
Für den heutigen Tag sind teils kräftige Schneefälle gemeldet, insbesondere am Vormittag soll es recht ungemütlich werden. Daher fällt die Tourenplanung heute auf das Hahnenköpfle, ein Gipfel, der weitgehend als Pistentour und somit auch bei widrigen Bedingungen machbar ist.
Bereits während des Frühstücks schneit es in Riezlern und es ist empfindlich kalt, als wir um 8.30 Uhr aufbrechen.
Erstes Ziel ist heute die Auenhütte, die auf 1.300m direkt am Skigebiet Hoher Ifen liegt. Wir beginnen die Tour auf der Schwarzwassertalstraße, der wir bis zum Ende folgen werden und die um diese Uhrzeit noch wenig befahren ist.

Wir sind dick eingepackt und trotzen der Kälte. Hier im Tal ist das ganze noch auszuhalten, wir sind gespannt wie die Situation auf über 2.000m aussehen wird. Aber erst einmal laufen wir recht gemütlich ins Schwarzwassertal und haben bis auf ein paar wenige Autos die Straße für uns. Mit zunehmender Höhe ist die Schneedecke dann weitgehend geschlossen, wer hier mit dem Auto fahren möchte, sollte Schneeketten dabei haben (die aktuell hier auch verpflichtend sind). Für uns ist der Schnee ideal und so kommen wir zügig voran.

Noch kommen wir gut ohne Schneeschuhe zurecht und werden diese vermutlich erst an der Auenhütte anlegen müssen. Die Straße wird jetzt breiter und die Auenhütte kommt in Sicht, an der sich mittlerweile doch einige Skifahrer eingefunden haben. Wir schlüpfen an der Talstation in unsere Schneeschuhe und beginnen den Aufstieg Richtung Mittelstation. Hierfür orientieren wir uns an einer der blauen Skipisten, die uns den Weg bis zur Station zeigen soll.

Auf den Pisten ist kaum was los, damit hätten wir auch gerechnet. Wir laufen etwas abseits der Piste, die allerdings durch den Schneefall auch nicht mehr frisch präpariert ist und halten uns dabei auf der rechten Seite. Die Steigung ist moderat und die Schneeschuhe bieten guten Halt auf dem frischen Schnee. Der Schneefall ist wechselhaft, teilweise fallen nur einzelne Flocken, dann frischt der Schneefall wieder auf und wir steigen im dichten Schneetreiben hinauf. Die vereinzelten Skifahrer grüßen freundlich und sind vermutlich froh, aktuell nicht mit uns tauschen zu müssen...

Die Mittelstation ist erreicht und wir machen eine erste Rast im Schutze einer verlassenen Hütte. Hier gibt's nur wenig Schutz vor dem Schneefall, daher reicht es nur für ein paar Schlücke heißen Tee und eine Brezel, bevor wir den Aufstieg fortsetzen. Noch sind etwa 450 Höhenmeter zu gehen.

Während wir gerade das Gefühl hatten, es wird heller und könnte ggfs. aufklaren zieht es jetzt wieder deutlich zu. Das Schneetreiben wird dichter und die Sicht teilweise keine 20m. Die Welt um uns herum ist einfach nur weiß und wir versuchen uns an den vereinzelten Pistenmarkierungen zu orientieren, bald sollten wir die Gipfelstation auf gut 2.000m erreichen.

Am Ende steilt der Weg nochmal auf und urplötzlich erblicken wir auf der linken Seite die Gipfelstation. Jetzt sind es nur noch gut 50 Höhenmeter bis zum Gipfel, allerdings ab hier ohne die bei diesen Verhältnissen sehr willkommenen Markierungen. Die Sicht ist nach wie vor schlecht und zunehmend macht uns auch der Wind zu schaffen, sodass wir uns nicht lange aufhalten und direkt Richtung Gipfel aufbrechen. Einzelne Felsen ragen aus den Schneemassen hervor, insgesamt eine absolut eisige Atmosphäre!

Wir erreichen den Gipfelgrat, der durch den Wind fast vollständig freigeblasen ist. Der eisige Wind ist jetzt wirklich kaum auszuhalten und schneidet uns fast die Nasen ab. Eine lange Gipfelrast wird es heute nicht geben...

Der Gipfel ist erreicht, Aussicht gleich 0 und schneidender Wind. Wir machen ein paar schnelle Fotos und sehen zu, wieder in den etwas windgeschützteren Bereich zu kommen.

Wir steigen zügig wieder ab und erreichen bald wieder die Bergstation. Hier wollen wir uns zumindest einmal kurz aufwärmen. Insbesondere die Finger und das Gesicht waren der Kälte doch ziemlich ausgesetzt. Wir parken unsere Schneeschuhe und kehren für einen Kaffee ein.
Die Wettervorhersage hat Besserung für den Nachmittag angekündigt, vielleicht haben wir ja noch etwas Glück beim Abstieg? Aktuell hat der Schneefall zumindest nachgelassen, nur noch einzelne Flocken fallen aus dem immer noch dichten Wolken.
Die Pause hat gut getan und so brechen wir wieder Richtung Tal auf.

Und dann geht es plötzlich ganz schnell: Zuerst zeigen sich erste blaue Flecken am Himmel, dann ziehen die Wolken auf der Seite des Kleinwalsertals vollständig ab. Die Sonne kommt tatsächlich heraus! Innerhalb von 30 Minuten bläst der kräftige Wind den Himmel frei und wir sehen auf einmal wo wir uns befinden. Auf der rechten Seite die Ifenmauer, die wie ein riesiger Felsriegel aus dem Schnee aufragt. Vor uns der Allgäuer Hauptkamm, wo jetzt auch das Allgäuer Dreigestirn aus Trettachspitze, Hochfrottspitze und Mädelegabel zu sehen ist. Rechts thront der Große Widderstein über dem Talschluss des Kleinwalsertals und dem Örtchen Baad. Wir genießen die sich plötzlich bietende Aussicht und wärmen uns in der Sonne auf.



Wahnsinn, wie sehr sich das Wetter hier heute verändert. Es war ein abenteuerlicher Marsch beim Aufstieg, eine eisige Stimmung am Gipfel und jetzt wird es doch noch ein traumhafter Nachmittag. Wir stapfen durch den frischen Neuschnee hinab, genießen die Sonne im Gesicht und die tolle Aussicht, die uns jetzt geboten wird.

Wir sind mittlerweile unterhalb der Mittelstation und haben als nächstes Ziel wieder die Auenhütte. Der Weg ist gesäumt von jetzt schön verschneiten Tannen und wir genießen den Abstieg in vollen Zügen. Je weiter wir runter kommen desto wärmer wird es, sodass wir bald die Regenjacken ablegen können.


An der Auenhütte angekommen ziehen wir die Schneeschuhe aus und begeben uns wieder auf die Schwarzwassertalstraße. Es war ein langer und auch anstrengender Tag, aber das Wetter ist zu schön um jetzt die Tour schon zu beenden. So laufen wir die gesamte Strecke bis nach Riezlern zurück, mittlerweile ist es in der Sonne wirklich angenehm warm!


Ein herrlicher und spannender Tag geht zu Ende, der unterschiedlicher nicht hätte sein können. Morgens im dichten Schneetreiben, mittags bei eisigen Wind auf dem Gipfel, am Nachmittag bei herrlichem Wetter der Abstieg ins Tal. Knapp 20km Strecke und jeweils gut 1.000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg stehen auf der Uhr. Verdienter Feierabend!