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Schneeschuhtour auf das Hahnenköpfle (2.080m)

Eiszeit am Gipfel des Hahnenköpfle
Eiszeit am Gipfel des Hahnenköpfle

Für den heutigen Tag sind teils kräftige Schneefälle gemeldet, insbesondere am Vormittag soll es recht ungemütlich werden. Daher fällt die Tourenplanung heute auf das Hahnenköpfle, ein Gipfel, der weitgehend als Pistentour und somit auch bei widrigen Bedingungen machbar ist.

Bereits während des Frühstücks schneit es in Riezlern und es ist empfindlich kalt, als wir um 8.30 Uhr aufbrechen. 

Erstes Ziel ist heute die Auenhütte, die auf 1.300m direkt am Skigebiet Hoher Ifen liegt. Wir beginnen die Tour auf der Schwarzwassertalstraße, der wir bis zum Ende folgen werden und die um diese Uhrzeit noch wenig befahren ist. 

Morgens auf der Schwarzwassertalstraße
Morgens auf der Schwarzwassertalstraße

Wir sind dick eingepackt und trotzen der Kälte. Hier im Tal ist das ganze noch auszuhalten, wir sind gespannt wie die Situation auf über 2.000m aussehen wird. Aber erst einmal laufen wir recht gemütlich ins Schwarzwassertal und haben bis auf ein paar wenige Autos die Straße für uns. Mit zunehmender Höhe ist die Schneedecke dann weitgehend geschlossen, wer hier mit dem Auto fahren möchte, sollte Schneeketten dabei haben (die aktuell hier auch verpflichtend sind). Für uns ist der Schnee ideal und so kommen wir zügig voran. 

Mittlerweile geschlossene Schneedecke
Mittlerweile geschlossene Schneedecke

Noch kommen wir gut ohne Schneeschuhe zurecht und werden diese vermutlich erst an der Auenhütte anlegen müssen. Die Straße wird jetzt breiter und die Auenhütte kommt in Sicht, an der sich mittlerweile doch einige Skifahrer eingefunden haben. Wir schlüpfen an der Talstation in unsere Schneeschuhe und beginnen den Aufstieg Richtung Mittelstation. Hierfür orientieren wir uns an einer der blauen Skipisten, die uns den Weg bis zur Station zeigen soll. 

An der Auenhütte auf 1.300m
An der Auenhütte auf 1.300m

Auf den Pisten ist kaum was los, damit hätten wir auch gerechnet. Wir laufen etwas abseits der Piste, die allerdings durch den Schneefall auch nicht mehr frisch präpariert ist und halten uns dabei auf der rechten Seite. Die Steigung ist moderat und die Schneeschuhe bieten guten Halt auf dem frischen Schnee. Der Schneefall ist wechselhaft, teilweise fallen nur einzelne Flocken, dann frischt der Schneefall wieder auf und wir steigen im dichten Schneetreiben hinauf. Die vereinzelten Skifahrer grüßen freundlich und sind vermutlich froh, aktuell nicht mit uns tauschen zu müssen... 

Dick eingepackt geht's durch den Neuschnee
Dick eingepackt geht's durch den Neuschnee

Die Mittelstation ist erreicht und wir machen eine erste Rast im Schutze einer verlassenen Hütte. Hier gibt's nur wenig Schutz vor dem Schneefall, daher reicht es nur für ein paar Schlücke heißen Tee und eine Brezel, bevor wir den Aufstieg fortsetzen. Noch sind etwa 450 Höhenmeter zu gehen. 

Oberhalb der Mittelstation
Oberhalb der Mittelstation

Während wir gerade das Gefühl hatten, es wird heller und könnte ggfs. aufklaren zieht es jetzt wieder deutlich zu. Das Schneetreiben wird dichter und die Sicht teilweise keine 20m. Die Welt um uns herum ist einfach nur weiß und wir versuchen uns an den vereinzelten Pistenmarkierungen zu orientieren, bald sollten wir die Gipfelstation auf gut 2.000m erreichen. 

Whiteout
Whiteout

Am Ende steilt der Weg nochmal auf und urplötzlich erblicken wir auf der linken Seite die Gipfelstation. Jetzt sind es nur noch gut 50 Höhenmeter bis zum Gipfel, allerdings ab hier ohne die bei diesen Verhältnissen sehr willkommenen Markierungen. Die Sicht ist nach wie vor schlecht und zunehmend macht uns auch der Wind zu schaffen, sodass wir uns nicht lange aufhalten und direkt Richtung Gipfel aufbrechen. Einzelne Felsen ragen aus den Schneemassen hervor, insgesamt eine absolut eisige Atmosphäre! 

