachen zu kommen.

Die gemütliche Bergerseehütte
Die gemütliche Bergerseehütte

Die Hütte ist herrlich, wir nehmen eine heiße Dusche und lassen uns dann in der Nähe des Kachelofen n ieder, wo bereits jetzt am Nachmittag ein feuer lodert. Wir wärmen uns bei Kaffee und Kuchen auf, ein versöhnlicher Abschluss dieses doch wieder verregneten Tages.

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  • #20

    eckard_schuster (Sonntag, 02 Mai 2021 16:34)

    Hallo Philipp, 2019 sind wir auf unserer 24 tägigen Alpenüberquerung durch die Venedigergruppe und Virgen-Lasörlinggruppe gekommen. Das Venedigergebiet hat uns so gut gefallen, daß ich mich zur Zeit in der Planung für eine 16 tägige Venedigerumrundung für das Jahr 2022 befinde. Ich schaue mal, ob ich etwas für meine Planung bei Dir abschauen kann. Aber im Großen und Ganzen steht die Tour. In meinem Instagram sind die Bilder der Etappen hinterlegt. MfG Frank

  • #19

    Wilco (Freitag, 11 September 2020 17:23)

    Hello Philipp,

    Thank you for your great blogs on the Heilbronnerweg.
    The photos on your website helped me a lot with the preparation on this route and what I would encounter.
    Hopefully you will publish a blog on the Watzmann in the future :), but in the meantime I wish you all the best.
    I will definitely find more inspiration for future tours on your website the upcoming months!

    Stay safe!

  • #18

    Othmar (Samstag, 05 September 2020 08:29)

    Sehr sehr sehr geil. Danke, da ist so viel Anregung dabei. Vielleicht wird das mit meiner Alpenüberquerung noch was

  • #17

    Moni (Montag, 31 August 2020 17:23)

    Hallo Philipp!
    Ich bin total begeistert von deinem Mut, Selbstvertrauen und Disziplin deine eigene Alpenüberquerung durchgezogen zu haben. Insgeheim träume ich auch schon seit Jahren von einem ähnlichen Projekt, hatte jedoch noch nie die Energie aufgebracht es in die Tat um zu setzen. Darum bewundere ich dich sehr. Du hast mir gezeigt, dass es möglich ist und das motiviert mich extrem. Vielleicht packe ich es tatsächlich in 2 Jahren an!
    Ich wünsche dir noch viele schöne Bergmomente und dass du immer gesund wieder ins Tal kommst!

  • #16

    Jürgen und Ruth (Freitag, 21 August 2020 12:10)

    Herzlichen Glückwunsch zu deiner erfolgreichen und spektakulären K1 Alpenüberquerung. Mit Spannung haben wir täglich deinen Blog erwartet, vielen Dank dafür , auch für die fantastischen Fotos, virtuell waren wir auch dabei. Wir wünschen dir jetzt eine angenehme und problemlose Heimreise und freuen uns auf das Wiedersehen.
    Ganz liebe Grüße Jürgen und Ruth

  • #15

    Kerstin (Dienstag, 18 August 2020 17:14)

    DANKE für die tolle Tourenbeschreibung des Heilbronner Weges. Insbesondere der Bockkarkopf ist für mich interessant. Die vielen detaillierten (!) Fotos helfen mir sehr, die Tour für unsere ganze Familie gut einschätzen zu können.

  • #14

    Hans 100 (Donnerstag, 23 Juli 2020 16:17)

    Zum Eurem Bericht Weißspitze:
    Gestern bin ich - seit 4 Wochen 80 Jahre alt - auf den Weißspitzengrat gestiegen. Von Kematen (ca. 1400 m, stdl. Bus von Sterzing) via 4 auf das Schlüsseljoch, 3A aufs Jaufenjoch, dann Weg 3 zur Rollspitze, zunächst einfach, dann ca.
    1 Stunde steil in teils schlecht markierten Steinfeld aufwärts. Anschließend leicht auf die Rollspitze, 2800 m. Kurz vor der Amthorspitze 2748 m wurde es schwierig mit Klettern II. Allein und da ich vor allem nicht wußte, wie es auf dem Grat weiterging, kehrte ich wieder um, stieg aber, um das steile Steinfeld zu vermeiden, weglos in das Brennerautobahn-Tal ab, bis ich auf Weg 11 stieß. Runter via 11A zur S12 zur großen Doppel-Tornante und 2,5 km Landstraß4 bis zum Bahnhof Gossensass. Letzter Zug um 22.02 nach Sterzing. Ca. 1400 bis 1500 HM, 13 Stunden. 2 kurze Gewitter.

    DANKE DANKE DANKE für Euren Saun-Weißspitze-Bericht. Ich erfahre von Euch, daß es somit ohne größere Probleme machbar ist. Plan: Sterzing (ca. 1000 m) auf dem Grat bis Weißspitze und wieder zurück. Mal sehen, was noch geht.

