
Start: Hammersbach (758m)
Ziel: Zugspitze (2.962m) über Höllentalangerhütte (1.387m / Übernachtung)
Der höchste Berg Deutschlands hat eine besondere Bedeutung für mich. Eine meiner ersten Bergtouren überhaupt führte mich 2016 durchs Reintal auf die Zugspitze. Schon damals entdeckte ich die Route über das Höllental. Gletscher und Klettersteig - faszinierende Bilder waren das aber damals noch unvorstellbar.
5 Jahre später habe ich einiges an Erfahrung mehr und mein Rüstzeug für das Höllental beieinander. So gings für mich in Begleitung zweier Bergfreunde über die Höllentalangerhütte auf die Zugspitze. Die Hütte bot mir dabei nach langer Anreise eine Übernachtungsmöglichkeit. Der Tourenbericht wird an dieser Stelle allerdings zusammenhängend beschrieben. Start der Tour ist der Wanderparkplatz in Hammersbach.

Nach über 9-stündiger Bahnfahrt bin ich froh, mir die Beine vertreten zu können und frische Luft zu atmen. So starte ich am Wanderparkplatz in Hammersbach den Aufstieg zur Höllentalangerhütte, gut 600 Höhenmeter und ca. 2 Stunden Gehzeit.
Auf einem gemütlichen Schotterweg geht's entlang des Hammersbachs durch den Wald hinauf, ca. 45 Minuten Gehzeit bis zur Höllentalklamm sind angegeben. Ein schöner Weg und gutes Wetter, das Laufen tut gut nach der langen Bahnfahrt.

Es kommen mir immer wieder Leute entgegen, die offenbar noch am Nachmittag die Klamm besuchten. Noch ist es etwa 2 Stunden hell, sodass ich die Stirnlampe heute wohl im Rucksack lassen kann.
Nach einer guten halben Stunde ist die Klamm erreicht, ich entrichte die 2€ ermäßigten Eintritt (DAV) und beginne den Weg durch die Klamm, wo kaum noch andere Wanderer unterwegs sind.
Die Klamm erinnert stark an die benachbarte Partnachklamm, wobei hier wesentlich längere Tunnelpassagen zu laufen sind. Durch die Regenfälle der vergangenen Tage ist das zudem eine nasse Angelegenheit, was in einer Klamm aber auch nicht anders zu erwarten ist...

Tunnel und Galerien wechseln sich ab, zwischendurch wird mit Hilfe kleiner Brücken auch mal die Seite gewechselt. Ich bin froh, dass ich jetzt am Abend hier unterwegs bin und keinen Gegenverkehr habe, so komme ich zügig voran. An vielen Tagen schieben sich hier die Massen durch die engen Gänge, so ist es echt entspannt.

Die Klamm ist länger als die Partnachklamm, aber nach einer knappen halben Stunde erreiche ich den Ausgang. Das Gelände öffnet sich wieder und der Weg führt jetzt im etwas breiteren Höllental durch den Wald weiter hinauf.

Mein Tempo ist zügig, so werde ich die angegebenen 2 Stunden nicht benötigen. Kurz vor der Hütte wird der Weg wieder etwas breiter. Ich bin etwas durchnässt von der Klamm und freue mich auf eine Dusche und ein Abendessen!

Nach 1 Stunde und 35 Minuten erreiche ich die Hütte, die sich schön an die steilen Wände des Höllentals schmiegt. 2015 wurde die Hütte nach dem Abriss der alten Hütte neu eröffnet. Mit wesentlich mehr Komfort wird auf die neuen Ansprüche vieler Gäste eingegangen, gegen den Abriss der alten und bei vielen aufgrund ihrer Einfachheit und Gemütlichkeit beliebten Hütte gab es sogar eine Petition. Letztlich setzten sich die Pläne zum Bau dieser modernen Unterkunft durch, so können Gäste jetzt von Mehrbettzimmern und modernen Waschräumen und Duschen mit Regenbrause profitieren. Die Annehmlichkeiten gehen meist auf Kosten der Ursprünglichkeit und Gemütlichkeit, auch wenn ich mich in der Regel auch an warmen Duschen und kleinen Zimmern erfreue. Ein richtiges "Bergsteigerambiente", wie ich es zuletzt beispielsweise im Defreggerhaus am Großvenediger erlebte, stellt sich hier nicht mehr ein. Da helfen auch nicht die zahllosen Seile, Gurte, Helme und Klettersteigsets die deutlich machen, dass der Großteil der Gäste morgen ebenfalls Richtung Zugspitze aufbrechen wird...