Eisige Stimmung kurz vor dem Gipfel
Eisige Stimmung kurz vor dem Gipfel

Wir erreichen den Gipfelgrat, der durch den Wind fast vollständig freigeblasen ist. Der eisige Wind ist jetzt wirklich kaum auszuhalten und schneidet uns fast die Nasen ab. Eine lange Gipfelrast wird es heute nicht geben... 

Am Gipfelgrat
Am Gipfelgrat

Der Gipfel ist erreicht, Aussicht gleich 0 und schneidender Wind. Wir machen ein paar schnelle Fotos und sehen zu, wieder in den etwas windgeschützteren Bereich zu kommen. 

Eiszeit am Gipfel des Hahnenköpfle auf 2.080m
Eiszeit am Gipfel des Hahnenköpfle auf 2.080m

Wir steigen zügig wieder ab und erreichen bald wieder die Bergstation. Hier wollen wir uns zumindest einmal kurz aufwärmen. Insbesondere die Finger und das Gesicht waren der Kälte doch ziemlich ausgesetzt. Wir parken unsere Schneeschuhe und kehren für einen Kaffee ein.

Die Wettervorhersage hat Besserung für den Nachmittag angekündigt, vielleicht haben wir ja noch etwas Glück beim Abstieg? Aktuell hat der Schneefall zumindest nachgelassen, nur noch einzelne Flocken fallen aus dem immer noch dichten Wolken.

Die Pause hat gut getan und so brechen wir wieder Richtung Tal auf. 

Der Himmel zieht auf!
Der Himmel zieht auf!

Und dann geht es plötzlich ganz schnell: Zuerst zeigen sich erste blaue Flecken am Himmel, dann ziehen die Wolken auf der Seite des Kleinwalsertals vollständig ab. Die Sonne kommt tatsächlich heraus! Innerhalb von 30 Minuten bläst der kräftige Wind den Himmel frei und wir sehen auf einmal wo wir uns befinden. Auf der rechten Seite die Ifenmauer, die wie ein riesiger Felsriegel aus dem Schnee aufragt. Vor uns der Allgäuer Hauptkamm, wo jetzt auch das Allgäuer Dreigestirn aus Trettachspitze, Hochfrottspitze und Mädelegabel zu sehen ist. Rechts thront der Große Widderstein über dem Talschluss des Kleinwalsertals und dem Örtchen Baad. Wir genießen die sich plötzlich bietende Aussicht und wärmen uns in der Sonne auf. 

Blick auf den Hohen Ifen
Blick auf den Hohen Ifen
Herrliche Sicht auf den Allgäuer Hauptkamm
Herrliche Sicht auf den Allgäuer Hauptkamm
Der Wind ist noch frisch aber die Sonne wärmt
Der Wind ist noch frisch aber die Sonne wärmt

Wahnsinn, wie sehr sich das Wetter hier heute verändert. Es war ein abenteuerlicher Marsch beim Aufstieg, eine eisige Stimmung am Gipfel und jetzt wird es doch noch ein traumhafter Nachmittag. Wir stapfen durch den frischen Neuschnee hinab, genießen die Sonne im Gesicht und die tolle Aussicht, die uns jetzt geboten wird. 

Ein herrlicher Nachmittag
Ein herrlicher Nachmittag

Wir sind mittlerweile unterhalb der Mittelstation und haben als nächstes Ziel wieder die Auenhütte. Der Weg ist gesäumt von jetzt schön verschneiten Tannen und wir genießen den Abstieg in vollen Zügen. Je weiter wir runter kommen desto wärmer wird es, sodass wir bald die Regenjacken ablegen können. 

Durch den tief verschneiten Wald geht's Richtung Tal
Durch den tief verschneiten Wald geht's Richtung Tal
Schattenspiele 😄
Schattenspiele 😄

An der Auenhütte angekommen ziehen wir die Schneeschuhe aus und begeben uns wieder auf die Schwarzwassertalstraße. Es war ein langer und auch anstrengender Tag, aber das Wetter ist zu schön um jetzt die Tour schon zu beenden. So laufen wir die gesamte Strecke bis nach Riezlern zurück, mittlerweile ist es in der Sonne wirklich angenehm warm! 

Herrliche Winterlandschaft
Herrliche Winterlandschaft
An der Schwarzwassertalstraße Richtung Riezlern
An der Schwarzwassertalstraße Richtung Riezlern

Ein herrlicher und spannender Tag geht zu Ende, der unterschiedlicher nicht hätte sein können. Morgens im dichten Schneetreiben, mittags bei eisigen Wind auf dem Gipfel, am Nachmittag bei herrlichem Wetter der Abstieg ins Tal. Knapp 20km Strecke und jeweils gut 1.000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg stehen auf der Uhr. Verdienter Feierabend! 

