Die Leidenschaft für die Berge entdeckte ich eher zufällig während eines Skiurlaubs in Oberstdorf im Winter 2015. Aus Ermangelung an ausreichend Schnee entschied ich mich mehr aus Trotz als aus Lust für eine kleine Wanderung. So schnürte ich morgens meine Winterschuhe, packte einen kleinen Rucksack und wanderte von unserer Unterkunft in der Nähe der Fellhorntalstation einfach drauf los. Ich schlug die grobe Richtung zum Söllereck ein und war gespannt, wie weit ich bei den winterlichen Verhältnissen kommen würde.
Der Weg führte über eine kleine Alpe und nach etwa 2,5 Stunden erreichte ich in der Tat das kleine Skigebiet am Söllereck. Das Wetter war traumhaft und ich rastete kurz in der Sonne. Auf einem Wegweiser war der Gipfel des Fellhorn mit zwei Stunden ausgewiesen (selbstverständlich im Sommer) und in dem Moment reizte es mich, es zumindest zu versuchen.
Der Weg war nun in dieser Höhe durchaus verschneit und insbesondere der Aufstieg in steilen Kehren auf den Fellhorngrat war äußerst mühsam. Auf dem Gipfelgrat angekommen erwartete mich 20-40cm tiefer Schnee und eine völlig unberührte Natur. Hier oben ist offensichtlich seit vielen Tagen oder sogar Wochen kein Mensch mehr gewesen, der Schnee war bis auf wenige Spuren von Tieren völlig unberührt. Ich bahnte mir den Weg immer weiter über den Grat durch zunehmend tiefen Schnee. Einige Passagen konnte ich nur auf allen Vieren überwinden. Nach etwa 2,5 Stunden erreichte ich völlig erschöpft aber wahnsinnig glücklich das Gipfelkreuz.
Die Gipfelbahn der Fellhornbahn war aufgrund des wenigen Schnees außer Betrieb, sodass ich einige Höhenmeter ins Skigebiet des Fellhorn abstieg. Die skeptischen Blicke der wenigen Skifahrer dort oben im Skigebiet der Fellhornbahn störten mich nicht. Ich fragte einen Mitarbeiter der Fellhornbahn, ob ich den 6er-Sesselift Richtung Mittelstation nehmen könnte, da ich zu Fuß hier oben sei. Dies wurde mir tatsächlich gewährt, sodass ich wenige Minuten später die Mittelstation der Fellhornbahn erreichte und noch ein kühles Weizen in der Sonne trank, bevor ich mit der Gondel wieder das Tal erreichte.
Diese Erfahrung, einen Berg bei widrigen Bedingungen und ganz alleine zu erreichen, begeisterte mich nachhaltig, sodass ich bereits im folgenden Sommer zu weiteren Unternehmungen (Zugspitze, großer Krottenkopf, Kanzelwand, Rubihorn) aufbrach. Auch in den Folgejahren verbrachte ich zunehmend Zeit in den Bergen und erfüllte mir im Sommer 2017 mit der Wanderung von Oberstdorf nach Meran einen ersten großen Traum. Das Projekt K1, die vollständige Überquerung der Alpen von Murnau am Staffelsee nach Salo am Gardasee war mein bislang größtes Projekt. Viele Berge, viele Hütten und Touren habe ich noch im Hinterkopf und bin gespannt, wohin mich meine Füße in den kommenden Jahren noch führen werden...