Nach einer unruhigen Nacht im 28er Lager, welches auch gut gefüllt war, geht's nach einem kurzen Frühstück auf Richtung Gipfel. Die ersten Aspiranten waren bereits um 6.00 Uhr mit Stirnlampen unterwegs, ein schönes Bild die flackernden Lichter oben im ersten Teil des Klettersteigs zu beobachten.
Der Himmel ist blau, die ersten Sonnenstrahlen tauchen den Gipfel der Zugspitze in ein rötliches Licht - alles ist angerichtet für eine große Bergtour und einen spannenden Tag. Meine beiden Bergpartner Philipp und Anke erreichen die Hütte und wir starten gemeinsam Richtung oberes Höllental!

Der Weg führt über Schotterwege hoch ins obere Höllental und erinnert mich stark an den oberen Teil des Reintals. Der Gipfel der Zugspitze ist bereits in Sicht und die Plattform der Zugspitzbahn leuchtet in der Morgensonne. Doch der Schein trügt: knapp 1.600 Höhenmeter sind bis dort zu überwinden, viele davon in unwegsamen Gelände. 6 Stunden Gehzeit werden je nach Verhältnissen angegeben. Diese sind jetzt im September tendenziell schwierig, da der Gletscher seine Schneeauflage über den Sommer verloren hat und Blankeis den Aufstieg erschwert. Auch die Randkluft wird im Laufe des Bergsommers zunehmend tückisch. Für uns geht's aber erst einmal gemütlich durch den oberen Teil des Höllentals, wo wir nach 45 Minuten den ersten Teil des Klettersteigs erreichen sollten.


Die meisten Zugspitzeaspiranten sind bereits vor uns los, sodass wir im unteren Teil des Klettersteigs keine Staus vor uns haben. Zunächst kommt die "Leiter", die den Start des Klettersteigs bildet. Auf Klammern geht's hier gut 20m eine nahezu senkrechte Wand hinauf, ein einfacher Einstieg in den ersten Kletterteil. Es folgt eine kurze Querung im teilweise stark bewachsenen Gelände bevor wird kurz darauf bereits das berühmte Brett erreichen.

Das sogenannte "Brett", eine mit Hilfe von Stahlstiften in die fast senkrechte Felswand gesicherte Querung gehört wohl zu den berühmtesten Stellen der Höllentalroute. Oft habe ich mir die Bilder angesehen und hatte durchaus Respekt. Jetzt im Angesicht des Brett's stellt sich fast schon etwas Enttäuschung ein. Klar, die Wand fällt fast senkrecht und sicher 100 Höhenmeter ins Höllental ab, technisch gesehen ist das ganze hier aber unschwierig. Spektakulär ist der Übergang selbstverständlich trotzdem, die 100m Luft unter den Sohlen muss man schon ertragen können. Wer an dieser Stelle allerdings bereits Probleme bekommt sollte umkehren, die Schwierigkeiten nehmen im oberen Teil noch deutlich zu.



Damit ist der untere Teil des Klettersteigs bereits geschafft und wir beginnen jetzt den teilweise mühsamen Aufstieg Richtung Höllentalferner. Viel Geröll ist hier zu überwinden, des Gelände ist mitunter recht steil und ab und an sind schrofige Felsstufen in leichter Kletterei (stellenweise I) zu überwinden. Der Himmel über uns ist wolkenlos, die Temperaturen sind angenehm, wir wollen uns da mal nicht beschweren...