Kommentare: 20
  • #20

    eckard_schuster (Sonntag, 02 Mai 2021 16:34)

    Hallo Philipp, 2019 sind wir auf unserer 24 tägigen Alpenüberquerung durch die Venedigergruppe und Virgen-Lasörlinggruppe gekommen. Das Venedigergebiet hat uns so gut gefallen, daß ich mich zur Zeit in der Planung für eine 16 tägige Venedigerumrundung für das Jahr 2022 befinde. Ich schaue mal, ob ich etwas für meine Planung bei Dir abschauen kann. Aber im Großen und Ganzen steht die Tour. In meinem Instagram sind die Bilder der Etappen hinterlegt. MfG Frank

  • #19

    Wilco (Freitag, 11 September 2020 17:23)

    Hello Philipp,

    Thank you for your great blogs on the Heilbronnerweg.
    The photos on your website helped me a lot with the preparation on this route and what I would encounter.
    Hopefully you will publish a blog on the Watzmann in the future :), but in the meantime I wish you all the best.
    I will definitely find more inspiration for future tours on your website the upcoming months!

    Stay safe!

  • #18

    Othmar (Samstag, 05 September 2020 08:29)

    Sehr sehr sehr geil. Danke, da ist so viel Anregung dabei. Vielleicht wird das mit meiner Alpenüberquerung noch was

  • #17

    Moni (Montag, 31 August 2020 17:23)

    Hallo Philipp!
    Ich bin total begeistert von deinem Mut, Selbstvertrauen und Disziplin deine eigene Alpenüberquerung durchgezogen zu haben. Insgeheim träume ich auch schon seit Jahren von einem ähnlichen Projekt, hatte jedoch noch nie die Energie aufgebracht es in die Tat um zu setzen. Darum bewundere ich dich sehr. Du hast mir gezeigt, dass es möglich ist und das motiviert mich extrem. Vielleicht packe ich es tatsächlich in 2 Jahren an!
    Ich wünsche dir noch viele schöne Bergmomente und dass du immer gesund wieder ins Tal kommst!

  • #16

    Jürgen und Ruth (Freitag, 21 August 2020 12:10)

    Herzlichen Glückwunsch zu deiner erfolgreichen und spektakulären K1 Alpenüberquerung. Mit Spannung haben wir täglich deinen Blog erwartet, vielen Dank dafür , auch für die fantastischen Fotos, virtuell waren wir auch dabei. Wir wünschen dir jetzt eine angenehme und problemlose Heimreise und freuen uns auf das Wiedersehen.
    Ganz liebe Grüße Jürgen und Ruth

  • #15

    Kerstin (Dienstag, 18 August 2020 17:14)

    DANKE für die tolle Tourenbeschreibung des Heilbronner Weges. Insbesondere der Bockkarkopf ist für mich interessant. Die vielen detaillierten (!) Fotos helfen mir sehr, die Tour für unsere ganze Familie gut einschätzen zu können.

  • #14

    Hans 100 (Donnerstag, 23 Juli 2020 16:17)

    Zum Eurem Bericht Weißspitze:
    Gestern bin ich - seit 4 Wochen 80 Jahre alt - auf den Weißspitzengrat gestiegen. Von Kematen (ca. 1400 m, stdl. Bus von Sterzing) via 4 auf das Schlüsseljoch, 3A aufs Jaufenjoch, dann Weg 3 zur Rollspitze, zunächst einfach, dann ca.
    1 Stunde steil in teils schlecht markierten Steinfeld aufwärts. Anschließend leicht auf die Rollspitze, 2800 m. Kurz vor der Amthorspitze 2748 m wurde es schwierig mit Klettern II. Allein und da ich vor allem nicht wußte, wie es auf dem Grat weiterging, kehrte ich wieder um, stieg aber, um das steile Steinfeld zu vermeiden, weglos in das Brennerautobahn-Tal ab, bis ich auf Weg 11 stieß. Runter via 11A zur S12 zur großen Doppel-Tornante und 2,5 km Landstraß4 bis zum Bahnhof Gossensass. Letzter Zug um 22.02 nach Sterzing. Ca. 1400 bis 1500 HM, 13 Stunden. 2 kurze Gewitter.

    DANKE DANKE DANKE für Euren Saun-Weißspitze-Bericht. Ich erfahre von Euch, daß es somit ohne größere Probleme machbar ist. Plan: Sterzing (ca. 1000 m) auf dem Grat bis Weißspitze und wieder zurück. Mal sehen, was noch geht.