    Die Aussicht vom Grat ist wirklich wahnsinnig schön! Und herrlich einsam. Schafe, Kühe, Ochsen, Murmeltiere, keine Menschen auf der gesamten Tour. Was wird rund um die Sella los sein? Hunderte!
    Herzlichst!
    Hans 100

  • #13

    Katti (Sonntag, 19 Juli 2020 22:31)

    „Geh den Weg,
    der einen steinigen Aufstieg hat.
    Spüre die Sonne,
    die dich wärmt.
    Atme die Luft,
    die dich die Freiheit spüren lässt.
    Habe ein Ziel in Sicht,
    welches dir den Weg weist.“

    Philipp, ich wünsche dir alles Gute!

    Gruß, Katti M.

  • #12

    Ralf (Sonntag, 19 Juli 2020 21:37)

    Hallo Philipp,

    ich wünsche dir für morgen einen guten Start in dein Projekt! Ich werde hier immer wieder lesen, was du so zu berichten hast :-) Genieß die Zeit und pass gut auf dich auf!

    Viele Grüße, Ralf

  • #11

    Anna (Sonntag, 19 Juli 2020 21:25)

    Alles Gute auf all' deinen Wegen, Bruderherz! Pass auf dich auf!!

  • #10

    dj ötzi (Samstag, 04 Juli 2020 14:09)

    1000 höhenmeter im Schnitt und 5,6stunden Gehzeit pro tag. Ordentliches Programm. Viel erfolg!!

  • #9

    Max (Sonntag, 28 Juni 2020 21:02)

    geiles Projekt, mal sehen wo irgendwann der M1 langführt...

  • #8

    Carolin (Sonntag, 21 Juni 2020 20:48)

    Ein tolles Projekt mit deinem "K1", ich werde das weiter verfolgen. Viel Spaß bei deiner Tour!

  • #7

    Kai (Freitag, 15 Mai 2020 09:37)


    Der frohe Wandersmann
    Joseph von Eichendorff

    Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
    Den schickt er in die weite Welt,
    Dem will er seine Wunder weisen
    In Berg und Wald und Strom und Feld.
    Die Trägen, die zu Hause liegen,
    Erquicket nicht das Morgenrot,
    Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
    Von Sorgen, Last und Not um Brot.

    Die Bächlein von den Bergen springen,
    Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
    Was sollt’ ich nicht mit ihnen singen
    Aus voller Kehl’ und frischer Brust.

    Den lieben Gott nur laß’ ich walten;
    Der Bächlein, Lerchen, Wind und Feld,
    Und Erd’ und Himmel will erhalten,
    Hat auch mein Sach’ aufs Best’ bestellt.

    Viel Erfüllung und Glück auf all Deinen Wegen, mein lieber Freund.

  • #6

    Röve (Freitag, 08 Mai 2020 22:28)

    Was denn mit dem Watzmann?

  • #5

    Alex Haug (Montag, 30 September 2019 22:46)

    Toller Blog mit super Beschreibungen �

  • #4

    Sven (Donnerstag, 26 September 2019 23:20)

    Netter Blog und schöne Routenbeschreibungen. Viel Spaß bei Deinen weiteren Touren und deren Dokumentation hier :)

  • #3

    Christian (Dienstag, 18 Juni 2019 13:30)

    Schöner Beitrag, Philk. Tolles Foto auf die drei Zinnen. Schöne und sichere Tour weiterhin. Bis bald beim Gipfelstürmer Scp. Lg Christian

  • #2

    Norbert Kohlmann (Samstag, 02 März 2019 13:29)

    "Wo ein Begeisterter steht, da ist der Gipfel der Welt. "

  • #1

    Heike Schwering (Dienstag, 12 Februar 2019 11:14)

    "Demut gebietend und erhebend zugleich, kaum etwas in der Natur flößt uns soviel Ehrfurcht ein wie der Anblick von Bergen." (Kofi A. Annan)

    Sitz der Götter, Hexentanz und Heimatidyll, heilige Kultstätte und Heidis heile Welt. Das, was für viele Menschen die gefühlte Verbindung zwischen Erde und Himmel zu sein scheint, ist für mich ein wunderschönes Geröll des (Er)Schreckens.
    Zu hoch, zu stark, zu unberechenbar, zu übermächtig.

    Nein, ein Bergfreund im klassischen Sinne bin ich nicht.
    Aber gewiss ein Bewunderer derer, die sich mutig und respektvoll aufmachen, jene magischen Erhebungen zu erkennen und zu erklimmen.
    Mich hält die Schwerkraft demütig unten.

    Doch fühle ich mich reich beschenkt
    durch diese authentische und beherzte Seite
    dem Himmel trotzdem ein Stück näher sein zu können.

    Vielen Dank dafür!