Das Gelände legt sich etwas zurück und wird offener, bleibt aber beschwerlich. Über Geröll und Schotter steigen wir dem Gletscher entgegen. Wir sind gespannt, welche Bedingungen uns dort gleich erwarten, wir haben Gletscherausrüstung dabei und Philipp hat sogar ein Seil mit, mit dem wir uns ggf. zusätzlich sichern könnten. Über eine große Karstfläche passieren wir einen hohen Felsturm, weit kann es jetzt nicht mehr sein, bevor wir die Steigeisen für den Übergang über den Gletscher anlegen müssen.


Der Gletscher kommt in Sicht und es wird deutlich, warum hier mittlerweile Steigeisen notwendig sind. Insbesondere im unteren, steilen Teil herrscht Blankeis. Zudem hat sich eine längere Schlange an der Randkluft gebildet, etwa 30 Leuten warten dort auf dem oberen Teil des Gletschers auf den Übergang in den oberen Klettersteig. Am "Anseilplatz" wartet eine weitere Gruppe, es wird vermutlich gleich langsamer voran gehen. Auch der Gipfel liegt jetzt zum Greifen nah vor uns, noch trennen uns aber immer noch 900 Höhenmeter und sicher 4 Stunden Gehzeit, auch wenn der Blick gen Gipfel etwas anderes verspricht.


Nicht alle hier sind gut vorbereitet bzw. haben sich nicht ausreichend informiert. Jedenfalls haben einige keine Steigeisen dabei, aus unserer Sicht ist ein Aufstieg ohne quasi nicht möglich. Zwei erfahrene Bergsteiger wollen helfen und mit Eisschrauben Zwischensicherungen bauen, wir werden uns das gleich mal anschauen. Derweil rutscht ein anderer Bergsteiger bereits im unteren Teil des Gletschers etwa 20m ab, wir entscheiden das Seil als zusätzliche Sicherung zu nehmen...

Ich bin doch etwas überrascht über den Anspruch hier am Gletscher, der doch steiler ist als ich das erwartet habe. Viele haben hier große Probleme, kommen nur äußerst langsam voran, die Gruppe ohne Steigeisen beisst sich Meter für Meter langsam hinauf. Selbst mit Steigeisen muss jeder Schritt sitzen, Philipp geht voraus und wir konzentrieren uns darauf das Seil auf Spannung zu halten, was nicht immer gelingt und Anke und mir ein paar Ermahnungen einbringt. Letztlich kommen wir aber weitgehend gut vorwärts und erreichen die Randkluft, wo sich der Stau weitgehend aufgelöst hat.
Die Stelle ist aber auch tückisch, der Gletscher ist weit von der Wand abgeschmolzen, nur 2-3 Personen haben nebeinander Platz um die Steigeisen abzulegen. Zudem ist der unterste Teil des jetzt beginnenden oberen Klettersteig der schwierigste, senkrecht geht es im Fels bergauf. Wir müssen auch einen Moment warten, legen die Steigeisen ab und steigen dann durch die Randkluft in den Klettersteig ein.

Wir wählen den oberen Teil des Einstiegs und der hat es in sich. Wir haben jetzt eine Vorstellung, warum es hier immer wieder zu längeren Staus kommt. Den Aufschwung muss man bei den aktuellen Bedingungen eher mit C/D bewerten, die angegebene B/C Kategorisierung trifft es definitiv nicht. Ein herausgebrochene Sicherung verschärft das ganze, sodass wir doch etwas Probleme an dieser Stelle haben. Die Stelle ist allerdings recht kurz und wir queren jetzt spektakulär in etwas einfacherem Gelände an der senkrechten Wand, unter uns der Gletscher. Ein spannender Abschnitt der sicherlich zu den Highlights der Tour gehört!