    Die Aussicht vom Grat ist wirklich wahnsinnig schön! Und herrlich einsam. Schafe, Kühe, Ochsen, Murmeltiere, keine Menschen auf der gesamten Tour. Was wird rund um die Sella los sein? Hunderte!
    Herzlichst!
    Hans 100

  • #13

    Katti (Sonntag, 19 Juli 2020 22:31)

    „Geh den Weg,
    der einen steinigen Aufstieg hat.
    Spüre die Sonne,
    die dich wärmt.
    Atme die Luft,
    die dich die Freiheit spüren lässt.
    Habe ein Ziel in Sicht,
    welches dir den Weg weist.“

    Philipp, ich wünsche dir alles Gute!

    Gruß, Katti M.

  • #12

    Ralf (Sonntag, 19 Juli 2020 21:37)

    Hallo Philipp,

    ich wünsche dir für morgen einen guten Start in dein Projekt! Ich werde hier immer wieder lesen, was du so zu berichten hast :-) Genieß die Zeit und pass gut auf dich auf!

    Viele Grüße, Ralf

  • #11

    Anna (Sonntag, 19 Juli 2020 21:25)

    Alles Gute auf all' deinen Wegen, Bruderherz! Pass auf dich auf!!

  • #10

    dj ötzi (Samstag, 04 Juli 2020 14:09)

    1000 höhenmeter im Schnitt und 5,6stunden Gehzeit pro tag. Ordentliches Programm. Viel erfolg!!

  • #9

    Max (Sonntag, 28 Juni 2020 21:02)

    geiles Projekt, mal sehen wo irgendwann der M1 langführt...

  • #8

    Carolin (Sonntag, 21 Juni 2020 20:48)

    Ein tolles Projekt mit deinem "K1", ich werde das weiter verfolgen. Viel Spaß bei deiner Tour!

  • #7

    Kai (Freitag, 15 Mai 2020 09:37)


    Der frohe Wandersmann
    Joseph von Eichendorff

    Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
    Den schickt er in die weite Welt,
    Dem will er seine Wunder weisen
    In Berg und Wald und Strom und Feld.
    Die Trägen, die zu Hause liegen,
    Erquicket nicht das Morgenrot,
    Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
    Von Sorgen, Last und Not um Brot.

    Die Bächlein von den Bergen springen,
    Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
    Was sollt’ ich nicht mit ihnen singen
    Aus voller Kehl’ und frischer Brust.

    Den lieben Gott nur laß’ ich walten;
    Der Bächlein, Lerchen, Wind und Feld,
    Und Erd’ und Himmel will erhalten,
    Hat auch mein Sach’ aufs Best’ bestellt.

    Viel Erfüllung und Glück auf all Deinen Wegen, mein lieber Freund.

  • #6

    Röve (Freitag, 08 Mai 2020 22:28)

    Was denn mit dem Watzmann?

  • #5

    Alex Haug (Montag, 30 September 2019 22:46)

    Toller Blog mit super Beschreibungen �

  • #4

    Sven (Donnerstag, 26 September 2019 23:20)

    Netter Blog und schöne Routenbeschreibungen. Viel Spaß bei Deinen weiteren Touren und deren Dokumentation hier :)

  • #3

    Christian (Dienstag, 18 Juni 2019 13:30)

    Schöner Beitrag, Philk. Tolles Foto auf die drei Zinnen. Schöne und sichere Tour weiterhin. Bis bald beim Gipfelstürmer Scp. Lg Christian

  • #2

    Norbert Kohlmann (Samstag, 02 März 2019 13:29)

    "Wo ein Begeisterter steht, da ist der Gipfel der Welt. "

  • #1

    Heike Schwering (Dienstag, 12 Februar 2019 11:14)

    "Demut gebietend und erhebend zugleich, kaum etwas in der Natur flößt uns soviel Ehrfurcht ein wie der Anblick von Bergen." (Kofi A. Annan)

    Sitz der Götter, Hexentanz und Heimatidyll, heilige Kultstätte und Heidis heile Welt. Das, was für viele Menschen die gefühlte Verbindung zwischen Erde und Himmel zu sein scheint, ist für mich ein wunderschönes Geröll des (Er)Schreckens.
    Zu hoch, zu stark, zu unberechenbar, zu übermächtig.

    Nein, ein Bergfreund im klassischen Sinne bin ich nicht.
    Aber gewiss ein Bewunderer derer, die sich mutig und respektvoll aufmachen, jene magischen Erhebungen zu erkennen und zu erklimmen.
    Mich hält die Schwerkraft demütig unten.

    Doch fühle ich mich reich beschenkt
    durch diese authentische und beherzte Seite
    dem Himmel trotzdem ein Stück näher sein zu können.

    Vielen Dank dafür!