Die größten Schwierigkeiten sind überwunden, allerdings haben wir jetzt noch immer 550 Höhenmeter und 2 Stunden Kletterei vor uns. Der Steig windet sich in der Nordwand der Zugspitze hinauf, immer wieder sind steile Aufschwünge und ausgesetzte Querungen zu überwinden. Die Schwierigkeiten liegen hier aber im moderaten Bereich (weitgehend B oder sogar A/B), sodass wir vor keine größeren Schwierigkeiten gestellt werden. Ob allerdings alle Bergsteiger hier heute die letzte Gondel erreichen ist fraglich. Immer noch sind Leute auf dem Gletscher unterwegs und die Gruppe ohne Steigeisen ist teilweise bereits stark erschöpft gewesen. Für uns sieht es mit Blick auf die Uhr aber ganz gut aus. Wenn jetzt nicht noch etwas unvorhergesehenes passiert, sollten wir die letzte Gondel locker erreichen.

Der Weg zieht sich und das permanente umhängen im Klettersteig nervt etwas. Vor allem, da das Gelände trügerisch einfach ist und dazu verleitet, ungesichert zu klettern. Aber machen wir uns nix vor, das Gelände ist abschüssig und wer hier stürzt, landet 400m tiefer auf dem Gletscher. So wie ein Bergsteiger, der hier auf 2.700m Höhe am vergangenen Wochenende in den Tod stürzte und offenbar auch auf das lebensversichernde Klettersteigset verzichtete...


Ab einer Höhe von 2.850m hat sich der Schneefall der vorletzten Woche noch gehalten. Hier lagen bis vor kurzem noch 30cm Schnee und begruben teilweise alle Sicherungen im oberen Teil des Klettersteigs. Mittlerweile sind es aber nur noch Reste, die uns vor keine Probleme stellen. Allerdings wird es jetzt doch empfindlich kalt, sodass wir nochmal die Jacken anziehen, ca. 2 °C sind es heute am Gipfel.

Der Himmel ist mittlerweile zugezogen und wir steigen in den Wolken dem Gipfel entgegen. Das ist echt schade, wieder keine Aussicht bei meinem dritten Besuch an der Zugspitze. Das goldene Kreuz taucht in den Wolken auf, immer wieder ein erhabener Moment nach einem langen Aufstieg, einen Gipfel zu erreichen. Wir queren über den schmalen Steg zum Kreuz hinüber und passieren einige Leute, die offenbar die Gondel hinauf genommen haben. Jeans, Turnschuhe und zittrige Hände am Stahlseil, aber was tut man nicht alles für ein Foto an diesem schönen Kreuz. Auch wenn der kurze Übergang von der Plattform zum Gipfel nur mit A/B im Klettersteig angegeben ist (Klammern und Leiter) empfinde ich es immer wieder als verrückt, was einige hier veranstalten. Teilweise in Flip-flops drängen die Leute auf den ausgesetzten und kleinen Gipfelbereich. Die Berge sind grundsätzlich für alle da und dennoch drängt sich mir hier oben immer wieder ein Gefühl der Missgunst auf mit dem Wunsch, wenigstens den Gipfelbereich für Bergsteiger exklusiv zu halten (mit dem Wissen, dass dies nicht umsetzbar ist).


Die Zugspitze übers Höllental - eine Traumtour für alle, die ihr Rüstzeug für eine kombinierte Tour aus Gletscher und Klettersteig beieinander haben. Für alle anderen wird der Aufstieg tatsächlich zur Hölle, wie wir heute auch wieder bei anderen hautnah miterleben konnten.
Wir wählten einen schönen Samstag im September für die Besteigung aus, da muss man sich über viel Verkehr nicht wundern. Beim nächsten Mal vielleicht unter der Woche und früher im Jahr, die Tour ist in jedem Fall eine Wiederholung wert.
Danke an Philipp und Anke für eure Begleitung - super Tag war das mit euch 🙌

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